Materialwissenschaften und Werkstofftechnik
von den Autoren W.D. Callister und D.G. Rethwisch,
WILEY-VCH, Weinheim 2013, 79,90 EUR
ISBN 978-3-527-33007-2
Die naheliegende Frage, was eine Vorstellung eines Buches mit dem genannten Titel mit Chemie und der GDCh zu tun hat ist mit dem banalen Hinweis auf den veröffentlichenden Verlag sicher nicht beantworten. Der Hinweis auf den Studiengang "Advanced Functional Materials" mag als Begründung schon etwas überzeugender sein (der geneigte Leser mag sich selbst ein Bild aus der Studiengangsbeschreibung machen). Ein erster Blick in das Buch, das ob seines Umfang und schlichten Gewichts mächtig beeindruckt, räumt alle Zweifel aus. Es paßt zu Chemie. Die erste Tabelle im Einband listet wichtige Eigenschaften chemischer Elemente auf, denen man im Zusammenhang mit dem Arbeitsgebiet des Buchtitels immer wieder begegnen wird. Und sehr chemisch geht es weiter mit Kapiteln über Atombau, chemische Bindung, Kristallographie, Fehlstellen und Diffusion. Man könnte voreilig glauben in einem sehr guten Lehrbuch über ausgewählte Kapitel der physikalischen Chemie gelandet zu sein. Flüchtige Zweifel räumt Kapitel 6 über die mechanischen Eigenschaften metallischer Werkstoffe aus. Versetzungen, Verfestigungsmechanismen, Werkstoffversagen und Phasendiagramme folgen. Natürlich beschränken sich die Autoren nicht auf Metalle: Keramiken, Gläser, Polymere und Verbundwerkstoffe folgen. Neben diesen stoffbezogenen Kapiteln folgen Abschnitte über Korrosion und Degradation sowie über elektrische, thermische, magnetische und optische Eigenschaften. Ein kurzes Kapitel über ökonomische, ökologische und soziale Aspekte der Materialwissenschaften schließt das Buch ab.
Es ist reich illustriert, mit Photographien aus dem Alltag, die beschriebene Effekte und Eigenschaften mit praktischen Beispielen anschaulich machen. Ebenso aber auch mit Grafiken, die den Text sinnfällig ergänzen und verdeutlichen. Zusammenfassungen am Ende jeden Kapitels helfen beim Bemühen, angesichts des Buchumfangs und der dargebotenen Materialfülle den Überblick zu behalten.
Als Lehrbuch zu einer bestimmten Lehrveranstaltung wird dieses eindrucksvolle Werk eher selten zum Einsatz kommen. Als Nachschlagewerk (fast jedenfalls, das ausführliche Register hilft dabei) wird es zu vielen thematisch verwandten Lehrveranstaltungen eine gute und zum Weiterlesen - und -lernen anregende Ergänzung sein.
(R. Holze, Chemnitz)
Unendliche Weiten - Kreuz und quer durchs Chemie-Universum
herausgegeben von T. K. Lindhorst und H.-J. Quadbeck-Seeger,
WILEY-VCH, Weinheim 2017, 29,90 EUR
ISBN 978-3-527-34203-7
Schon 1999 hat die GDCh aus Anlaß eines Geburtstages - es war ihr 50ster - mit einem Buch betitelt "Chemie erlebt - 50 Jahre GDCh" die zahlreichen Facetten dieser Wissenschaft und die Rolle einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft darin und dafür beleuchtet. Das vorliegende Buch ist aus Anlaß eines anderen Geburtstages entstanden: Vor 150 Jahren wurde in Berlin 1867 eine ihrer beiden Vorgängerorganisationen, die "Deutsche Chemische Gesellschaft" als Verband der in Universitäten und Forschungseinrichtungen tätigen Chemiker und sehr wenigen ChemikerInnen gegründet. Es mag ein Trend der Zeit sein jeden irgendwie plausibel gemachten Jubiläumsanlaß zu andächtiger Selbstbeweihräucherung zu nutzen, aber davon ist dieses Buch meist weit entfernt. Wie sein gelungener Vorgänger wird wiederum der Versuch unternommen, alle Aspekte der Chemie, von den zentralen Feldern der organischen, anorganischen und physikalischen Chemie bis zu den Überschneidungen mit Physik und Biologie und weiteren Disziplinen, vorzustellen.Der Versuch, die zahlreichen und inhaltlich wie formal recht heterogenen Beiträge etwas zu ordnen, führt zu einem etwas verwirrenden Inhaltsverzeichnis, das besser nicht als Anregung für weitere Bücher, noch weniger für eine Dissertationsschrift, dienen sollte. Irgendwie scheint aber die klassische Dreiteilung der Chemie in Anorganische, Organische und Physikalische Chemie zumindest ein erstes Organisationsprinzip gewesen zu sein. Entsprechende Überschriften in den Kapiteln 2 und 6 legen diese Vermutung nahe. Chemie geht aber schon seit langem über diese drei Teildisziplinen hinaus. Neue Gebiet haben sich aus diesen drei herausentwickelt, Biochemie und Elektrochemie mögen als Beispiel dienen - sie sind im Buch breit vertreten mit Kapiteln zu Glykowissenschaften, Biotechnologie und elektrochemischen Grenzflächen. Aber auch eine Revolution der Biologie und der erweiterte genetische Code werden in Beiträgen behandelt. Hier wird deutlich, daß Biochemie vielleicht nur in unangemessener Verkürzung als Entwicklung aus der organischen Chemie alleine verstanden kann. Wie viele der Themen auch anderer Beiträge z.B. zu Mikroplastik in Ökosystemen, Chemie und Wasser, Nuklearchemie oder organischer Elektronik ist mindestens die Wechselwirkung mit ganz anderen Fachgebieten, der Biologie, der Ökologie, der Elektronik oder den Materialwissenschaften eine ähnlich wichtige Triebkraft bei der Etablierung neuer Disziplinen.
Irgendwie zu kurz gekommen zu sein scheint das, was ChemikerInnen gemeinhin als theoretische Chemie bezeichnen. Sei es in ihren Anwendungen in nahezu allen anderen Gebieten der Chemie als wichtige Hilfe bei der Deutung experimenteller Befunde und bei der Formulierung von Fragestellungen und Postulaten für die experimentelle Bearbeitung wie bei der Entwicklung von Methoden und Modellen zum Verständnis von Atomen, Molekülen und Materialien ist die theoretische Chemie ebenso unübersehbar wie unentbehrlich. Vielleicht wird diese zumindest subjektiv als Lücke empfundene Schwachstelle des gelungenen Buches anläßlich des nächsten Jubiläumswerkes geschlossen.
Bis dahin bietet das vorliegende Buch, das man im besten Sinne wegen seiner reichhaltigen Ausstattung auch als Bilderbuch bezeichnen kann, vielfältige Gelegenheit zum Blättern und Schmökern in den Weiten der Chemie. Ob sie wirklich unendlich sind wird die Leserin schließlich selbst entscheiden.
(R. Holze, Chemnitz)
Periodensystem der Elemente
von den Autoren E. Fluck und K.G. Heumann,
WILEY-VCH, Weinheim 2016, 9,90 EUR
ISBN 978-3-527-34326-3
Natürlich ist für einen Chemiker das Periodensystem der Elemente eine Selbstverständlichkeit, ob im Einband eines Lehrbuches, als scheckkartengroße Erinnerung eines Chemikalienhandels oder in anderer Form. Ob man es noch als häuslichen Wandschmuck mag - so von einem Bonner Chemieprofessor vor Jahren empfohlen - mag jeder selbst entscheiden. Wenn ein solches Produkt hier dennoch der Erwähnung würdig befunden wird muß es schon überzeugende Gründe geben. Die 6. Auflage, in der es nun erscheint, ist ein erstes Indiz. Der Preis - im Vergleich zur Preisgestaltung der erwähnten Zugaben - ist eher kein Indiz. Aber eine genaue Betrachtung rechtfertigt ihn, und bei noch genauerer Betrachtung zeigen sich nur Vorteile. Auf einer Seite ausgewählte physikalische Daten der Elemente, auf der anderen chemische, geologische und biologische Eigenschaften. Auf letzterer Seite stehen die Elementnamen in Englisch, offenbar planmäßig. Denn natürlich stehen auf der "physikalischen Seite" die gewohnten deutschen Namen. Die Autoren haben nahezu jeden Quadratmillimeter genutzt. Und wenn der Leser wirklich mal eine Eigenschaft vermißt - z.B. kürzlich die Mohs'sche Härte von Cadmium - ist er nur kurze Zeit enttäuscht. Vorher hat er erstaunlich und beruhigend oft das Gesuchte gefunden. Die solide Verpackung läßt Überleben dieser "Tafel" sogar unter widrigen Bedingungen, z.B. auf einem Labortisch, erwarten. Man sollte es stets in Griffweite haben.
(R. Holze, Chemnitz)
Grundlagen der Elektronenspektroskopie
vom Autor H. Rau,
WILEY-VCH, Weinheim 2015, 69,90 EUR
ISBN 978-3-527-33903-7
Schon der Begriff "Elektronenspektroskopie" ist häufiger Anlaß der Verwirrung: der Chemiker denkt an UV-Vis-Spektroskopie, der Physiker an die zahllosen Verfahren z.B. der Photoelektronenspektroskopie, in denen Elektronen als Sonden und/oder Signal verwendet werden. Der Physikochemiker muß nachfragen. In der Bachelorausbildung des Chemiestudiums liegt der Schwerpunkt naheliegend bei der UV-Vis-Spektroskopie. Wer dort mehr wissen möchte als im zeitlich begrenzten Rahmen einer Übersichtsvorlesung zu spektroskopischen Methoden, in der oft schon gängige Spektroskopie lokaler Schwerpunktsetzung folgend ignoriert werden, angeboten wird ist mit diesem Buch gut bedient. Auf den ersten Blick ist es reich an Formeln, bei dem Buchtitel legt die Grundlagennähe dies nahe. Wer sich davon nicht abschrecken läßt erfährt (fast) alles zur Anregung (d.h. natürlich auch zur Lichtabsorption) und zur Deaktivierung und den damit verbundenen Prozessen. Und falls der gesuchte Begriff beim Lesen im Text nicht auftaucht: Das umfangreiche und systematische organisierte Register führt auch zum Ziel.
