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Adventskalender 2017 der TU Chemnitz

Wos d'r Wenzel Max derzählt …

Max Wenzel

Dieses Buch aus den 50er Jahren mit einer Sammlung der schönsten erzgebirgischen Mundartgeschichten und -gedichten von Max Wenzel ist sicher einigen unserer Leser aus der Region bekannt. Doch wer war Max Wenzel?

Die Wikipedia verrät uns einige biographische Angaben: Geboren 1879 in Ehrenfriedersdorf, Lehrer in Wiesa, Militärdienst in Leipzig, dann Lehrer in Geyersdorf, Grumbach und zuletzt im Chemnitz in der André-Schule, gestorben 1946.

Etwas mehr erfahren wir von ihm selbst:

Dr Glückauf-Maa in Schwarzenbarg hoot mir esu zugesetzt, doß ich emol mei bissel Labn beschreibn söllt, doß ich'n doch dan Gefalln tue will. 's ward soot un genung Leit gabn, vu dan de en sprachen: «Ze wos dä, dan Bruder kenne mer schie», un annere warn sogn: «Wie kimmt dä dar drzu, mir hobn doch ‹bedeutendere Leute› in unnern Verein». Na, schod für Holz, nu schreib ich oder gerod erscht racht. … [Weiter].

Während seiner Lehrertätigkeit ab 1903 in Grumbach bei Jöhstadt begann er bedingt durch den engen Kontakt zur Bevölkerung mit dem Schreiben von Erzählungen aus dem Erzgebirgsmileu.

Insbesondere ein gewisser Sattler-David lieferte ihm hier viele Anregungen, der in der Kunstfigur des «Weißköppel-Dav» ein Denkmal fand. Dessen Ansichten ershienen regelmäßig als Beiträge in Chemnitzer Zeitungen. Da diese Geschichten viel Anklang fanden, erschienen bald erste Bücher mit Erzgebirgsgeschichten, die in der Anfangszeit meist von H. Thümmlers Verlag in Chemnitz veröffentlicht wurden.

Pfaffernüsseln
Bei uns im Arzgebirg
Für de lange Ohmd

Sonntigsruh

Half mer da neilich af'n Dorf, wie ich e Sonntigpartie hiegemacht hatt, e Gung ofn richting Wag. Es war e astelliger Gung, drüm schenket ich'n en Neigrosch. Er bedanket sich un stecket ne ei. Ich freget ne nu: «Wos machst de dä mit dan Gald?» «Dos heb ich mer auf!» saht'r. «Dos machst de racht,» tat ichn lobn, «immer spar der dei Gald, es sei schlachte Zeiten itze!» «Haa,» fuhl'r mer in der Red, «besunersch heit zon Sonntig! Da haat mer nu emal en Neigrasch – un de Läden sei zu!»

Aus: Für de longe Ohmd.

Weiterhin beschäftigte sich Max Wenzel intensiv mit Heimatforschung und schrieb regelmäßig Beiträge in den Veröffentlichungen des Erzgebirgsvereins. In seinen Büchern berichtet er ebenfalls über erzgebirgische Bräuche und Traditionen. So finden sich in «Pfaffernüsseln» die Beiträge «Harbest» und «Johanniszauber». Auch über Chemnitz, seine Bauwerke, Geschichte und Sehenswürdigkeiten finden sich zahlreiche Artikel.

Kein mächtiger Strom trägt die Schönheit in unsere Stadt; kein stolzer Dom wölbt sich als Wahrzeichen einer künstlerischen Hochkultur über die Dächer – Essen über Essen ragen zum Himmel und der Menschenstrom, der die Straßen erfüllt, schlendert nicht im behaglichen Nichtstun dahin; ein Rhythmus beherrscht alles – Stadt wie Bewohner – die Arbeit. Und sie, nur sie hat der Stadt ihren Stempel aufgedrückt. Und trotzdem lieben wir unsere Stadt, und wer sich in ihr festgenistet, will sie nicht mehr verlassen. Ruß-Chemnitz hat man sie gescholten, … [Weiter]

Der Geschichte der erzgebirgischen Christ- und Mettenspiele widmet er ein ganzes Buch. Anfang des 19. Jahrhunderts zogen Laienspielergruppen von Haus zu Haus und führten hier eine Mischung aus Verkündigungsspiel und Weihnachtsbescherung auf, bis dieser Brauch durch massive Unterdrückung durch die Kirche zum Erliegen kam (Auszug).

