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Jubiläumsausstellung

Die moderne Wirtschaft und der Handel in der Neuzeit

Verpackungen im Test | Prof. Friedrich Thießen

Verpackungen im Test Usability-Probleme im Alltag

Verpackungen sorgen dafür, dass die Lebensmittel frisch und lange Zeit genießbar bleiben. Doch obwohl ein sicheres Behältnis zum Schutz der Lebensmittel notwendig ist, sorgen viele Verpackungen beim Kunden für Ärger und Unverständnis. Es geht hier um die Handhabung einzelner Verpackungen. Umfragen zeigen, dass Probleme mit Verpackungen alltäglich sind. Besonders ältere Menschen sind offenbar betroffen, da sie altersbedingte Einschränkungen bei Kraft, Tastsinn und Sehfähigkeit haben.

Die Professur Arbeitswissenschaft der TU Chemnitz führte zu dieser Problematik Kundenbefragungen und Nutzertest mit 21 Probanden durch. Für eine bessere Identifikation der Probleme mit der Gebrauchstauglichkeit wurden sowohl die sensiblere Altersgruppe der älteren zwischen 57 und 77 Jahren als auch die jüngere, der Studenten, für den Untersuchungstest ausgewählt. Die Probanden mussten nacheinander verschiedene Aufgaben bewältigen, wie öffnen, entnehmen und Inhaltsstoffe lesen; erfasst wurde unter anderem die Zeit, die sie dazu benötigen.

Die Usability von Verpackungen beschreibt das Ausmaß, in dem eine Verpackung durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen.

Im Fokus der Untersuchung standen 35 verschiedene Produktverpackungen, davon wurden nur drei problemlos von allen geöffnet; über ein Viertel der Probanden waren nicht in der Lage sieben Produkte zu entpacken, dazu zählt unter anderem ein Päckchen Hefe das so eingeschweißt war, dass es 78 Prozent der Probanden nicht schafften es zu öffnen. Der Zeitverbrauch beim Öffnen der Produkte lag durchschnittlich bei über einer halben Minute; einzelne davon benötigten bis zu 90 Sekunden.

Die Untersuchung solcher Probleme ist für den Alltag relevant, denn die Zuhilfenahme von ungeeigneten Hilfsmitteln kann im schlimmsten Fall zu Verletzungen führen. „Hersteller achten bei der Entwicklung ihrer Produktverpackungen oft unzureichend auf Bedürfnisse und Fähigkeiten der verschiedenen Verbraucher“, argumentiert Frank Dittrich, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement. Er meint dazu, dass man trotz kundenorientierter Verpackung immer noch Probleme findet, obwohl dies in Studien schon seit mehr als 30 Jahren bemängelt wird. Ein Klassiker bleibt der Schraubverschluss von Gurkengläsern, der nur mit extrem hohem Kraftaufwand zu öffnen ist, oder ein anderes Beispiel - zu kleine Drehverschlüsse. Die Kritik gilt sogar für die Verpackungen, bei denen auf ein geeignetes Öffnungsprinzip geachtet wurde, das jedoch nicht funktionierte, weil diese nicht ausreichend gekennzeichnet und somit von den Nutzern gar nicht wahrgenommen wurde.

Für 40 % der Befragten spielt eine gebrauchstaugliche Verpackung eine kaufentscheidende Rolle. Es ist wichtig, dass die Hersteller dies wahrnehmen und mitagieren um die Benutzerfreundliche Verpackung als Wettbewerbsfaktor für sich nutzbar machen. Die Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement beschäftigt sich im Bereich usability aber nicht hauptsächlich mit Lebensmittelverpackungen sondern vor allem in vielfältigen Bereichen der Mensch-Maschine-Interaktion.