Wer also mehr zu den Grundlagen der UV-Vis-Spektroskopie wissen möchte ist hier an einer, in der deutschsprachigen Literatur: der Quelle angekommen.
(R. Holze, Chemnitz)
App vom Arzt
von den Autoren J. Spahn, M. Müschenich, J.F. Debatin,
Verlag Herder GmbH, Freiburg 2016, 16,99 EUR
ISBN 978-3-451-37508-8
Wer bei einem Klinikaufenthalt - als Patient oder Besucher - die eindrucksvollen Aktenwagen gesehen hat, die bei ärztlichen Visiten durch die Flure rollen, mag dies noch als etwas anachronistisch oder nostalgisch abgetan haben. Wenn man dann erlebt, wie mangels Informationsweitergabe zwischen beteiligten Medizinern unverträgliche oder sich in ihrer Wirkung aufhebende Medikamente verschrieben werden, hält man die in unseren Breiten noch übliche Art der traditionellen Kommunikation für leicht bedenklich. Wer im letzten Moment eine MRT-Untersuchung mit Hinweis auf einen implantierten Herzschrittmacher verhindert hat, findet diese Traditionstreue nicht mehr lustig.
Würde man rasch die zahlreichen eindrucksvollen und bereits heute realisierbaren Beispiele vom umfassenden Einsatz von IT-Hard- und Software nutzen, wären nicht nur die eingangs genannten Beobachtungen nicht mehr möglich, es würden zahlreiche weitere Fortschritte erreichbar. Einen bunt gemischten breiten Überblick zu bereits bestehenden Möglichkeiten und sich abzeichnenden Entwicklungen gibt das vorliegende Buch. Die drei Autoren haben recht unterschiedliche Blickwinkel auf die Materie. Während J. Spahn als Bundestagsabgeordneter durch häufige Beiträge zur Gesundheitspolitik vor allem in seiner Zeit als gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bekannt wurde sind die beiden anderen Autoren in der "Gesundheitswirtschaft" in recht unterschiedlicher Funktion - nicht ganz uneigenützig - unterwegs. Entsprechend bunt gemischt ist der Buchinhalt, und leider auch einigermaßen ungeordnet. In bunter Folge wird offenbar alles, was den Autoren zu Hard- und Software in der Medizin eingefallen ist, aneinandergereiht. Geradezu lyrische Beschreibungen der Nutzung eines Smartphones zum Auffinden eines Restaurants zum Abendessen und der verschiedenen Größen, in denen ein Babystrampler aus Baumwolle zur Ermittlung von Vitalfunktionen erhältlich ist, bis zu Big Data und Cloudcomputing - so ziemlich alles wird angesprochen. Nur ein roter Faden ist durchgängig gut sichtbar: Übertriebene Datenschutzbedenken sind eher von Nachteil. Ob diese allerdings die größten Hindernisse sind bleibt offen. Die von den Autoren beiläufig angesprochenen Status- und Profitinteressen dürften ähnlich wirksam sein. Wenn zum Schluss dem Leser zum Erreichen des letzten Abschnitts nach einer wilden Zickzackfahrt gratuliert und erneut überzogener Datenschutz als Fortschrittshindernis dargestellt wird bleibt der Eindruck zurück, daß die bunte Mischung ohne jegliche erkennbare Ordnung und Wertung dem Leser nur dieses Hindernis auf dem Weg in eine großartige Zukunft als entscheidend eingeredet werden soll. Ein Hindernis gewiß, aber nicht das einzige.
(R. Holze, Chemnitz)
Einführung in die Festkörperphysik
vom Autor P. Hofmann,
WILEY-VCH, Weinheim 2013, 29,90 EUR
ISBN 978-3-527-41226-6
Ein potentieller Autor eines Lehr- oder Sachbuches wird sinnvollerweise mit dem Schreiben erst nach sorgfältiger Prüfung des Bedarfes für sein Werk beginnen, und dies sollten Verlage wohl auch so sehen. Im Einzelfall mag der Bedarf durch Neuentwicklungen des Lehrstoffes, den Wunsch nach einr zusammenfassenden Übersicht eines Forschungsgebietes, die Überalterung vorhandener Lehr-bücher oder andere Ursachen begründet sein. Eitelkeiten auf allen Karrierestufen oder enthemmter Mitteilungsdrang dürften allenfalls beim Autor einen Bedarf begründen. Angesichts der Zahl von Lehrbüchern zur Festkörperphysik mit überwiegend vorzüglichem Ansehen und laufender Aktuali-sierung ist für dieses Gebiet ein Bedarf im obigen Sinn kaum erkennbar. Ein unübersehbarer Nach-teil dieser etablierten Werke ist ihr schierer Umfang. Dies mag vor allem für „Nichtphysiker“ ab-schreckend sein, und so mag eine Einführung ihre Berechtigung haben. Dann sollte der Autor al-lerdngs auch diesen Zweck im Auge behalten und nicht schlicht Auszüge aus den großen Lehrbü-chern zusammentragen. Besondere Sorgfalt verdient bei einem enführenden Text die leicht ver-ständliche Darstellung, bei der ein Leser nicht mit Fachbegriffen überrascht und von stillschwei¬gend vorausgesetzten Vorkenntnisse ausgebremst wird. Und eine sorgfältige, möglichst fehlerfreie Darstellung gehört sicher auch dazu. Ob Widersprüche zwischen Bild (z.B. Abb. 10.1, im Bild Halb¬leiter und normales Metall (was ist das?), in der Legende normales Metall und Supraleiter) und Bildunterschrift weiterhelfen darf auch bezweifelt werden. Im vorliegenden Buch wird aus den Danksagungen deutlich, daß es sich nun doch um ein Werk für fortgeschrittenen Physikstudierende handelt, das aus einer Vorlesung hervorgegangen ist. Der Leser mag es selbst in die o.a. Kategorien einsortieren, hier kann das Buch selbst kaum empfohlen werden.
(R. Holze, Chemnitz)
Industrielle Anorganische Chemie
von den Autoren M. Bertau, A. Müller, P. Fröhlich und M. Katzberg,
WILEY-VCH, Weinheim 2013, 139,00 EUR
ISBN 978-3-527-33019
Die Herstellung zahlreicher anorganischer Grundstoffe, Elemente wie Chlor oder Wasserstoff, Metalle, Halbleiter, und ihrer Verbindungen wie Silikone und Kunstdünger, aber auch von Zeolithen, Zement oder Keramiken sind aus chemischer Sicht Untersuchungsgegenstände der anorganischen Chemie, aus Sicht der technischen Durchführung Aufgaben der technischen Chemie. Auch wenn die Situation der technischen Chemie als Fachgebiet an einigen sächsischen Universitäten derzeit ein eher mäßiges Interesse an diesen Prozessen – die oftmals als Maßstab industrieller Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich herangezogen werden – befürchten läßt ist dieses Buch neben (oder statt) entsprechender Vorlesungen eine vorzügliche Quelle der Information über alle nur denkbaren Aspekte der oben genannten Beispiele – und weiterer Produkte und Verfahren wie der Produktion von Pigmenten für Lacke und Korrosionsschutz; und selbst Prozesse um Kernbrennstoffe werden ausreichend berücksichtigt. Das Buch macht beim Blättern und Lesen schlicht Spaß, es ist „nutzerfreundlich“ gestaltet (mit schlaglichtartigen Kurzfassungen zu Beginn jedes Kapitels), geht mit Illustrationen sparsam und gezielt um, und nur selten stören die Ergebnisse mangelnder Sorgfalt z.B. im Inhaltsverzeichnis. Dem stattlichen Preis steht ein stattliches Buch gegenüber, und im Vergleich zu Büchern mit ähnlichem Titel, die wesentlich preisgünstiger und vielfach schmaler im Inhalt sind, lohnt sich das Lesen an jeder Stelle, weil der Leser nicht befürchten muß, daß es nur eine sehr selektive Auslese zum Thema darstellt. Also wird der Leser die Lektüre in eine Bibliothek verlegen, und dort ist das Buch geradezu zwingend aufzustellen.
(R. Holze, Chemnitz)
Lehrbuch der Physikalischen Chemie
von den Autoren G. Wedler und H.-J. Freund, 6. vollst. überarbeitete und aktualisierte Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2012, 89,90 EUR
ISBN 978-3-527-32909-0;
Arbeitsbuch Physikalische Chemie,
WILEY-VCH, Weinheim 2012, 19,90 EUR
ISBN 978-3-527-33426-1
Eine ansehnlich hohe Auflagenzahl legt stets die Vermutung nahe, daß es sich um ein gelungenes Buch handelt. Nur selten spielen sekundäre Argumente wie das Fehlen von Konkurrenzwerken eine Rolle. Beim hier vorzustellenden Lehrbuch gibt es reichlich Konkurrenz, in deren Büchern das Gesamtgebiet der Physikalischen Chemie ebenso wie seine zahlreichen Teilgebiete ebenfalls mehr oder weniger gelungen vorgestellt werden. Was spricht – außer der praktischen und durchaus verständlichen Tatsache, daß einem Studierende meist schlichte finanzielle Argumente den Kauf von mehr als einem Lehrbuch je Kernfach für das Bachelorstudium verbieten – für dieses Lehrbuch, das eine komplette Darstellung der Physikalischen Chemie für eben dieses Studium verspricht? Es stellt dieses Gebiet tatsächlich vollständig dar! Gewiß ist Physikalische Chemie (der Name läßt dies bereits vermuten) interdisziplinär – und sie ist dies in den letzten Jahren immer mehr geworden. Und damit wächst das Risiko, Teilgebiete am Rand – und damit schon fast in angrenzenden Gebieten – zu vernachlässigen. So taucht biophysikalische Chemie nicht einmal im Register auf. Andererseits finden sich im Register 18 Hinweise auf galvanische Zellen. Das mag gut gemeint sein, hilft aber nicht. Der Leser findet 17-mal Details, und nur an einer Stelle eine Definition – die er ja in der Regel gesucht hat. Dies ist sicher der halb-automatischen Herstellung des Index geschuldet, den kritisch zu prüfen man übersehen hat. Ebenfalls hartnäckig übersehen hat man seit der ersten Auflage die grafische Darstellung zum Symmetriefaktor in der elektrochemischen Durchtrittsreaktion. Statt einer räumlichen Koordinate ist eine Reaktionskoordinate an der x-Achse richtig, das treu mitgeschleppte Bild legt irreführend räumliche Zusammenhänge nahe, die es nicht gibt. Es ist und bleibt ein Buch für den Generalisten, der ein Studierender im Bachelorstudium sicher sein sollte. Und da das Buch von nun zwei hochangesehenen Vertretern der Oberflächenchemie und -physik geschrieben wurde wird man ihnen diese Ungenauigkeit bei einem sehr elektrochemischen Problem gerne nachsehen.
