Adventskalender der TU Chemnitz 2007
HIERONYMUS LOTTER
Haben Sie diesen Namen schon mal gehört? Viele Sachsen kennen ihn bestimmt.
Nein, er ist nicht der Urheber der umgangssprachlichen Bezeichnung
"verlottert" für etwas Verkommenes. Im Gegenteil! Er war von 1549 bis
1571 Chursächsischer Baumeister und schuf zum Beispiel so schöne Bauten
wie die "Augustusburg" bei Chemnitz und das "Alte Rathaus"
in Leipzig.
Aber schauen wir uns das Leben dieses so eng mit dem Erzgebirge verbundenen
Baumeisters mal ein bisschen genauer an.
Lotterhof in Geyer
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Hieronymus Lotter ist zwar kein gebürtiger Erzgebirger - er wurde 1497 in
Nürnberg als Sohn eines Kaufmanns geboren - übersiedelte aber schon 1509 mit
seinen Eltern in die aufstrebende Bergstadt Annaberg, wo er ebenfalls Kaufmann
lernte. Er interessierte sich aber mehr für Bauwesen und Architektur und erarbeitete
sich im Selbststudium die notwendigen Fähigkeiten zur Planung und Ausführung großer Bauvorhaben.
In Leipzig, wohin ihn die Geschäfte seines Vaters geführt hatten, entstand 1545 sein erstes öffentliches Gebäude,
das "Kornhaus", ein großes Magazingebäude am Leipziger Brühl.
Während seiner Zeit als Chursächsischer Baumeister und langjähriger Bürgermeister
von Leipzig entstanden noch viele öffentliche Bauten.
Aber Lotter beschäftigte sich auch mit dem Bergbau und kaufte 1564 in Geyer
eine Zinngrube, die er aufwändig ausbaute. Um diesen Ausbau vor Ort überwachen
zu können, erwarb er dort ein Rittergut, das er zu seinem Zweitwohnsitz ausbaute,
den "Lotterhof".
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Der sächsische Churfürst August I., der dort auf Jagdausflügen zu Gast war, übertrug ihm den Bau eines Lust- und Jagdschlosses auf dem Schellenberg bei Chemnitz.
Die Schwierigkeiten bei diesem Bau, an dem oft mehr als 1000 Menschen täglich
arbeiteten, kosteten Lotter nicht nur die Gunst des Churfürsten sowie sein Amt
als Hofbaumeister, sondern auch einen großen Teil seines privaten Vermögens.
Obwohl er die Augustusburg nicht selbst vollenden konnte,
setzte er sich aber besonders mit diesem Schloss ein Denkmal als einer
der großen Renaissancebaumeister Sachsens.
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Die Augustusburg
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Nach dem Tod seiner Frau siedelte Lotter 1576 endgültig nach Geyer über und
widmete die letzten Jahre seines Lebens dem Bergbau. Doch auch die Zinngrube musste letztendlich verpfändet werden und im Juli 1580 verstarb er
verarmt und einsam auf dem Lotterhof.
Sein Grab befindet sich in der St. Laurentiuskirche in Geyer.
Veranstaltungen für den Lotterhof
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Der Lotterhof in Geyer ist auch heute noch ein stattliches Haus,
an dem aber leider der Zahn der Zeit ziemlich genagt hat (siehe 1. Bild), so dass es
sprichwörtlich "verlottert" aussieht.
Dabei verbirgt der äußerlich schlichte Bau in seinem
Inneren schöne Renaissancedekors. Um einen der letzten Privatbauten Lotters zu erhalten, haben sich engagierte Bürger der Region in einem Förderverein (www.kulturmeile.de.vu) zusammengefunden und organisieren unter anderem Veranstaltungen im Lotterhof.
Wer neugierig geworden ist, kann ja zum "Advent im Lotterhof" am 8.12. mal
vorbeischauen, zumal Ort und Umgebung ja noch viel mehr zu bieten haben.
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Kirche und Wachturm
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Die Binge
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Entstehung der Binge
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Die historischen Bauten Geyers sind auf einem beschilderten Stadtrundgang erkundbar,
in den auch die Geyersche Binge einbezogen ist.
Ein Rundweg um und durch die Binge erklärt deren Entstehung. Wenn der Pfad im Winter zu verschneit ist, lohnt sich aber wenigstens ein Blick von den beiden Aussichtspunkten in der Nähe des Huthauses.
Informationen:
Lotterhof: www.kulturmeile.de.vu
Geyer: http://www.stadt-geyer.de/ - Tourismus - Sehenswertes - Stadtrundgang - Nummern in der Karte anklicken
© Fotos: W. und U. Riedel
Ursula Riedel, Die TU-Wichtel im Dezember 2007
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