Adventskalender der TU Chemnitz 2007
Bergbau und Porzellan
Das Bergbaurevier Aue-Schneeberg
Bergbau und Porzellan - wie passt das wohl zusammen?
Aus zwei ganz unterschiedlichen Notizen, die ich im vergangenen Jahr irgendwo gelesen habe, entstand die Idee für diese Adventskalenderseite.
Ist es doch immer wieder interessant, was neben den bekannten Erzen in unserem Erzgebirge
so alles zu Tage gefördert wurde und was daraus entstanden ist.
Im Bergbaurevier Aue-Schneeberg waren das neben Silber, Eisen, Zinn, Arsen und Kupfer
insbesondere Kaolin und Kobalt - zwei Rohstoffe,
die zur Herstellung edlen Geschirrs benötigt werden.
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Kaolin in verschiedenen Verarbeitungsstufen
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Kaolin - Porzellanerde - kommt weltweit relativ selten vor.
Erwähnenswerte Lagerstätten befinden sich auch in Deutschland.
Das sächsische Kaolin ist ein Verwitterungsprodukt des hiesigen Granitgesteins.
Meißner Porzellan
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In der Porzellanmanufaktur Meißen ist eine Jubiläums-Sonderausstellung
"300 Jahre Böttgersteinzeug" angekündigt.
Vor 300 Jahren ist es Johann Friedrich Böttger in Zusammenarbeit mit
Ehrenfried Walther von Tschirnhaus gelungen, mit "weißer
Erde" (Kaolin) erstmalig in Europa weißes Porzellan herzustellen. Proben ergaben,
dass das Kaolin aus Aue am besten für die Porzellanherstellung geeignet war.
Innerhalb relativ kurzer Zeit entstand in Meißen die Manufaktur - zunächst auf der Albrechtsburg, die 150 Jahre lang mit Kaolin aus der "Weißerdenzeche St. Andreas" in Aue
beliefert wurde. Laut kurfürstlichem Mandat durfte das Auer Kaolin bei Strafe auch
nirgendwo anders hin geliefert werden.
Übrigens kommt auch heute noch das Kaolin für das Meißner Porzellan aus Sachsen, aus dem "Börtewitzer Becken" im Mittelsächsischen Hügelland.
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Aber nicht nur der Grundstoff für das Meißner Porzellan stammte aus dem
Bergbaurevier Aue-Schneeberg, sondern auch Kobaltblau für die Bemalung.
Kobalt ist immer in Verbindung mit anderen Erzen zu finden, meist mit Wismut, Nickel und Arsen wie hier im Erzgebirge.
Die hiesigen Lagerstätten waren im 18./19. Jahrhundert die ertragreichsten in Europa.
Im Schneeberger Revier gab es im 18. Jahrhundert etwa 40 Kobaltgruben.
In Aue und Schlema entstanden Blaufarbenhütten, die etwa 100 Jahre lang das Monopol
zur Herstellung von Kobaltblau inne hatten.
Vor dem Meißner Porzellan wurden schon die berühmten Delfter Kacheln mit dem
erzgebirgischen Blau bemalt.
Informationstafel im Stadtmuseum Aue
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Kobaltblüte
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Farbtafel Kobaltblau
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Stadtmuseum Aue
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Noch mehr Informationen und Anschauungsstücke zu diesem Thema findet man im
Stadtmuseum von Aue, das in einem alten Huthaus untergebracht ist.
Außerdem gibt es in diesem Museum noch viel Interessantes
zum Bergbau und dessen Folgeindustrie im Gebiet Aue-Schlema-Schneeberg,
das Teil des Projektes
"Montanregion Erzgebirge" für die Unesco-Weltkulturerbe-Liste ist.
Sehr informativ sind z.B. die kurzen Darstellungen der einzelnen
bergmännischen Berufsgruppen der Region, deren Tätigkeit und Tracht.
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Modell eines Förderturms im Museumsgelände
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Bergmannsstube
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im Museum
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In einem kleinen, vom Museum aus zugänglichen Stollen kann auch ein Untertagearbeitsplatz
besichtigt werden, an dem verschieden Bergbautechniken erläutert werden.
Zu sehen sind hier vor allem schwere Abbaumaschinen aus der Zeit des Wismut-Bergbaus.
Schon der Anblick der Arbeitsgeräte lässt ahnen, welcher Lärm in den engen Stollen
geherrscht haben muss.
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schwere Abbautechnik
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Informationen: Stadtmuseum Aue
© Fotos: W. Riedel
Ursula Riedel, Die TU-Wichtel
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