Alles spricht für das Buch – bis auf den Preis. Nimmt man das etwas verschämt Arbeitsbuch genannte Lösungsbuch hinzu (und das werden die meisten neugierigen Käufer und Leser sicher tun, um die Richtigkeit ihrer Überlegungen und Lösungen zu überprüfen) bewegt sich der Preis des Unternehmens schon deutlich über der 100 EUR-Marke. Ein stolzer Preis – für ein gelungenes Werk.
(R. Holze, Chemnitz)
Massenspektrometrie
von den Autoren H. Budzikiewicz und M. Schäfer, 6. Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2012, 39,90 EUR
ISBN 978-3-527-32911-3
Vermutlich gehört die Massenspektrometrie neben der NMR-Spektroskopie und der Röntgenstrukturuntersuchung zu den populärsten, wichtigsten und am häufigsten eingesetzten Verfahren der präparativ arbeitenden Chemiker. Um so bedauerlicher ist, daß in der genau dieser Thematik gewidmeten Veranstaltung des Bachelor-Studiengangs Chemie an der Technischen Universität Chemnitz diese Methode aus der Vorlesung ebenso wie aus dem zugehörigen Praktikum wegen Zeitmangels entfernt werden mußte. Braucht man sie dennoch ist man auf gute Bücher angewiesen – und wenn ein solches Buch bereits wie hier in der sechsten Auflage erscheint und einer der beiden Autoren fast eine Vaterfigur im deutschsprachigen Bereich für diese Methode(nfamilie) ist, braucht man fast keine weitere Empfehlung auf den Weg zu bringen. Die Autoren gehen eindrucksvoll systematisch vor: Nach Klärung von Nomenklaturfragen und einigen technischen Definitionen werden die Bausteine eines Massenspektrometers nachvollziehbar und vollständig vorgestellt. Methodische Varianten und neue technische Entwicklungen werden berücksichtigt. Besondere Aufmerksamkeit werden den verschiedenen Ionenarten gewidmet. Der Hauptteil des Buches ist natürlich der Auswertung von Massenspektren gewidmet, hier werden übliche Aufgabenstellungen, thermodynamische Fragen umfassend das Verhalten typischer Vertreter gängiger Stoffklassen umfassend behandelt. Den besonderen Forschungsinteressen der Autoren ist ein Kapitel mit Beispielen aus der Naturstoffchemie gewidmet. Zu guter letzt werden im Anhang Literaturhinweise, englische Fachausdrücke, gängige Zahlenwerte für den Massenspektroskopiker und typische Spektren von offenbar häufiger auftretenden Verunreinigungen zusammengetragen. Das Buch ist reichhaltig illustriert, und nur selten – so bei Bild 2.20/21 gerät der Leser ins Grübeln: Hier wären weitere Erläuterungen für den Novizen (an den sich das Buch seinem Titel entsprechend vor allem richtet) hilfreich gewesen.
(R. Holze, Chemnitz)
Wissenschaft kommunizieren
von dem Autor C. Könneker,
WILEY-VCH, Weinheim 2012, 24,90 EUR
ISBN 978-3-527-32895-6
Wissenschaft ist zu einem großen Teil Kommunikation, Diskussion und Diskurs; ohne diese Auseinandersetzung verkümmert sie. Für einen Hochschulangehörigen drückt sich dies u.a. in der Selbstverpflichtung zum Bericht an die wissenschaftliche wie allgemeine – die Hochschule alimentierende – Öffentlichkeit aus. Wenn dies an einer Hochschule an beiden Punkten geringgeschätzt wird und wenn einzelne Hochschullehrer dies für lästig halten – an der moralischen Verpflichtung ändert das nichts. Gewiß f/auml;llt Kommunikation nicht jedem gleich leicht (oder schwer), vor allem die Verbindung zur außerwissenschaftlichen Öffentlichkeit scheint oft besonders dünn. Hilfe ist da sicher willkommen – und das hier vorgestellte Buch ist eine solche von ganz besonderer Qualität. Der Autor ist – beruflich einschlägig und erfolgreich vorbelastet – als Redakteur, Autor, Blogger etc. vielseitig aktiv, und dies schlägt sich in dieser systematischen Übersicht und Anleitung nieder. Von der Formulierung der Überschrift über den Vorspann, die Textgliederung, Zwischenüberschriften (Pullquotes sind das also nicht) bis zu Bildunterschriften und sprachlichen Figuren wird ein kompletter "Musterbeitrag" betrachtet. Spezielle Formen der Kommunikation außerhalb wie innerhalb der wissenschaftlichen Welt ergänzen diesen Durchgang. Mit zehn Thesen zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation und einer Liste hilfreicher Recherchequellen endet das Buch. Es macht Spaß beim Lesen – selbst wenn man nicht auf der Suche nach konkreten Ratschlägen ist – und ist hilfreich, wenn man in eben einer solchen Klemme steckt. Es sollte auf keinem Schreibtisch fehlen.
(R. Holze, Chemnitz)
Handbuch Feuerverzinken
herausg. von P. Maaß und P. Peißker, 3. vollständig überarbeitete Ausgabe,
WILEY-VCH, Weinheim 2012, 49,00 EUR
ISBN 978-3-527-33251-9
Schon der Gedanke an das schiere finanzielle Volumen der jährlichen Korrosionsschäden läßt jede Maßnahme zur Korrosionsverhinderung, zumindest aber Minderung, hochwillkommen erscheinen. Wenn diese Maßnahme neben einer guten Schutzwirkung auch noch dekorativ vorteilhaft ist und schließlich mit einer vorteilhaften Ökobilanz glänzt ist es besonders willkommen. Zu diesen Verfahren gehört das Feuerverzinken, das übrigens auch von Betrieben in der Chemnitzer Region erfolgreich betrieben wird. Das Ergebnis – ein typischer matt schimmernder grauer Metallüberzug – ist aus dem Alltag kaum wegzudenken. Leider gilt das auch für die mit der Nutzung dieses vorteilhaften Verfahrens verbundenen Kunstfehler, so die Mischung von Werkstoffen bei der Herstellung metallischer Verbindungen mit der dann fälligen Kontaktkorrosion.
Das vorliegende Buch behandelt in größter Breite nicht nur diese Stichworte, sondern jeden nur erdenklichen Aspekt erschöpfend und umfassend. Von den Grundlagen der Korrosion schlechthin über die Geschichte des Feuerverzinkens wird vom verzinkungsgerechten Konstruieren, den nötigen Anlagen, Details des eigentlichen Verfahrens, typischen Fehlern und Schwachstellen, fortgeschrittenen Verfahrensvarianten (Duplex-Verfahren) bis zu zahlreichen eindrucksvollen Anwendungsbeispielen wirklich alles von Experten des Gebietes behandelt. Nur selten ist bei einem Buch der Titel Handbuch so gerechtfertigt wie hier – und angesichts der Flut von zweifelhaften Handbüchern (und ihren Handbook genannten Verwandten) kann das nicht deutlich genug betont werden. Zahlreiche Zeichnungen und Photographien unterstützen den Text – leider allerdings ärgerlich oft in kaum erkennbarer Form. Das mag mit der Geschichte des Buches zusammenhängen. Die erste Auflage – deren Vorwort dezent verschwiegen wird – erschien 1970 in Leipzig. Angesichts der großen Tradition dieses Verlagsortes an sich nicht bedenklich. Leider hatte man an diesem Ort (und in der umgebenden Republik) erhebliche Probleme mit akzeptablem Druck von Zeichnungen und Photographien. Dieser Geburtsfehler haftet dem Buch unerfreulich deutlich an. Der Mehraufwand zur Neuherstellung sehr vieler Zeichnungen und Bilder dürfte prohibitiv hoch sein – falls es eine weitere Auflage gibt, wäre er es dennoch wert. Dennoch – bereits jetzt ist das Buch nicht nur das Handbuch des Feuerverzinkers, sondern jedes mit metallischen Oberflächen und ihrem Schutz befaßten Techniker und Wissenschaftler.
(R. Holze, Chemnitz)
Chemielabor
von dem Autor M. Wächter,
WILEY-VCH, Weinheim 2011, 34,90 EUR
ISBN 978-3-527-32996-0
Wer hätte sich das nicht schon einmal gewünscht: Ein handliches Buch, das in praktischen Fragen des Laboralltags und der Experimentalpraxis rasch und zuverlässig Auskunft gibt. Hier ist es - fast. Wenn nicht aus unerfindlichen Gründen der Index fehlen würde, könnte man dieses Buch guten Gewissens zu einer Laborausstattung - und weil es dort vermutlich nicht lange liegen bleiben dürfte (und angekettet wie in einer Klosterbibliothek doch etwas zu unhandlich wäre) - zu einer persönlichen Buchausrüstung des Chemiestudierenden zugehörig erklären wollen.
Der Autor hat nach eigener Ausbildung zum Laboranten in verschiedenen Funktionen umfangreiche Lehrerfahrung gesammelt. Die kommt ihm hier zugute. Nach allgemeinen Hinweisen zur Laborsicherheit und zum sicheren Umgang mit Chemikalien wie typischen Geräten (wer wußte, das H-Sätze die R-Sätze und das P-Sätze die S-Sätze abgelöst haben, und das E-Sätze hinzugekommen sind?) behandelt der Autor systematisch Arbeitsmethoden, stellt die dabei verwendeten Geräte und Materialien vor (und erläutert fallweise ihre nicht immer offenkundige Funktion) und arbeitet sich so bis zu grundlegenden mikrobiologischen Arbeitsmethoden vor. Wie schon gesagt - ein gut erschlossenes Nachschlagewerk, in dem man z.B. rasch und ohne langes Suchen Auskunft zum Begriff "Gefahrenbewertung" findet, ist es leider nicht geworden. Zugegeben, das letzte Beispiel fällt nicht in die Zuständigkeit von Lernenden, sondern von Verantwortlichen. Aber dahin wird jeder Lernende über kurz oder lang kommen. Also - in einer Neuauflage mit einem Register den zweifelsohne hohen Gebrauchswert des Buches nachdrücklich erhöhen.
