Adventskalender der TU Chemnitz 2003 Räucherkerzchen - ein Blick in die Werkstatt
Die Fa. Carl Jäger, des Gründers der ersten Crottendorfer Räucherkerzenfabrikation, berichtet zur Historie der Räucherkerzen, daß die Bergleute im 11. und 12. Jahrhundert sich und ihr "Gezähe" vor Antritt der Arbeit mit Räucherwerk weihten. Dafür stellten sie aus Holzkohle, Harz und Bindestoffen die kleinen Kegelchen her. Später fand der Brauch auch Einzug in den Alltag des Erzgebirglers. Besonders um die Weihnachtszeit wurde damit eine wohltuende Atmosphäre verbreitet. In der Firmengeschichte der KNOX-Räucherkerzen des Schleizer Apothekers Hermann Zwetz spielte die Suche nach preiswerten schwelenden Stoffen gegen Atemwegserkrankungen eine große Rolle. Fahrende Händler brachten die kleinen Kegelchen aus Thüringen auch in das Erzgebirge. Da beide Firmen aber erst nach 1830 gegründet wurden, gab es vorher sicher eine häusliche Herstellung der Räucherkerzen an verschiedenen Orten. Man stellte die Kerzchen zum Verbrennen auf eine kleine Scherbe, ein Blech oder in ein nicht brennbares Gefäß. Hinter die Kulissen der Räucherkerzenherstellung können Sie in der Neudorfer Schauwerkstatt der Fa. Huss schauen. Seit 1930 werden dort aus Holzkohle, Stärkebrei und natürlichen Duftstoffen nach eigenen Rezepturen Räucherkerzchen gefertigt. Neben den echten "Weihrauch-Kerzl" finden sich auch der Geruch von Fichte/Kiefer, Lavendel, Sandel, Weihnachtsduft, und Citrus. Aus der fertigen geruchfreien Modelliermasse werden kleine Pyramiden geschnitten. Diese werden mit der Hand auf einem Brett zu Kegelchen geformt. Nach ausreichender Trockenzeit verbreiten sie erst nach dem Entzünden ihren typischen Geruch. Die großen Kegel werden auch heute noch mit der Hand geformt. Für die gewöhnliche Größe gibt es eine Maschine, die die Modeliermasse in Form preßt. Für besondere Kerzen in der Form eines Weihnachtsmannes oder eines Tannenbaumes gibt es Handformen. Nach Verbrennen dieser Kerzen bleibt ein Asche-Weihnachtsmann oder -Tannenbaum auf der Unterlage stehen. Jürgen Huss, der Enkelsohn des Firmengründers, setzt die Tradition der Räucherkerzenherstellung fort und entwickelt als Maschinenbauer seit 1996 neues Räucherkerzenzubehör - die Räucherkerzenöfen und Räucherkerzenpyramiden. Die Bezeichnung "Feinste Erzgebirgische Volkskunst" ist für diese Wunderwerke aus Blech volkommen gerechtfertigt.
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