Eine heitere Begebenheit bei diesen Spielen schildert er im «Weißköppel-David (2. Band):

… Allemol ze Weihnachten, do taten sich in Dorf e paar Mannsen un Weibsen zesamme, die macheten e Engelschar. Na es mögn manichsmal racht deftige Engeln gewasen sei! Es warn oder beileid net när Engeln, nä, es gehöreten de heilige Mari, der Gosef, der Wert, zwä Herten, zwä Engeln un der Rupperich derzu. Die taten sich mitenaner e Theater eistudiern. Dos spieleten se oder net in Gasthuf ofn Sool, naa, do zugn se schie ageputzt in de Dörfer rüm, ginge in de Häuser nei un spieleten de heilige Weihnachtsgeschicht. Die Sach war aa net aufgeschriebn, es hatt's e jed's vu sen Voter oder seiner Mutter gelarnt. Se hatten net derhaufen dervu, se kriegeten hierde emol Kaffee un Stolln, bei en Flascher aa emol e fünkel Worscht. Es setzet aa emol e paar Pfeng oder e Flaschel Schnaps. Es war abn a Sach, die se sich salber zon Vergnügen macheten. Nu is oder emol e werklichs Ding gepassiert, dos muß ich emol derzehln. … [Weiter]

Max Wenzel war ein gern gesehener Referent im Erzgebirgs- und anderen Vereinen. Hier trug er über seine Heimatforschung vor. Gemeinsam mit Anton Günther veranstaltete er Mundart-Abende, um für das Erzgebirge zu werben.

Auch in einem umfangreichen Wanderführer stellt er das Erzgebirge vor. Dieser erschien kurz nach dem ersten Weltkrieg und pries die Region als lohnendes und preiswertes Urlaubsziel, als kaum jemand die Möglichkeiten und Mittel für Fernreisen hatte. Da wir dieses Jahr schon viele konkrete Wanderungen vorstellen, zitieren wir daraus keine Tour, sondern stellen die drei historischen Höhenwege des sächsischen Erzgebirges vor.

Um dem Wanderer die schönsten Stätten des Gebirges im bunten Wechsel von Tal und Höhe zugänglich zu machen, hat der Erzgebirgsverein drei Höhenwege markieren lassen, die wohl sämtliche besuchenswerte Punkte des Gebirges berühren. Die einheitliche Markierung, für deren Durchführung Herrn Schuldirektor Wappler in Zöblitz das Hauptverdienst zuzusprechen ist, hat hoffentlich durch den Krieg keine Vernachlässigung erfahren. [Weiter]

Dr Weißköppel-David singt sei Adventsliedel

Singweis': Da streiten sich die Leut herum.

Nu sei mer wieder mol su weit, es Gahr gieht still ze End; es kimmt de liebe Weihnachtszeit, mer stiehe in Advent. Mei Harz dos is schie eigestimmt, bluß gibts noch viel ze tu; dä bis der heil'ge Ohmd kimmt, do kriegt mer halt ka Ruh.

Mei Fraa, die schuft in enewag, se hakelt un se flickt, se hoot e grüne Ärmelgack fei aa für mir gestrickt. Wenn ich die zieh in Sommer a, lacht alles fei grodnaus, un alles ruft: «Sieht net dar Maa grod wie e Laabfrusch aus?!»

En Christbaam kaf' ich billig ei, dan hul ich aus'n Wald, ne Förschter werd doch egal sei, wenn epper aner fahlt. Un Pfafferkuchen komme naa un Äppeln un aa Nüss'; dann sieht'n doch ka Mensch mehr a, daß er su billig is.

Nu möchten mer aa backen gieh, Fraa, kaf es Backzeug ei! Daß Hefenstöckel gieht racht schie tu fei ze viel net nei! Back lieber e paar Maßle mehr, dä Butterstolln is gut! Und hott mer Stolln, do spart mer när an lieben tägling Brut.

Sorg' macht mer när mei Peremett, die gieht fei net von Flack, se stieht wie Ochs un rührt sich nett, – ich arger mich ze Drack! Viern Gahr, do lief se wie der Wind, dos könnt ihr mir gelaabn! – Na, wenn se sich net bal besinnt, do hack ich 's Luder zam!

Wos ass' mer dä de Feiertog? Na, wenn der Herrgott will, do kafen mer e Gansel noch, e Gans die gibt en viel! E Zwölfpfundgans racht schie un fett, die wär uns racht esu; füllt Pfann' un Mogn un Topp un Bett un macht uns alle fruh.

Na, Kinner, sogt mer, wos'r wollt, de Weihnachtszeit is schie! Un wer dos noch net wissen sollt, mog ins Geberg nan gieh! Bei uns do kehrt's Bornlkinnel ei, drüm sing' mer allezam: Weihnacht ka nergends schänner sei, als wie bei uns derham!

Quellen