(R. Holze, Chemnitz)
Chemie über den Wolken ... und darunter
von dem Autor R. Zellner und der GDCh,
WILEY-VCH, Weinheim 2011, 29,90 EUR
ISBN 978-3-527-32651-8
Auch die lautstarken und zu Recht besorgten Debatten über die Entwicklungen von Volkswirtschaften und Währungen konnten in den letzten Jahren die warnenden Hinweise auf die durchaus bedenklichen Entwicklungen des Klimas und damit zusammenhängend der Erdatmosphäre nicht ganz verdrängen. Da die bereits eingetretenen Veränderungen stark mit höchst unterschiedlichen menschlichen Aktivitäten zusammenhängen und in großem Umfang mit chemischen Reaktionen und dem Verhalten von chemischen Spezies verknüpft sind kann es nur begrüßt werden, wenn die zahlreichen chemischen Facetten des Themas Atmosphäre in einem größeren Zusammenhang von Fachleuten allgemein verständlich beleuchtet werden. Daß dieses Buch rechtzeitig zum Internationalen Jahr der Chemie 2011 erscheint mag der besseren Publicity geschuldet sein, es ist auf jeden Fall der Gewichtigkeit des Gegenstands angemessen.
Der Herausgeber R. Zellner ist in der Physik und Chemie der Atmosphäre durch umfangreiche eigene wissenschaftliche Arbeit bestens bekannt, für dieses immerhin 238 Seiten umfassende Buch hat er sich der Mithilfe zahlreicher Wissenschaftler versichert. Die Beiträge recht unterschiedlicher Länge und Tiefe sind meist gut verständlich und opulent illustriert (das dabei manches nichtssagende Bild eingestreut wurde ist wohl dem bedachten Leserkreis geschuldet), mitunter sind die Abbildungen (so zu Kältemitteln) zusammen mit dem dazu etwas sparsamen Text leicht kryptisch, in einigen Fällen auch möglicherweise etwas sorglos aus anderen Quellen (so den Foliensätzen des Fonds der Chemischen Industrie) mit mäßiger Qualität übernommen. Das Thema Feinstaub ist weniger in aller Munde, dafür aber in der Luft vieler Ballungsräume. Warum es in einem Beitrag zu Nanopartikeln abgehandelt werden mußte, der zum Gegenstand so gut wie gar nichts berichtet, dafür aber vollkommen zusammenhanglos Leuchtdioden abhandelt, wird ein kleines Geheimnis des Herausgebers bleiben. Vielleicht konnte er den Autor dieses leicht fehlgeleiteten Beitrags einfach nicht bremsen. Den guten Gesamteindruck des Buches trübt diese Entgleisung nur vorübergehend.
(R. Holze, Chemnitz)
Bachelor-, Master- und Doktorarbeit
von den Autoren H.F. Ebel und C. Bliefert, 4. aktualisierte Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2009, 29,90 EUR
ISBN 978-3-527-32881-9
Fast könnte man von einem Klassiker reden, und nur kleine Veränderungen im Titel lassen den Trend der Zeit und die Aktualität erkennen: In der ersten Auflage war noch traditionsbewußt von Diplom- und Doktorarbeiten die Rede. Im deutschsprachigen Raum ist dieses Buch allerdings schon in jeder Ausgabe die Anleitung zur Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten schlechthin, und zusammen mit weiteren Büchern der Autoren zum wissenschaftlichen Publizieren bietet es eine ebenso breite wie detaillierte Palette von Antworten auf alle denkbaren Fragen, die beim Schreiben von wissenschaftlichen Texten auftauchen können. Etwas anders als bei Kochbüchern - wo die Notwendigkeit einer Zutat meist ebenso unzweifelhaft ist wie die Sinnhaftigkeit vorgeschlagener Verarbeitungsschritte - mag mancher angehende Verfasser eines solchen Textes (und das Gleiche gilt auch für die an anderer Stelle von den Autoren behandelten wissenschaftlichen Vorträge) im Detail andere Vorstellungen haben, mitunter gibt es auch (selten genug) genaue Vorgaben der Universitäten zur Gestaltung. Diese Vorgaben sind jedoch stets rein formaler Natur, und die eigenen Vorstellungen entpuppen sich bei kritischer Prüfung im Lichte des vorliegenden Buches oft als wenig praktisch, unsystematisch oder aus Sicht des Lesers verwirrend. Das vorliegende Buch behandelt - zumindest mit kritischem Blick auf eingehende eigene Erfahrungen - jede denkbar Frage beim Verfassen der im Titel genannten Arbeiten. Man mag einwenden, daß vor allem bei dem recht bescheidenen Status, der aus formalen Gründen einer Bachelorarbeit zugestanden wird, diese Aufmerksamkeit für das Detail übertrieben sei. Die Antwort ist ein schallendes Nein: Die bei der Bachelorarbeit gesammelte Erfahrung wird sich bei folgenden Arbeiten bewähren, und viele Hinweise und Anregungen kann man getrost der Lebenspraxis zuschreiben. Insofern ist sogar der für ein relativ schmales Buch stolze Preis schon fast als eine angemessene Investitition zu bezeichnen. Eine empfehlenswerte ist es allzumal für eine Buch, das beim Schreiben am besten stets in Reichweite steht.
(R. Holze, Chemnitz)
Analytische Chemie
von dem Autor M. Otto, 4. Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2011, 55,00 EUR
ISBN 978-3-527-32881-9
Druckfrisch und von einem bekannten Autor, der "um die Ecke" an der Bergakademie Freiberg als einer der wenigen verbliebenen Vertreter seines Faches die Analytische Chemie vertritt, liegt die vierte überarbeitete und ergänzte Auflage eines Lehrbuches vor. Schon der Umschlag verheißt mit dem unübersehbaren Hinweis "Bachelor" eine weitere Triebfeder der Veröffentlichung: Verlag und Autor möchten am Bologna-Prozeß teilnehmen. Es wäre allerdings unfair, nur pekuniäre Motive zu unterstellen. Die nahezu flächendeckenden Leistungskontrolle (was immer das meint) durch Klausuren am Ende fast jeder Lehrveranstaltung bis hin zur differenzierten Bewertung realer und imaginierter Aspekte in Praktikumsversuchen verunsichert Studierende - und die verdoppelte Zahl von Fragen am Kapitelende erlaubt ihnen noch besser als bisher eine Selbstkontrolle noch vor einer Prüfung. Die vom Autor zudem vorgenommene Anpassung der Inhalte an Module des Bachelor- und Master-Studiengangs in der Freiberger Ausprägung mag Leser befürchten lassen, daß dieses Buch anderenorts nur begrenzt brauchbar sei. Dies würde nur bei allzu naiver und buchstabengetreuer Nutzung zutreffen. In allen anderen Fällen gilt wie bisher: Zu allen Fragen der chemischen Analytik (weniger der Struktur- oder Oberflächenanalytik) gibt das Buch beredt und im Überblick Auskunft. Wenn diese Gründlichkeit mit fast 700 Seiten Umfang ihren fast erschlagenden Aspekt mitbringt (der sich erfreulich nicht im Preis niederschlägt), so mag das abschreckend wirken. Aber zu den im Bachelorstudiengang gepflegten Lehrinhalten gehört ja auch die Anleitung zum Lernen - und damit zum Auswählen. Und mit dieser Fähigkeit findet man im Buch dank eines umfangreichen Registers und eines hilfreichen Akronymverzeichnisses schnell das Gesuchte. Fazit: empfehlenswert.
(R. Holze, Chemnitz)
Werkstoffwissenschaft
von den Autoren H. Worch, W. Pompe und W. Schatt, 10. Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2011, 89,00 EUR
ISBN 978-3-527-32323-4
Der Begriff, der zugleich den Titel des Buches lieferte, ist aus der Sicht eines Chemikers das Pendant zur Materialwissenschaft. Von einem Synonym kann man durchaus nicht sprechen: Während der Ingenieur - und aus dieser Domäne kommt der erstgenannte Begriff - einen Stoff, aus dem er eine Brücke, eine Fahrzeugkarosserie oder eine Bohrwerkzeug herstellt, zunächst als etwas gleichmäßig-makroskopisches auffaßt, neigt der Chemiker eher zu einer atomistisch-molekularen Betrachtung, er versucht die stofflichen Eigenschaften mit strukturellen Details zu erklären. Der Ingenieur versucht das dagegen mit Kennzahlen und anderen makroskopischen Angaben. Beide Disziplinen nähern sich allerdings seit Jahren an, und sobald es zum Überlapp kommt (der mit etwas mehr gutem Willen an der Technischen Universität in Chemnitz schon seit langem Wirklichkeit sein könnte) ähneln sich die Sichtweisen viel mehr: Beim Verständnis der Wirkung einer sehr dünnen Beschichtung als z.B. Korrosionsschutz oder als Verbesserung des Schneid- oder Reibungsverhaltens nutzen beide die gleichen Methoden und versuchen eine Beschreibung mit gleichen Begriffen. Dies wird im vorliegenden Buch eben im Kapitel über Korrosion sehr deutlich - dies kann von einem Chemiker auch ohne ein ingenieurwissenschaftliches Studium mit großem Gewinn gelesen werden. Natürlich ist auch der Rest des Buches gleichermaßen interessant und hilft jedem Chemiker, der sich für die Verwendung der von ihm hergestellten Materialien (Kunststoffe, Legierungen, Keramiken, Beschichtungen) interessiert. In ihm wird der aus Sicht eines Werkstoffwissenschaftlers übliche Inhalt einer Vorlesung gleichen Namens zusammengefaßt - wobei unklar bleibt, wer denn nun welches Kapitel geschrieben hat. Bei einem herausgegebenen Buch sollte das kein Geheimnis bleiben. Zusammen mit einem Buch über chemische Materialwissenschaft - und hier hat der o.a. Verlag auch Passendes zu bieten - wäre ein Studierender eines Masterstudiengangs "Material- und Werkstoffwissenschaften" (z.B. als "Double-Degree-Studiengang" mit einer tschechischen Universität sogar noch vom DAAD großzügig gefördert) bestens ausgerüstet. Man müßte es nur wollen.
