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Adventskalender der TU Chemnitz 2002

Weihnachtsfiguren aus Pappmaché


Adventszeit - Zeit der Pfefferkuchen, der Schwibbögen, Pyramiden und Kerzen. Ein Besuch des Weihnachtsmarktes oder der Folkloretage gehören ebenfalls dazu. Verträumt geht der eine oder andere an den Ständen und Buden entlang. Jedes Jahr das gleiche. Plötzlich ein Schild: "Pappmachéfiguren" über zierlichen Weihnachtsfiguren. Mancher schüttelt verwundert den Kopf und denkt: "Woraus man heutzutage so etwas macht!"

Weihnachtsfiguren aus Pappmaché

"Falsch" ruft der Weise aus dem Morgenland aus der ersten Reihe. "Wir sind nicht aus Pappe. Genau wie die `Pfefferkuchen' wurde der Begriff als Sammelbezeichnung verwendet. Im heutigen Sprachgebrauch müsste man uns `Massefiguren' nennen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts waren wir im Erzgebirge zu Hause."

Im 19. Jahrhundert zogen Pyramiden in die Stuben der Erzgebirger ein. Dafür wurden viele Figuren benötigt. Doch wer sollte diese schnell und zugleich für jeden erschwinglich herstellen? Das Kunsthandwerk der Produktion von Massefiguren wurde geboren. Im Erzgebirge entstanden in kurzer Zeit 15 bis 16 Firmen, davon 5 allein in Annaberg.

Im Jahre 1864 eröffnete der Tischler Friedrich Herrmann Lahl seine Firma "Lahl". Mit Masse, feucht wie Kitt, Modellierholz, Geschick und Fingerfertigkeit formte er erste Figuren. Sofort verliebten sich die Leute in seine filigranen Schönheiten. Im Laufe der Jahre entstand ein umfangreiches Sortiment. Später führte sein Sohn Paul die Geschäfte weiter.

Figurenform

Um die Jahrhundertwende (1900) spiegelte sich die Bekanntheit der Firma im oberen Erzgebirge in einem geflügeltem Wort wider. Strömten in der alljährlichen Weihnachtszeit sehr viele Besucher zum Weihnachtsmarkt, wurde es eng auf der Straße. Dann hörte man ab und zu: "Die Wolkensteiner Straße wird gesperrt, der Männel-Lahl treibt seine Viecher zum Weihnachtsmarkt".

Ein besonderer Figurenliebhaber war Oskar Brückner. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine enge Freundschaft zur Lahl-Familie.

Figuren in Kisten verpackt

In den Wirren des zweiten Weltkrieges kam der einzige Sohn der Lahlfamilie ums Leben. Was sollte nun aus der Firma werden? Zum Glück hatte Oskar 5 Söhne. Doch der ausgesuchte Nachfolger hatte andere Interessen. Als Paul Lahl Ende 1959 starb, verpackte seine Witwe das Firmeninventar, wie Formen, Zubehör, Rohstoffe und halbfertige Sachen, in Kisten. Diese brachte sie zu Oskar. Er wiederum lagerte die Sachen im Schuppen und in der Scheune. In den 60er Jahren verdrängten Plastikfiguren die Massefiguren vollständig vom Markt.

Traurig und scheinbar vergessen lagen in halbfertigen Figuren im Versteck. In den 70er Jahren musste Markus Brückner, ein Sohn von Oskar, einige Wochen krankheitsbedingt zu Hause bleiben. Eines Tages spürte er die Sehnsucht der halbfertigen Figuren. Liebevoll holte Markus einige heraus. Noch wusste er nicht, wie die Figuren hergestellt wurden. Aber los ließen sie ihn nicht mehr. Mit Hilfe der Inventarliste von 1910 sowie alter Materialbestellungen probierte er die Technologie aus. Bis zum Ende der 90er Jahre konnten einzelne Figuren zur Weihnachtszeit den Besitzer wechseln. Das Hobby musste aus Alters- und Gesundheitsgründen aufgegeben werden. Sollte die Herstellung der Massefiguren erneut verschwinden, obwohl noch nicht alle vorhandenen wieder gefertigt wurden?

Die Figuren wuchsen Markus' Sohn Helmut ans Herz. Hat er doch seinen Vater bei den Experimenten beobachtet. Doch ist Helmut dafür geeignet? Fingerfertigkeit bringt der gelernte Tischler mit. Zeichnen hat der spätere Theatermaler hinter den Kulissen des Annaberger Theaters oft genug geübt.

In Erinnerung an den ersten Gründer entsteht die Firma am 1. November 2000 unter dem Namen "FiguriLa" neu. Seit der Zeit werden jährlich weitere Formen des alten Sortiments an das Tageslicht geholt. Heute ist etwa die Hälfte des ursprünglichen Bestands wieder verfügbar. Auch die noch fehlenden Figuren sollen bald neu entstehen.

Vitrine mit Masse-Figuren


Und so werden die Weihnachtsfiguren aus Pappmaché hergestellt.



Kontakt: FiguriLa
Pyramiden-, Krippen- und Leuchterfiguren
Helmut Brückner
Annaberger Str. 17
09456 Mildenau
Telefon: 03733/556168
Öffnungszeiten: Di bis Fr: 13 - 18 Uhr
Sa: 9 - 13 Uhr
FiguriLa in Mildenau

Noch bis zum 1. Februar sind die Figuren im Museum des Frohnauer Hammers in Annaberg ausgestellt.

Figuren aus Pappmache




Version zum Ausdrucken


© Text und Fotos: Petra Pönisch
Marion Riedel, Die TU-Wichtel im Dezember 2002

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