W-35 Psychopathie - Differentialdiagnostik, Entwicklungsverläufe und Emotionsverarbeitung

Datum: Samstag, 27.05.2017 von 09:00-12:30 Uhr

Referent/Workshopleiter: Dr. André Körner (Technische Universität Chemnitz)

 

Abstract

Psychopathie kann beschrieben werden als ein gefühlsarmer und egozentrischer Persönlichkeitsstil der oft mit schweren Straftaten einhergeht. Eine Paradoxie im Auftreten besteht insofern, dass Psychopathie häufig bei Delinquenten anzutreffen ist, umgekehrt aber nicht alle Psychopathen kriminell sind. Dabei wissen wir seit Langem, dass Psychopathie ein wichtiger Prädiktor kriminellen Handelns ist – nur bleibt dies mitunter unentdeckt (Stichwort „erfolgreiche Psychopathen“). Ferner ist die Rückfallquote von Gewaltstraftätern um das Dreifache erhöht, wenn diese zusätzlich einen hohen Psychopathie-Wert aufweisen. Neben dem Leid, das auf der Seite der Betroffenen und/ oder der Geschädigten entsteht, verursacht Psychopathie somit hohe direkte und indirekte gesellschaftliche Kosten.

Ziele und Methoden:
In diesem Workshop soll das Konstrukt der Psychopathie zunächst greifbar gemacht werden. Es werden verschiedene Modellvorstellungen erläutert und in Bezug zu gebräuchlichen Klassifikationssystemen (ICD-10, DSM-5) und Diagnoseinstrumenten (PCL-R, PCL-SV, PPI-R) gesetzt. Ergänzt wird dies durch neuere Erkenntnisse zu „erfolgreichen“ Psychopathen, latenten Klassenanalysen, genetischen Einflussfaktoren und Lebenslaufperspektiven (Chronizität, early onset). Im weiteren Verlauf lernen die Teilnehmer/innen gebräuchliche Diagnoseinstrumente interaktiv kennen und auszuwerten. Ziel des Workshops ist einerseits ein differenziertes Verständnis zwischen den Störungscharakteristika und adaptiven Elementen der Psychopathie zu entwickeln. Zum anderen sollen die Teilnehmer Ideen und Möglichkeiten erarbeiten, wie man mit der Störung umgehen und präventiv handeln kann. Als Methoden kommen Gruppen- und Einzelarbeiten zu Einsatz. Wenn gewünscht wird dies durch die Arbeit mit Fallvignetten ergänzt.