(R. Holze, Chemnitz)
9 Millionen Fahrräder am Rande des Universums
von dem Autor M. Groß, 2. Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2011, 22,50 EUR
ISBN 978-3-527-32917-5
Vermutlich wird es vielen potentiellen Käufern und Lesern dieses Buches so gehen - der Titel ist eher rätselhaft, und so wird Neugierde Kauf und Lektüre antreiben. Aufmerksame Leser einiger Zeitschriften - und dazu gehören die Nachrichten aus der Chemie der GDCh - sind im Vorteil, sie kennen den Buchautor aus der regelmäßigen Kolumne mit nicht ganz ernstgemeinten Beiträgen zu absonderlichem und erstaunlichem der Naturwissenschaften. Und genau diese Beiträge (ergänzt um Beiträge aus anderen populärwissenschaftlichen Zeitschriften) bilden den vorliegenden Sammelband. Beim Blättern bleibt man immer wieder - es ist die treibende Neugier - an Titel und ersten Sätzen hängen. Meist stellt man fest, daß Zeit und Geschichte über den Anlaß (ob es nun Klon-Schaf Dolly oder eine eingestürzte Fußgängerbrücke sind) hinweggegangen sind. Dieses Buch ist wie viele Anthologien: Manche werden es mit Wilhelm Busch halten, der seine Witwe Bolte über ein nochmal aufgewärmtes Kohlgericht sagen läßt: .. wovon sie ganz besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt, andere werden mit Goethe eher sagen: Getretner Quark wird breit, nicht stark. Es ist vermutlich eher das zweite, für das erste fehlt der Tiefgang.
(R. Holze, Chemnitz)
Weinkompendium
von den Autoren K.G. Bergner und E. Lemperle, 4. Aufl.,
S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2011, 49,00 EUR
ISBN 978-3-777-62098-5
Der erstaunte oder vielleicht sogar erschrockene Leser wird sich fragen, was die kurze Vorstellung eines Buches zu diesem eher freizeitlichen Thema und zudem an einerm Ort, der dem Weinbau eher fern liegt, hier zu suchen hat. Neben der (hoffentlich) allgegenwärtigen Triebkraft der (wissenschaftlichen) Neugier überzeugt bereits ein kurzer Blick in's Inhaltsverzeichnis: Wein ist für einen analytischen oder organischen Chemiker eine wahre Fundgrube und eine echte Herausforderung. Die wissenschaftliche Aufklärung einiger Skandale (Nachzuckerung, Zusatz von Schönungsmitteln) der jüngeren Zeit mit NMR- und Massenspektroskopie ist vermutlich noch in manchem Gedächtnis geblieben. Und warum sollte man ein solches Buch statt (oder zumindest neben und mit) einer Flasche zur Hand nehmen: Spätestestens bei der Suche nach den Ursachen guten oder schlechten Geschmacks, geringer oder langer Haltbarkeit oder der geringen oder großen Verbreitung von Rebsorten und Ausbauverfahren mag man mehr wissen wollen als in blumigen Anpreisungen bei Weinproben oder an Regalen steht - und genau da hilft dieses Buch weiter. Wer es allerdings noch umfangreicher, reicher bebildert und besser erschlossen (bei kleinerem Preis) sucht, ist mit „Der Brockhaus. Wein: Rebsorten, Degustation, Weinbau, Kellertechnik, internationale Anbaugebiete“ aus dem Brockhausverlag vermutlich besser bedient.
(R. Holze, Chemnitz)
Sicherer Umgang mit Gefahrstoffen
von dem Autor H.F. Bender, 4. Aufl.
WILEY-VCH, Weinheim 2011, 39,90 EUR
ISBN 978-3-527-32927-4
Die populäre Feststellung von Paracelsus ".. allein die Dosis macht das Gift .." wird jedem Chemiker schon zu Beginn des Studiums oder noch früher nahe gebracht. Um mit Stoffen, bei den bereits kleine und kleinste Mengen zur Überschreitung dieser Schwelle führen, sicher und verantwortlich umgehen zu können bedarf es der Information zu den gefahrbezogenen Eigenschaften. Pauschal geschieht dies durch teilweise symbolische und/oder standardisierte Hinweise auf Gefäßen, an Tanklastwagen etc. Mitunter möchte man es aber etwas genauer wissen - und für genau diese Situation ist das vorliegende Buch eine treffliche Hilfe. In ihm werden nach einem Ausflug in die Medizin gefährliche Eigenschaften eingehend beschrieben. Die beiden verbleibenden Drittel des Buches sind gesetzlichen Grundlagen gewidmet, eine eher trockenen Lektüre, die an vielen Stellen ohnehin auf die Wiedergabe von Gesetzestexten ergänzt um wenige Erläuterungen beschränkt ist. Eine zu weite Verbreitung wird der erstaunlich hohe Preis verhindern, an gut sichtbarer Stelle einer Instituts- oder Universitätsbibliothek sollte das Buch jedoch leicht auffindbar sein.
(R. Holze, Chemnitz)
Experimente rund ums Kochen, Braten, Backen
von dem Autor G. Schwedt, 2. Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2010, 27,50 EUR
ISBN 978-3-527-32790-4
Wenn ein Buch nach fünf Jahren in einer ergänzten und überarbeiteten Neuauflage erscheint ist dies bereits ein erster Hinweis auf ein offenbar erfolgreiches Werk. Im vorliegenden Fall hat der Autor mit seinen Ergänzungen Aufsehen erregenden Entwicklungen vor allem in der „molekularen Küche“ Rechnung getragen – und so das Buch um einen wichtigen Aspekt ergänzt und vervollständigt. Und das unsterbliche Thema Tütensuppen (mittlerweile ergänzt um allerlei andere „arbeitssparende“ Produkte) ist nun in angemessener Breite vertreten.
Kochen, Braten und Backen sind nicht nur essentielle Herstellungsverfahren in der Essenszubereitung und Lebensmitteltechnologie, sie sind auch hochkomplizierte chemische Verfahren. Angesichts der bei natürlichen Zutaten stets schwankenden Zusammensetzung und vieler anderer schwankender „Parameter“ (wie der Größe des Bratens oder der Beschichtung der Kuchenform) sind die Ergebnisse nur bedingt vorhersagbar. Erfahrung ist – und dies wird jeder kochende und backende Chemiker spontan bestätigen – eine unerläßliche Grundlage kulinarischen Erfolges. Neue Rezepte oder Variationen bekannter Zubereitungen gehen auf die für Naturwissenschaftler typische Kombination von Intuition und „trial and error“ zurück. Hier gibt das vorliegende Buch zahlreiche Hinweise und Anregungen. Zu jedem Thema wird neben dem chemisch-biologischen Hintergrund auch ein historischer Abriß geliefert. Nicht nur die etwas staubig-pathetische Sprache, auch die zahlreichen historischen Abbildungen erheitern – und stellen vieles heute Selbstverständliches in einen zeitgeschichtlichen Kontext. Zwei kleine „Haken“ bleiben: Für häusliches Experimentieren ist das vorliegende Buch – bei aller Sorgfalt und inspirierenden Detailfreude – vermutlich vielen potentiellen Leser zu teuer. Hier bleibt natürlich der Weg in die Bibliothek (auch wenn es von dort bis an den heimischen Herd meist unpraktisch weit ist). Es gibt natürlich auch Alternativen. Sicher nicht direkt vergleichbar, aber ähnlich nützlich und vergnüglich zu lesen: Ludger Fischer: Kleines Lexikon der Küchenirrtümer, Eichborn Verlag, Frankfurt 2009. Zu zahlreichen Experimenten werden UV-Vis-Spektren abgebildet. Hier hätte der Autor – selbst praktizierender Analytiker – etwas mehr Sorgfalt bei der korrekten und vollständigen Beschriftung der Bilder walten lassen sollen (und vermutlich wäre auch eine höher aufgelöste Darstellung machbar gewesen, in der vorliegenden Form ist sie selbst für eine Bachelor-Arbeit etwas zu grob). So unwahrscheinlich es klingen mag – das Buch könnte geöffnet neben einem Kochtopf einerseits und einem Versuchsprotokoll andererseits liegen. Und da sollte ein ansonsten gelungenes Buch kein schlechtes Vorbild abgeben.
(R. Holze, Chemnitz)
Instrumentelle Analytik
von dem Autor S. Petrozzi,
WILEY-VCH, Weinheim 2010, 32,90 EUR
ISBN 3527324844
An vielen Universitäten – nicht nur dort, wo es Arbeitsgruppen „Analytische Chemie“ in chemischen Instituten gibt – zählen oder zählten Vorlesungen und Praktika unter dem Namen des vorliegenden Buchtitels zum Ausbildungsprogramm des Bachelorstudiengangs. Wer nicht mit einer solchen Veranstaltung aufgewachsen ist – die der Autor dieser Kurzvorstellung – wird sich kurz gefragt haben, was diese Begriffkombination meint. In der Regel ist damit die Summe aller apparativen Methoden und Instrumente gemeint, die zur Klärung analytischer Fragen sowohl der stofflichen Zusammensetzung und des strukturellen Aufbaus zu untersuchender Proben genutzt werden können. Es handelt sich also quasi um die apparative Abteilung der analytischen Chemie – im Gegensatz zu dem o.a. Trennungsgang oder andere Fragestellungen dieser Disziplin. Lehrbücher und Monographien mit dem o.a. Titel gibt es nun schon einige, auch in deutscher Sprache. Man wird den Autor dieser Neuerscheinung nach Zweck und Ziel seines Werkes fragen. Er versucht im Vorwort eines Antwort. Von den analytischen Praktika im Universitätsstudium bis zu den stark reglementierten Anwendungen analytischer Verfahren in der täglichen Routine zahlreicher Industriezweige schlägt er einen Bogen – und endet mit dem Wunsch, daß dieses Buch als praxisbezogene Stütze Studierenden wie Lehrenden an der Universität dienen soll. Aus der gewiß begrenzten Kenntnis von Praktika der analytischen Chemie wie auch der (inzwischen anders benannten) instrumentellen Analytik steht zu befürchten, daß dies ein Wunsch bleiben wird. Die Auswahl der Methoden ist subjektiv und begrenzt, auf Anhieb werden in unserer Universität in den Praktika behandelte Methoden vermißt. Die Beschreibung der Grundlagen ist sehr sparsam, hier ist ein Ersatz anderer Lehrbücher gleichen Titels wie Lehrbücher und Monographien zu ausgewählten Methoden nicht gegeben. Formale Aspekte, die in der Industrie eine ganz erhebliche Rolle spielen mögen, in der Universität aber allenfalls gestreift werden, nehmen in dem Buch sehr breiten (für einen Studierenden vermutlich zu) Raum ein. Möglicherweise ist das Buch für angehende LaborantInnen oder als Hilfe für Berufsanfänger in der chemischen Industrie nützlich, in einer Universität wird es nur begrenzt hilfreich sein.
