Adventskalender der TU Chemnitz 2012
Sie hängen zur Weihnachtszeit in Einkaufszentren und Kirchen, auf Flughäfen, in unzähligen Wohnzimmern und an vielen anderen Stellen: Adventssterne. Ein Adventsstern symbolisiert den Stern von Bethlehem, ist also eng mit der biblischen Weihnachtsgeschichte verbunden. Doch für viele gehört er einfach nur zur Weihnachtszeit wie der Weihnachtsbaum oder der Schwibbogen. Im Erzgebirge, wie sollte es auch anders sein, haben sich mehrere charakteristische Formen entwickelt. So gibt es beispielsweise Sterne aus Annaberg, Hartenstein oder Wilkau-Haßlau. Doch der wohl bekannteste Adventsstern, der Herrnhuter Stern, kommt nicht aus dem Erzgebirge, sondern aus der Oberlausitz.
Dort siedelten sich Anfang des 18. Jahrhunderts Mitglieder der Brüdergemeine, einer evangelischen Freikirche, an, die aus ihrer Heimat in Böhmen und Mähren vertrieben worden waren. Sie gründeten den Ort Herrnhut. Von Beginn an wurde auf eine gute schulische Ausbildung der Kinder geachtet. Im 19. Jahrhundert fand das Basteln von Sternen Anwendung im Geometrieunterricht. Ziel war das Training des räumlichen Vorstellungsvermögens und der praktische Umgang mit geometrischen Körpern. Vorbild war ein von einem Erzieher gebastelter Stern aus Pappe und Papier. Es wurde zum Brauch, dass die Schüler zu Beginn der Adventszeit gemeinsam Sterne bastelten und damit ihre Internatsstuben schmückten. So konnten auch sie trotz Trennung von der Familie - viele Angehörige der Brüdergemeine waren als Missionare weltweit unterwegs - die Adventszeit genießen. Der Brauch, am 1. Advent gemeinsam Adventssterne zu basteln, setzte sich auch bald in den Familien durch und wurde in die Welt getragen.
Seit 1894 wurden in Herrnhut von Pieter Hendrik Verbeek Bastelbögen zum Bau der Sterne verkauft. Der ursprüngliche Stern war rot-weiß. In den Folgejahren entwickelte er den Stern weiter, indem er die heute bekannte selbsttragende Konstruktion mit 25 Zacken (17 große viereckige und acht kleine dreieckige) schuf und patentieren ließ. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ein weltweiter Vertrieb aufgebaut. Ab Mitte der 1960er Jahre konnten, zwischenzeitlich unter staatlicher Kontrolle, erstmals sogar ganzjährig Sterne produziert werden - nach wie vor in Handarbeit. Seit 1991 existiert die Herrnhuter Sterne GmbH mit der Brüder-Unität als Gesellschafterin. In den letzten Jahren wurde das Sortiment erweitert. 2010 konnte schließlich das neue Firmengebäude mit Produktionsstätte, Verwaltung, Schauwerkstatt und Ladengeschäft in Betrieb genommen werden.
In der Schauwerkstatt kann man die einzelnen Arbeitsschritte zur Herstellung der verschiedenen Sterntypen aus der Nähe erleben oder sogar selbst probieren. Verständlicherweise läuft die Herstellung eines Kunststoffsterns mit 13 cm Durchmesser etwas anders ab als die eines Papiersterns mit 80 cm Durchmesser, obwohl beide dieselbe Form haben. Es ist schon beeindruckend, wie viele Arbeitsschritte und wie viel Präzision dazu erforderlich sind. Darüber hinaus erfährt man in der Schauwerkstatt alles zur Geschichte der Sterne. Natürlich kann man auch seinen Favoriten aus dem Sortiment auswählen und käuflich erwerben.
© Fotos: Herrnhuter Sterne GmbH, Ulrich Hertel
Ulrich Hertel, Die TU-Wichtel
Adventskalender der TU Chemnitz 2012