Links:
Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement
Umfrage zu Verpackungen
Uni-aktuell vom 22.02.2011

Prof. Friedrich Thießen Erlebnisberichte aus der Wirtschaft der DDR und der Phase des Umbruchs nach der Wende

Friedrich Thießen
Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Christine Kornack

Friedrich Thießen ist seit 1996 Inhaber der Professur Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre an der Technischen Universität Chemnitz. Prof. Thießen hat 7 Bücher als Autor, 13 Bücher als Herausgeber und über 200 Beiträge zu Kapitalmarktfragen, zu internationalen Finanzmärkten und zur Regionalökonomie verfasst. Die Forschungsschwerpunkte seiner Professur sind Finanzwirtschaft, Regionalökonomie, Ethik und Marktwirtschaften.
Ungeachtet dessen hat er sich in der Vergangenheit immer wieder auch Themen gewidmet, die den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch nach der Wende 1989 betreffen. Dafür greift er gern auf Umfragen und persönliche Erfahrungsberichte zurück.

Von der Ost-Mark zum Euro: Die Reaktion von Wirtschaftssubjekten auf die Umstellung ihrer Heimatwährung.

1997 hat Prof. Friedrich Thießen ein „Arbeitspapier“ mit dem Titel „Von der Ost-Mark zum Euro“ erstellt, im Kontext zur damals bald anstehenden Währungsunion zum 01.01.1999. Er wollte erforschen, wie die Bürger 1990 die Umstellungsvorgänge erlebt haben, welchen Trugschlüssen die Menschen damals erlegen sind, welche Maßnahmen sie ergriffen haben und was man für die kommende Umstellung auf den Euro daraus lernen könnte. Dafür wurde im Capital-Ost und in der Freien Presse auf eine Befragung an der TU Chemnitz aufmerksam gemacht und die Leser aufgefordert, sich telefonisch zu melden. Die Bürger wurden dann zurückgerufen und in Einzelgesprächen befragt.
Herausgearbeitet wurden zwei Phasen mit ganz unterschiedlichen Verhaltensweisen der ehemaligen DDR-Bürger:
Die erste Phase erstreckte sich in etwa von der Maueröffnung (November 1989) bis zum Frühjahr 1990. In dieser Zeit fiel der Wechselkurs der Mark zur D-Mark auf 1:10 und schlechter, die Unsicherheit war groß. Dies war auch die Phase, in der besonders häufig in dauerhafte Konsumgüter und Automobilien investiert wurde, deren Wert sich aber nach der Währungsumstellung teilweise dramatisch verringerte. Die zweite Phase dauerte in etwa vom Frühjahr 1990 bis zum Umstellungsstichtag. Hier war die Zeit der größten Unsicherheit vorbei, der Umrechnungskurs hatte sich stark erholt und die Käufe dauerhafter Konsumgüter ließen stark nach.

Geldscheine
Foto: Universitätsarchiv

Thießen konstatiert, dass am Ende die Bürger, die kaum agierten und ihr Vermögen nicht in dauerhafte Konsumgüter umgesetzt hatten, am besten „gewirtschaftet“ haben.
Am Ende kommt er zu dem Schluss, dass die Umstellung auf den Euro wohl kaum Probleme bereiten und zumindest kurzfristig kaum direkt fühlbare Konsequenzen wie z. B. Preiserhöhungen haben wird. Um Vermögensverluste zu vermeiden, sollte man die Qualität ausgegebener Informationen prüfen und sich nicht auf Spekulationen stützen:

„Viele haben die Leute doch verrückt gemacht. Die wussten doch selbst nichts. Es wäre viel besser gewesen, die hätten gesagt, dass niemand was weiß.“

Links:
Spektrum 96/3
Spektrum 97/2

Zwischen Plan und Pleite (2001) – Die Idee zum Buch

„Es war Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ich war Assistent der Uni in Frankfurt. Mein Chef, Prof. Dr. Wolfram Engels, war ein berühmter Wirtschaftsprofessor. Deshalb war er auch – neben vielen anderen Ämtern – in den Kreis der Experten berufen worden, welche die westdeutsche Bundesregierung regelmäßig über die Lage in der DDR informierten.

Sein Problem: Er konnte nicht in die DDR reisen. Er wäre an der Grenze wegen versuchter Industriespionage sofort verhaftet worden. Das Expertengremium musste sich deshalb alle Informationen irgendwie indirekt erschließen. Und da die DDR ihre wahre Lage meisterhaft verschleierte, überschätzte man die Leistungsfähigkeit der DDR-Wirtschaft maßlos.