(R. Holze, Chemnitz)
Analytische Trennmethoden
von den Autoren G. Schwedt und C. Vogt,
WILEY-VCH, Weinheim 2010, 39,90 EUR
ISBN 3527324941
Nur einen kurzen Augenblick wird ein potentieller Leser dieses Buches bei der Frage zögern, welche Trennmethoden die Autoren gemeint haben – immerhin zählt der „Trennungsgang“ der Kationen im qualitativ-analytischen Praktikum für die meisten Chemiestudenten zur ersten praktischen Begegnung mit der Chemie als experimenteller Wissenschaft. Trennungsgänge und die meisten Verfahren der Stofftrennung in der analytischen Chemie sind nicht Gegenstand dieses Buches. Es handelt vielmehr und ausschließlich mit ebenso großer Breite wie Tiefe von chromatographischen Methoden, ihren Grundlagen, apparativen Ausführungen und Anwendungen. Eine allgemeine Darstellung der theoretischen Grundlagen und Hinweise zur Probenvorbereitungen gehen dabei dem sorgfältig organisierten Hauptteil des Buches voran. In ihm werden alle chromatographischen Verfahren, die in der analytischen Chemie Verwendung finden, umfassend vorgestellt. Dieses Buch bietet jedem angehenden Nutzer eines chromatographischen Trennverfahrens in der analytischen Chemie eine anschauliche, reich illustrierte und alle Aspekte behandelnde Quelle, die auf sorgfältig zusammengetragenem Material beruhend sicher auch als Nachschlagewerk geeignet sein wird. Der etwas ungenaue Titel – er könnte der wünschenswerten Verbreitung unter „Nichtchromatographikern“ wohl im Wege stehen – stellt dabei die einzige Schwachstelle dar.
(R. Holze, Chemnitz)
Professionell Präsentieren
von dem Autor B. Feuerbacher,
WILEY-VCH, Weinheim 2009, 27,50 EUR
Man mag über Programme wie Powerpoint® lästern und jede Diskussion über Präsentationstechniken als den bedenklichen Versuch, Form über Inhalt zu stellen, als die Abkehr von hehren Idealen wissenschaftlichen Diskurses verdammen - ein Blick in laufende Vorlesungen, Referate oder Vorträge bei Konferenzen und Kolloquien läßt diese Unterstellung als überzogen, die tägliche Praxis dagegen als stark verbesserungswürdig erscheinen. Dieser Beobachtung trägt in Chemnitz nicht nur der aktuelle Bachelorstudiengang Rechnung, dies schlägt sich auch in etlichen Büchern zu diesem Thema nieder. Das hier vorgestellte Buch stellt einen umfassenden, leider aber auch nicht ganz billigen, Einstieg dar. Man könnte es etwas verkürzt als ein Powerpoint®-Handbuch mit rhetorischen Hinweisen bezeichnen - aber die Konkurrenten des erwähnten Programms haben kaum merklich Marktanteile (der Autor folgt also der Marktrealität) -, doch die zahlreichen, oftmals sehr praxisnahen Hinweise zu Vorbereitung eines Vortrags, Vortragstechnik, Verhalten bei Vortrag und Diskussion bis zu einigen Vorschlägen zur Diskussionsleitung führen zu einem ebenso ausgewogenen wie hilfreichen, also unbedingt empfehlenswerten Ergebnis.
(R. Holze, Chemnitz)
Forschung und Ernährung — ein Dialog
von der Autorin Esther V. Schärer-Züblin,
WILEY-BLACKWELL, Chichester + Weinheim 2009, 27,50 Pf
Spätestens seit den Achterbahnfahrten zahlreicher Lebensmittelpreise bis hin zu Verknappungen des Lebensmittelangebotes auch in unseren Breitengraden ist jedem Beobachter und Konsumenten schmerzhaft deutlich geworden, daß der Überfluß preiswerter oder gar billiger Lebensmittel durchaus kein selbstverständliches Privileg mehr ist (und wahrscheinlich auch nie war). Die aufgeworfenen Fragen nach Zukunftsoptionen, konkurrierenden Ansprüchen und bereits stattfindenden Entwicklungen beschäftigen naheliegend auch Chemiker, deren Mitwirkung von der Erzeugung künstlicher Dünger über die Biochemie bis zur Lebensmittelchemie und -technologie reicht. Das vorliegende Buch stellt zunächst ein Begleitbuch zu einer Ausstellung gleichen Namens im "Alimentarium" dar, einem Museum der Ernährung in Vevey, Schweiz. Dies wird von der Fondation Alimentarium der Nestlé getragen. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt - ein Blick ins Buch beruhigt mißtrauische Skeptiker. Und ein kritisches Nachfragen z.B. im Greenpeace Magazin 6.09 bestätigt viele der Aussagen.
(R. Holze, Chemnitz)
7. Mitteldeutsches Anorganiker-Nachwuchs Symposium (MANS 7)
Zum zweiten mal nach 6 Jahren fand Mitteldeutsche Anorganiker-Nachwuchs-Symposium (MANS) in Chemnitz statt, in der Zwischenzeit gastierte es in den mitbeteiligten Universitäten Dresden, Freiberg, Halle, Jena und Leipzig. Damit kehrte das MANS an seinen Ausgangspunkt zurück und ging in die zweite Runde. Wie üblich bietet das Symposium Diplomanden und Doktoranden in der anorganischen Chemie und angrenzenden Fächern aus dem mitteldeutschen Raum die Möglichkeit Ergebnisse aus ihrer laufenden Forschungsarbeit einem Fachpublikum vorzustellen. In diesem Jahr nutzten 20 Vortragende, in der Mehrzahl, Doktoranden dies in einem 15 minütigen Vortrag, ebenfalls gliederte sich Prof. Dr. A. Schiller in die Reihe der Vortragenden ein, um seine bisherigen Arbeiten kurz vorzustellen. Das Themenspektrum reichte von der Hauptgruppenelementchemie, bioanorganischen Chemie, Koordinationschemie, metallorganischen Chemie, bis hin zu Festkörper- und Materialwissenschaften. Das Auditorium setzte sich aus Nachwuchswissenschaftlern und deren Betreuern zusammen. Im siebten Jahr dieser Veranstaltung präsentierten sich die Vorträge auf sehr hohen Niveau, die Teilnehmerzahl lag mit 120 gemeldeten Teilnehmern erstmal im dreistelligen Bereich. Mit der erfreulich hohen Zahl an Teilnehmern und den hohen Niveau der Beiträge hat sich das MANS als niveauvolle Plattform zur Kommunikation innerhalb der Anorganischen Chemie im mitteldeutschen Raum weiter etabliert.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde der Gedankenaustausch bei Bratwurst und Bier fortgesetzt, so dass der Tag nicht nur zu einem wissenschaftlichem Erfolg wurde. Besonderer Dank gilt der großzügigen Unterstützung der GDCh sowie der „Freunde der TU Chemnitz“ und der Braustolz AG Chemnitz, die es ermöglichte das Symposium ohne Erhebung von Tagungsgebühren durchzuführen sowie den Vortragenden und den vielen Helfern die diese Veranstaltung vorbereitet und durchgeführt haben. Bleibt noch zu sagen, dass das MANS 8 im nächsten Jahr in Halle stattfinden wird.
(H. Petzold, Chemnitz, den 25.09.2009)
Grundlagen der quantitativen Analyse
von den Autoren U.R. Kunze und G. Schwedt, 6. Aufl.,
WILEY-VCH, Weinheim 2009, 34,90 EUR
In jedem Chemiestudium stellt nach dem qualitativ-analytischen Praktikum, in dem ja "nur" die Anwesenheit von Substanzen (d.h. i.d.R. Ionen) in einer Probe nachzuweisen ist, das quantitativ-analytische Praktikum die nächste erhebliche experimentelle Hürde dar. Auch wenn zugehörige Vorlesungen die zum erfolgreichen Überspringen dieser Hürde notwendigen Vorkenntnis bereits geliefert haben - ein kompaktes Werk zum Nachschlagen und -lesen wird trotzdem willkommen sein. Neben Klassikern (wie der Maßanalyse von Jander und Jahr, die von den wissenschaftlichen Enkeln der Erstautoren bearbeitet inzwischen in der 17. Auflage erscheint) hat das hier vorgestellte Buch bereits auch eine stattliche Zahl von Neuauflagen erreicht - was bereits an sich einen Qualitäts¬nachweis darstellt. Dennoch - oder zur Überprüfung dieser Annahme - sei ein genauerer Blick gestattet: Nach ebenso knapper wie wohlgeordneter und einleuchtender Klärung zahlreicher Begriffe aus der allgemeinen Analytik (Fehlerbetrachtung, Probenahme etc.) und der Betrachtung chemischer Gleichgewichte werden Analsenverfahren methodenorientiert abgehandelt. Einer allgemeinen Beschreibung folgen stets Anwendungsbeispiele. Hier scheint es allerdings eine Schwachstelle zu geben: Detaillierte Rezepturen gibt es nur selten, manche eingestreute Hinweise setzen offenbar erhebliche Vorkenntnisse voraus. Im Vergleich zu einem Handbuch und Nachschlagewerk - wie dem erwähnten Klassiker - eine Einschränkung, aber dieses Buch stellt die Grundlagen und nicht die Anwendungsrezepte vor - und das tut es vollständig und erfolgreich.
(R. Holze, Chemnitz, den 21.09.2009)
Chemie trotz Fußball
Trotz herannahendem Fußballfieber zog das gestrige Doktorandenseminar des Instituts für Chemie mehr als hundert Chemiestudenten in seinen Bann. "Die Veranstaltung informiert die Studierenden alljährlich über die aktuellen Forschungsarbeiten in der Chemie" erklärt Juniorprofessor Matthias Lehmann. Dabei werden die im Berufsleben so wichtigen "Soft Skills" nicht nur bei den zehn Vortragenden, sondern auch bei den zwei studentischen Moderatoren, Alexander Mehner und Ron Claus, die durchs Vortragsprogramm führten, geübt. "Unser Seminar ist nicht nur ein Vortragstraining für Doktoranden, sondern auch eine Orientierungshilfe für Studenten, die sich im Hauptstudium der Chemie für einen Studienschwerpunkt oder das Thema ihrer Diplomarbeit entscheiden sollen", ergänzt Lehmann.
