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Adventskalender der TU Chemnitz 2006
Zinnfiguren
Zinnfiguren sind heutzutage weniger bekannt als in früheren Jahrzehnten.
Doch das läßt sich ja ändern. Dr. Möbius, ein 81 Jahre alter Chemiker aus
Chemnitz führt seit nunmehr neun Jahren Projektunterricht an einer Chemnitzer
Grundschule durch. Die Schüler lernen dabei alle Schritte bis zum fertigen
Diorama kennen - und das sind einige.
Die Formen
Alle Formen entstehen in Handarbeit. Zumeist wird Thüringer Blauschiefer verwendet, andere Zinnfigurengießer verwenden Speckstein. Dazu wird noch eine Reihe
von Werkzeugen benötigt. Wer einen Zahntechniker kennt, ist klar im Vorteil:
Deren alte Werkzeuge eignen sich hervorragend!
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Die Figuren werden mit Kohlepapier abgepaust, dann angerissen. Danach kommt Ruß auf den Stein. Die jeweils
andere Seite des Steins wird mit Talkum bepudert. Nach dem Zusammendrücken hat
man eine schwarze Figur auf weißem Grund und kann auch die zweite Hälfte
bearbeiten.
Zusätzlich muss noch ein Eingussgössel angearbeitet werden, und damit die
Luft beim Gießen entweichen kann, gibt es Luftpfeifen.
Mehrere Probeabgüsse, auch Abdrücke mit Silikonkautschuk zeigen die Fehler
der Form. Doch irgendwann ist der Abdruck befriedigend, die Form fertig.
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Guss
Nun kann man mit dem Guss beginnen. Das Material besteht zu 60% aus Zinn,
zu 40% aus Blei, auch Spuren von Antimon und Wismut sind enthalten, um
den Schmelzpunkt zu drücken. Zinn selbst schmilzt bei reichlich 200°C.
Die Form wird auf rund 70°C vorgewärmt, damit das Lot nicht schon im
Eingussgössel erstarrt. Eine Wärmeplatte eignet sich gut dazu.
Die Form wird mit Talkum eingepinselt, um die Figur später leichter lösen
zu können. Früher wurde Ruß dafür verwendet.
Dann muss man den Boden gut abdecken, sonst läuft das flüssige Zinn gleich
wieder unten heraus - ein typischer Anfängerfehler.
Nach kurzer Abkühlzeit kann die Figur entnommen werden. Den Gössel kneift
man ab, der kann gleich wieder eingeschmolzen werden.
Auch die Luftpfeifen werden entfernt, Grate mit einer Nadelfeile sorgfältig
geglättet.
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Bemalen
Nun wird die Figur mit verdünntem Latex grundiert. Ursprünglich
wurden Ölfarben verwendet, doch die erwiesen sich wegen der langen
Trocknungszeit in Projekten mit Kindern als ungeeignet.
Am nächsten Tag kann dann die eigentliche Bemalung mit Wasserfarben
erfolgen. Das geht schnell und macht Spaß. Zum Schluss kommt noch eine
Schicht Lack darauf, das gibt einen schönen Glanz - und die Figur ist
nun fertig.
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In den Schulprojekten entstanden viele Käfer - meist von den Mädchen gestaltet -, Ritter - von den Jungen, aber auch Kaufleute, Hunde, Zwerge und Teddybären. Die Figuren haben eine Höhe
bis zu 5 cm Höhe, und einige dürfen sich auch in reichhaltig gestalteten
Diorahmen zeigen, die dann im Schulhaus von Schülern, Eltern und Gästen
bewundert werden. Dr. Möbius hat viele Kinder von 9 bis 12 Jahren an dieses
Hobby herangeführt und ist oft auf große Begeisterung gestoßen.
Er wird dies auch in diesem Schuljahr wieder tun,
und vielleicht ruft dann bei der öffentlichen Ausstellung auch wieder ein Mädchen im Vorbeigehen seinen Eltern zu:
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"Das steht bei uns in der Schule, das ist cool!"
Das Weihnachtswort des Tages, erklärt von der Sprachberatung
der TU Chemnitz
© Fotos: Ralph Sontag
Ralph Sontag, Die TU-Wichtel im Dezember 2006
Adventskalender der TU Chemnitz 2006
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