Dies wurde erst nach der Wende 1989 sichtbar, als sich die Grenzen öffneten und man gefahrlos in die DDR reisen konnte.
Damals dachte ich erstmals daran, dass man die wahre Lage der DDR-Wirtschaft doch irgendwie aufzeichnen müsste. In wenigen Jahren, so meine Idee, würde sich niemand mehr vorstellen können, wie es wirklich einmal ausgesehen hatte.
Aber wie sollte eine solche Aufzeichnung aussehen? Die Zahlen waren gefälscht und Statistiken geschönt. Eine nachträgliche Rekonstruktion der Wahrheit schien ausgeschlossen. Was konnte man also tun?

Lass doch einfach die Menschen beschreiben, was sie konkret und tatsächlich gemacht haben! Lass die Menschen erklären, welche Aufgabe sie hatten, auf welche Probleme sie stießen und wie sie sie lösten. Das Ergebnis ist doch bestimmt viel verständlicher als nackte Zahlen, schoss es mir durch den Kopf, und interessanter sowieso. Und damit ging es los. Die konkrete Chance, das Buch zu erstellen, ergab sich, als ich einen Lehrstuhl an der TU-Chemnitz annahm und schnell Freunde und Bekannte in Chemnitz gewann. Mit Hilfe des Bundesbankdirektors Hans Fehringer wurde ein Kreis von Autoren gesucht und gefunden.

Die Autoren wurden einer Art Matrix zugeordnet. Auf der einen Achse befanden sich Erlebnisberichte aus allen Wirtschaftsbranchen bis hin zum Sozial-, Bildungs-, und Kulturbereich. Auch die Kirchen fehlten nicht. Auf der anderen Achse befanden sich die Hierarchiestufen vom Lehrling über den Mitarbeiter, den Chef, den Kombinatsdirektor bis zum Ministerialbeamten.
Das Ergebnis ist m.E. beeindruckend. Man kann viele Querverbindungen ziehen. Obwohl die Autoren keine Literaten und Schriftsteller sind und es „nur“ über trockene Wirtschaftsfragen geht, lesen sich viele Berichte regelrecht spannend, und man fiebert als Leser der Frage nach, wie die Ärmsten die Probleme, auf die sie stießen, denn nun lösten“.
(Friedrich Thießen)

Links:
Kost the Ost - Ostbücher > Zwischen Plan und Pleite
Pressemitteilung vom 22.10.2001
Bücher
Foto: Universitätsarchiv

Die Wessis (2009)

Auch dieses Buch ist wieder eine Sammlung von „Erlebnisberichten“. In 33 Einzelbeiträgen berichten u.a. westdeutsche, aber auch einige ostdeutsche Zeitzeugen, die als Unternehmer oder anderweitige Führungskräfte zwischen 1989 und 1995 insbesondere im sächsischen Raum tätig gewesen sind, rückblickend über den „Aufbau Ost“. Sie geben Einblick in ihre Arbeit, ihre vollbrachten Leistungen, sprechen über ihre Motive bzw. Antriebe, über das Miteinander von „Ossis“ und „Wessis“, über ihre Erfolge oder auch ihr Scheitern.

Das Buch gliedert sich in 12 thematisch verschiedene Abschnitte, wie „Politische Führung“, „Architektur und Städtebau“, „Maschinenbau und Textilindustrie“, „Bauen und Wohnungsverwaltung“, „Groß- und Einzelhandel“, „Autos und Reisen“, „Presse, Kultur und Sport“, „Sozialdienste und Kirchen“, „Unternehmens-, Rechts- und Steuerberatung, Gastronomie und Braukunst“, „Banken und Versicherungen“, „Öffentliche Verwaltung“.

Alle Autoren sind sich letztlich in dem Punkt einig, dass die gegenseitige Anpassung an Ost und West nicht innerhalb einer Generation von statten gehen wird, sondern mehrerer Generationen bedarf. 40 Jahre Systemunterschied und damit verbundene höchst unterschiedliche Erfahrungshorizonte bedürfen noch vieler Jahre, um sich anzugleichen. Es zeigt sich aber auch, dass der bisher gegangene Weg der Wiedervereinigung und des Aufbau Ost trotz aller Probleme und Fehlentscheidungen am Ende der richtige war.

Links:
Rezension Ulrike Boldt