An die Veranstaltung, die von der Gesellschaft Deutscher Chemiker, dem Chemnitzer Jungchemikerforum und der Professur Polymerchemie gesponsert wurde, schloss sich ein geselliges Beisammensein beim Grillen an, bei dem alle Professoren und Doktoranden des Instituts den jüngeren Studenten für Fragen zur Verfügung standen.
(M. Lehmann, Chemnitz, den 13.06.2008)
Wieviel Chemie steckt in unseren Lebensmitteln?
Dies war das Thema des 20. Stöckhardt-Kolloquiums am Institut für Chemie der TU Chemnitz, das mehr als 100 Schüler, Studenten und Gäste besuchten. Dem Namensgeber des Kolloquiums, Julius Adolph Stöckhardt, Chemieprofessor von 1838-1847 an der Königlichen Gewerbschule zu Chemnitz, war es ein großes Anliegen die Praxisnähe chemisch wissenschaftlicher Forschungsergebnisse zu vermitteln und hat sich insbesondere in der Agrar- und Umweltchemie verdient gemacht. Daher widmete sich das 20jährige Jubiläum auch den Kernthemen Stöckhardts, der Lebensmittel- und Agrarchemie. Thematisch spannte sich der Bogen von Verteidigungsstrategien von Pflanzen, über Rückständen in Lebensmitteln, bis hin zu Bedarfsgegenständen.
Duftstoffe und Nektar sind nicht nur wichtige chemische Signale der Pflanze an ihre Schutztruppen und Bodyguards, z.B. Ameisen und Schlupfwespen, sie von Pflanzenschädlingen zu befreien, sondern auch Mittel um andere Pflanzen in Alarmbereitschaft zu versetzten, erklärt Prof. Boland vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie Jena. Diese Art des ökologischen Pflanzenschutzes kann zukünftig insbesondere für Pflanzen in Gewächshäusern eingesetzt werden, da in diesen geschlossenen Räumen die Anzahl der Schädlingsbekämpfer besser gesteuert werden kann, als in Freilandmonokulturen.
Dr. Kempe von der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen führte die gebannten Zuhörer in das Reich der Insektizid-, Pestizid- und Fungizidrückstände in Lebensmitteln. Pünktlich zur vorweihnachlichen Zeit geraten wieder die Zitrusfrüchte in Verruf, da die billigeren Supermarktwaren fast immer mit Fungiziden behandelt sind, um die Früchte vor Pilzbefall zu schützen. Der überwiegende Anteil des chemischen Pilzschutzes befindet sich in der Schale. Daher sollte man Zitrusfrüchte immer schälen und sich vor dem Verzehr die Hände waschen, rät Dr. Kempe. Nur ein sehr geringer Teil der Lebensmittel muss wegen überhöhter Rückstandswerte in Deutschland beanstandet werden. Diese Waren kommen überwiegend nicht aus Deutschland, da anderswo wesentlich mehr oder sogar bei uns verbotene Pflanzenschutzmittel zugelassen sind, oder die Produkte wegen der langen Transportwege behandelt werden müssen, erklärte Dr. Kempe. Mittlerweile sind Dank Nichtegierungsorganisationen, wie Greenpeace, die Grenzwerte großer Lebensmittelmärkte für Rückstände in Lebensmitteln niedriger als die per Gesetz festgelegten.
Im letzten Vortrag berichtete Prof. Simat von der TU Dresden über Bedarfsgegenstände. Dies sind Materialien, die mit Lebensmittel, aber auch mit unserem Körper, z.B. Kleider oder Kosmetika, in Kontakt kommen. Gerade Verpackungen sind verantwortlich für sicherere Nahrungsmittel und längere Haltbarkeit. Beispielsweise setzt man sogenannte Superabsorber, Polyacrylsäurederivate, die einen durchschlagenden Erfolg bei ihrem Einsatz in Babywindeln feierten, als saugfähige Unterlagen bei verpackten Fleischprodukten ein, um mikrobielles Wachstum im auslaufenden Fleischsaft zu verhindern. Materialien, die mit Lebensmittel in Kontakt kommen können jedoch auch Bestandteile an diese abgeben. Zum Beispiel bäckt man Muffins heutzutage in Siliconbackformen bei 175 °C. Solche Backformen geben cyclische Siloxane an den Kuchen ab. Die strengen gesetzlichen Grenzwerte werden jedoch deutlich unterschritten, berichtet Prof. Simat. Beim Herstellen von Fleischkuchen muss man jedoch vorsichtiger sein, da das Fett die unpolaren Oligosiloxane besser extrahiert.
Das breite Themenspektrum stieß auf großes Interesse der Zuhörer, die mit dem Wissen um die Chancen moderner chemischer Forschung und Hightech-Produkten für unsere Lebensmittel, sowie der Tatsache, dass sich Risiken nicht mit der Anzahl von Pressemitteilungen messen lassen, beruhigt nach hause gingen.
(M. Lehmann, Chemnitz)
Ausgezeichnete Leistungen im Vordiplom 2007
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker zeichnet erstmals sechs Chemiestudenten für ihre ausgezeichneten Leistungen im Vordiplom 2007 des Diplomstudiengangs der TU Chemnitz aus. Im Rahmen des GDCh-Kolloquiums von Frau Prof. Annemarie Pucci über Oberflächenverstärkte Infrarotspektroskopie wurde den Studentinnen Kerstin Gläser, Antje Richter, sowie den Studenten Thomas Ebert, Silvio Heider, Mario Possiwan und Matthäus Speck die Urkunden vom Vorsitzenden des GDCh-Ortsverbandsvorsitzenden, Dr. Matthias Lehmann, überreicht. Mit der Ehrung ist jeweils eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft in der Gesellschaft Deutscher Chemiker verbunden.
(M. Lehmann, Chemnitz)
Energieträger und Polymermaterialien der Zukunft
Im 19. Stöckhardt-Kolloquium "Nachwachsende Rohstoffe" des Instituts für Chemie der TU Chemnitz zusammen mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) werden Alternativen zum Erdöl als Energieträger und Quelle für Grundchemikalien diskutiert.
Das diesjährige 19. Stöckhardt-Kolloquium war dem zukunftsweisenden Thema "Nachwachsenden Rohstoffen" gewidmet. Was sollen wir tun, wenn die fossilen Energieträger zur Neige gehen, die womöglich nur noch etwa 100 Jahre zur Verfügung stehen. Dieser Fragestellung nahm sich Prof. Dinjus vom Forschungszentrum Karlsruhe mit seinem Vortrag "Synthesegas aus Biomasse - Grundstock für Kraftstoffe und organische Grundchemikalien" an. Das Synthesegas, bestehend aus Kohlenmonoxid, Wasserstoff und Kohlendioxid wird hierbei z.B. aus trockenem Stroh (Biomasse) erzeugt, das in der Landwirtschaft als Beiprodukt anfällt. In einem ausgeklügelten System, kann die Biomasse dezentral zu einem Öl verarbeitet und kostengünstig in einer zentralen Anlage zu Synthesegas und anschließend zu Kraftstoffen umgesetzt werden. Aus sechs Tonnen Biomasse wird etwa eine Tonne Kraftstoff produziert, dabei entstehen Kosten für ein Liter biosynthetischer Kraftstoff von ungefähr 90 Cent/Liter (im Vergleich: die Produktion von einem Liter Diesel aus Mineralöl kostet zur Zeit 40 Cent/Liter). Neben Kraftstoffen können über diesen Weg auch Grundstoffe der chemischen Industrie zur Synthese von Kunststoffen, Pharmazeutika etc. erzeugt werden. In einem zweiten Vortrag zeigte Prof. Heinze eindrucksvoll, daß Hightech-Materialien auch direkt aus Naturstoffen, z.B. Cellulose, herstellbar sind. Dazu wird Cellulose chemisch modifiziert um gewünschte Eigenschaften zu erhalten. Beispielsweise lassen sich in Cellulosefasern Ruthenium- und Silberionengehalte einstellen, die für antistatische oder antimikrobielle Textilien geeignet sind. Andere auf Cellulose basierenden Materialien finden Eingang in kosmetische und medizinische Produkte, sowie in Baustoffen (z.B. tropffreie Farben).
Infos zu Julius Adolph Stöckhardt, Lehrer und Professor der königlichen Gewerbeschule zu Chemnitz (1838-1846) und Autor erster deutscher Fachbücher zu Anwendung der Agrarchemie: Stöckhardt
(M. Lehmann, Chemnitz)
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker zeichnet zum zweiten Mal vorbildliche Studenten der TU Chemnitz aus
Unter dem Motto "Beste Vordiplome sind auf dem Vormarsch" zeichnet die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) jährlich vorbildliche Studenten mit den besten Studienleistungen im Chemie Vordiplom aus. Im Rahmen des 19. Stöckhardt-Kolloqiums "Nachwachsende Rohstoffe" wurden gestern die Urkunden, vom Vorsitzenden des GDCh-Ortsverbandsvorsitzenden, Dr. Matthias Lehmann an Tina Andrä, Lysann Gelfert und Ingmar Polenz übergeben, die jeweils mit einer einjährigen Mitgliedschaft in der Gesellschaft Deutscher Chemiker verbunden sind.
(M. Lehmann, Chemnitz)
Enormes Interesse am zweiten gemeinsamen Doktorandenseminar der Chemnitzer und Freiberger Chemiker und Biowissenschaftler.
Nachdem das erste gemeinsame Doktorandenseminar vor einem Jahr in Chemnitz in Anlehnung an die Ideen des Kooperationsvertrages zwischen der TU Chemnitz und der TU Bergakademie Freiberg erfolgreich ins Leben gerufen wurde, fand am 12. Oktober die diesjährige Neuauflage in der Alten Mensa der TU Bergakademie Freiberg statt. Aufgrund des großen Interesses der Doktoranden, musste die sonst halbtägige Veranstaltung auf einen Tag ausgedehnt werden. Fünfzehn angehende Wissenschaftler beider Universitäten stellten eine breite Palette von modernen Themengebieten vor. Diese reichten von biologisch relevanten, technisch industriellen Fragestellungen bis hin zur anorganischen, organischen und supramolekularen Grundlagenforschung. Das Doktorandenseminar dient dabei als hervorragende Plattform die Ausbildung in wissenschaftlichem Vortrag und wissenschaftlicher Diskussion zu vertiefen und somit die Promovierenden auf ein professionelles, internationales Auftreten und internationalen Wettbewerb vorzubereiten. Überdies wird der Blick über die eigenen Grenzen in fachfremde Arbeitsgebiete gefördert.
Prof. Dr. Klaus Bohmhammel, Direktor der Physikalischen Chemie der TU Bergakademie Freiberg, schloss die Veranstaltung mit der Hoffnung, dass diese "zarte Pflanze", der Zusammenarbeit der Institute für Chemie und Biowissenschaften im Rahmen des Doktorandenseminars, weiter gepflegt wird, und im nächsten Jahr eine Fortsetzung in der vorlesungsfreien Zeit findet, damit auch an Lehrveranstaltungen gebundene Promovierende und Professoren von diesem Ereignis profitieren können.
Das breite Themenspektrum verdeutlicht das Vortragsprogramm.
Vortragende und Diskussionsleiter:
1. Reihe von Links: Sebastian Bochmann, Patrick Schumann, Dirk Mansfeld, Stefanie Röper, Claus Schreiner, Anke Schwarzer;
2. Reihe von Links: Michael Jahr, G. Fester, Christiane Kühn, Sebastian Patzig, Silke Wegner, Isabel Weißbach, Johannes Fischer und Rico Berthold;
es fehlen: Nadine Zeiner und Susann Ebert.
(M. Lehmann, Chemnitz)
Chemie rund um die Uhr
von den Autoren K. Mädefessel-Herrmann, F. Hammar und H.-J. Quadbeck-Seeger,
WILEY-VCH, Weinheim 2004, 19,90 EUR
Mit Unterstützung des BMBF ist ein zum Lesen geradezu verführendes Buch erschienen, in dem die allgegenwärtige Rolle und damit die zentrale Bedeutung der Chemie ganz ohne einen erhobenen Zeigefinger und nur mit wenig kritischen Rückblicken auf immer wieder vorgetragene und meist ebenso haltlose wie unbegründete Generalverurteilungen unserer Wissenschaft anschaulich vorgestellt wird. Am Beispiel eines typischen Tagesablaufes tauchen Werkstoffe und Materialien, Farbstoffe und Lebensmittel, aber auch Genuß- und Waschmittel auf. Neben diesen täglichen Begegnungen, die der Leser nach Stöbern und Betrachten der zahlreichen anschaulichen und den Text gut ergänzenden Bilder sicher rasch wieder erkennen wird, sind anderen etwas ferner liegenden Anwendungsfeldern und Arbeitsgebieten eigene Abschnitte gewidmet: Gifte, Müll, Nanopartikel, Fullerene und forensische Chemie sind Beispiele. Wer der Verführung widersteht und das Buch nicht konsequent vom Vorder- bis zum Rückendeckel studiert wird im Inhaltsverzeichnis Anregungen für kleine Entdckungsreisen finden. Eine anschauliche Ergänzung für die allgemeinbildende Ecke des allgemeingebildeten Chemikers - und für jede MitbürgerIn zudem.
(R. Holze, Chemnitz)
Tendenz: weiter steigend
Nach der erfolgreichen Gründung des Chemnitzer Jungchemikerforums und nach einem deutlichen Mitgliederzuwachs auch jenseits der Jungchemikergrenze hier ist sicher das reichhaltige Programm von Vorträgen, Seminaren und anderen Veranstaltungen als besonderer Anreiz nicht unschuldig gab es als besondere Anerkennung dieser positiven Entwicklung (der übrigens recht überschaubar kleine Verluste an Mitgliedern gegenüberstanden) vier von WILEY-VCH zur Verfügung gestellte Buchgutscheine an Nachwuchschemiker zu verteilen. Dem Zufall sollte die Verteilung aber nicht überlassen bleiben also wurden alle Studierenden zu einem durchaus nicht einfachen Preisrätsel eingeladen. Aus den zahlreichen Einsendungen gab es mehr vollständig richtige Lösungen als Gutscheine also musste das Glück doch noch bemüht werden. Bei der abschließenden Ziehung am 21.04.2005 wurden die Gutscheine sichtlich erfreuten Gewinnern ausgehändigt. Der wissenschaftliche Anspruch kam auch nicht zu kurz im anschließenden Kolloquium berichtete Prof. R. Kniep vom Max-Planck-Institut für die Chemische Physik fester Stoffe (Dresden) über Biomineralisation und hierarchische Formen der Selbstorganisation.
Im Bild von links nach rechts:
R. Holze (Vorsitzender des OV Chemnitz), J. Graßer, A. Hienzsch, C. Greiser und P. Schönherr, S. Hemeltjen (JCF Chemnitz)
Doktorandenseminar der Chemnitzer Chemiker - Zum ersten Mal gemeinsam mit Doktoranden der TU Bergakademie Freiberg
Am 17.10.2005 haben die Chemnitzer Chemiker ihr jährliches Doktorandenseminar durchgeführt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsgruppen des Institutes für Chemie trugen über ihre neuesten Ergebnisse vor, in der breiten Diskussion zwischen den Hochschullehrern des Institutes und dem zahlreichen wissenschaftlichen Nachwuchs wurden diese Ergebnisse erörtert. Zum ersten Mal wurde dieses Seminar gemeinsam mit den Hochschullehrern und dem wissenschaftlichen Nachwuchs der Technischen Universität Bergakademie Freiberg veranstaltet. Die allseits angeregte und geforderte Zusammenarbeit der beiden Institute, die bereits jetzt Ergänzung und Abrundung im Lehr- und Ausbildungsprogramm sowie Austausch in der akademischen Selbstverwaltung umfasst, wurde so um eine neue Facette ergänzt. Das umfangreiche Vortragsprogramm zeigte anschaulich die große Breite der Forschung an beiden Universitäten. Beide Zwecke des ursprünglich vom Chemnitzer Wissenschaftsnachwuchs initiierten Seminars: Gegenseite Information über Untersuchungsgegenstände und -methoden für eine breitere wie vertiefte Ausbildung auch in der Promotionszeit und Training des wissenschaftlichen Vortrags und Diskurs konnten so um eine räumliche Dimension erweitert werden - Teilnehmer beider Einrichtungen hatten Gelegenheit zu einem anregenden Blick über den Zaun in Nachbars Garten. In dem vorgesehenen Zeitrahmen konnten die dieses Mal nicht alle Wissenschaftler zum Zuge kommen; dies hat die beiden Organisatoren (Prof. Otto, Freiberg, Prof. Holze, Chemnitz) veranlasst, über eine Fortsetzung des Seminars im halbjährlichen Rhythmus mit zwischen Freiberg und Chemnitz wechselndem Veranstaltungsort nachzudenken.
Die Vortragenden:
1. Reihe von links: Mario Winkelmann (FG), Sven Köther (FG), Ailin Ding (C), Sylvia Steffen (FG), Jana Seifert (FG), Rico Berthold (FG);
2. Reihe von links: Tobias Gruber (FG), Silke Grund (C), Andreas Ihle (C), M. Jahr (C)
Programm:
14:00 |
Dipl.-Chem. Jana Schneider (AC-F): "Steuerung der Kristallisation von Calciumsulfat-Dihydrat" |
14:20 |
Dipl.-Chem. Rico Berthold (TC-F): "Die Anwendung von Gasphasenverfahren zur Herstellung von katalytisch aktiven Molybdän- und Wolframnitriden" |
14:40 |
Dipl.-Chem. Tobias Gruber (OC-F): " Synthese, Strukturen und Einschlussverhalten funktionalisierter Calixarene" |
15:00 |
Dipl.-Chem. Andreas Ihle (OC-C): "Synthese von Triazolophanen" |
15:20 |
Dipl.-Chem. Silke Grund (PolC-C): "Kationische Polymerisation von Furfuryloxysilanen" |
15:40 |
M. Jahr (NKSM-C): "Synthetische Kontrolle der Flüssigkristallstruktur unsymmetrischer Sternmesogene" |
16:00 |
Kaffeepause |
16:20 |
Dipl.-Geoök. Jana Seifert (IÖZ-F): "Ein neuer Abbauweg für das Herbizid 2,4-Diclorphenoxyacetat in Nocardioides simplex - interessante Oxygenasen" |
16:40 |
Dipl.-Chem. Sylvia Steffen (AnC-F): "Chemometrische Methoden zur Schmauchspurenanalyse mittels REM/EDX" |
17:00 |
Ailin Ding M.Sc. (PC-C): "Particle-Assisted Wetting" |
17:20 |
Dipl.-Nat. Mario Winkelmann (PC-F): "Kalorimetrische Untersuchungen des Wachstumsverhaltens alkan-verwertender Mikroorganismen am Beispiel des Bakteriums Rhodococcus opacus 1 CP" |
17:40 |
Dipl.-Chem. Sven Köther (PC-F): "Bildungsreaktionen von Übergangsmetallsiliciden" |
Leistung lohnt sich
Nach Abschluß der Vordiplomprüfungen im Diplomstudiengang Chemie an der Technischen Universität Chemnitz im Herbst 2005 hat sich aus insgesamt 30 erfolgreichen KandidatInnen eine Spitzengruppe von fünf Studierenden abgesetzt, deren Ergebnisse besonders deutlich über dem Durchschnitt lagen. Anläßlich des 18. Stöckhardt-Kolloquiums des Chemischen Institutes und des Ortsverbandes Chemnitz der GDCh konnten diese erfolgreichen AbsolventInnen Udo Benedikt, Sebastian Richter, Annemarie Magerl, Tony Böhle und Sebastian Heinrich mit einer einjährigen kostenlosen Mitgliedschaft in der GDCh ausgezeichnet werden. Gute Wünsche begleiteten die Urkunden - und die feste Überzeugung, daß aus der einjährigen Mitgliedschaft eine lebenslange Verbindung wird. Der wissenschaftliche Anspruch kam auch nicht zu kurz - im anschließenden Stöckhardt-Kolloquium berichteten Profs. T. Reich und F. Rösch (Universität Mainz) über ökologische und medizinische Aspekte von Radionukliden.
Im Bild von links nach rechts:
A. Magerl, U. Benedikt, S. Richter, T. Böhle und R. Holze (Vorsitzender des OV Chemnitz)