Hintergrund

Im Projekt FIDES soll die Wirkung von Führung auf das intentionale Schweigen von Mitarbeiter(inne)n zu moralisch problematischen Sachverhalten untersucht werden.

1. Was sind moralisch problematische Sachverhalte?

Moralisch problematische Sachverhalte sind Ereignisse, Praktiken oder Verhaltensweisen von Mitarbeiter(inne)n, Kolleg(inn)en oder Führungskräften, bei denen die Fairness und Gleichbehandlung verletzt und das Wohlergehen von Personen (innerhalb oder außerhalb der Organisation) negativ beeinflusst wird oder werden kann. Beispiele für derartige Sachverhalte reichen von respektlosem Verhalten über die Bevorzugung oder Ausgrenzung einzelner Mitarbeiter(innen) bis hin zu Druckausübung, Datenmanipulation oder Vertuschung.

2. Was versteht man unter intentionalem Schweigen von
Mitarbeiter(inne)n?

Von Zeit zu Zeit sehen sich Menschen in ihrem Berufsleben mit moralisch problematischen Sachverhalten konfrontiert, die sie zwar nicht immer direkt betreffen, aus denen potentiell jedoch Schaden entstehen kann. Sie bekommen mit, dass sich Kolleg(inn)en oder Vorgesetzte unmoralisch oder unrechtmäßig verhalten. Manchmal sprechen Menschen diese Ereignisse offen gegenüber Vorgesetzten, Kolleg(inn)en oder unternehmensinternen Stellen an, die etwas an der Situation ändern können. Manchmal sprechen sie diese kritischen Themen aber bewusst nicht offen an. Das bezeichnet man als intentionales Schweigen.

3. Wie wirkt das Verhalten von Führungskräften auf das intentionale Schweigen?

Das Verhalten von Führungskräften spielt bei der Entstehung des intentionalen Schweigens vermutlich eine zentrale Rolle. Da Vorgesetzte über Zielsetzungen, Strategieentwicklung und Ressourcenvergabe wesentliche Gestalter des Arbeitsumfeldes sind und eine Vorbildfunktion für Mitarbeiter(innen) haben, sollten sie wesentlichen Einfluss auf die moralischen Einstellungen und das mehr oder weniger ethische Verhalten von Mitarbeiter(inne)n ausüben. Das Zusammenspiel von moralischem Führungshandeln und moralischem Mitarbeiterverhalten wurde verschiedentlich theoretisch postuliert, bisher jedoch kaum empirisch geprüft. Das soll sich mit dem Projekt FIDES ändern.

4. Welche Arten der Führung sollen im Projekt FIDES betrachtet werden?

In der Führungsforschung wurde bislang meist ausschließlich die Wirkung von positivem bzw. moralischem Führungsverhalten betrachtet. Die Wirkung negativer bzw. unmoralischer Führungsweisen wurde hingegen weitgehend ausgeblendet. Fortschritte im Verständnis der Auswirkungen von Führung auf das moralische Verhalten von Mitarbeiter(inne)n sind aber nur dann zu erwarten, wenn eine ganzheitliche Betrachtung des Führungshandelns erfolgt, zumal Vorgesetzte – je nach Mitarbeiter und/oder Entscheidungsbereich – sowohl positive als auch negative Führungsweisen zeigen können.

5. Wie soll die Wirkung beider Führungsformen untersucht werden?

Um Aussagen über Ursache-Wirkungs-Prozesse zu treffen, ist es entscheidend, den Zusammenhang zwischen Führungsverhalten und dem intentionalen Schweigen von Mitarbeiter(inne)n im zeitlichen Verlauf zu erfassen. Deshalb planen wir eine Längsschnittstudie mit Erhebungen zu zwei Messzeitpunkten, um kausale Wirkrichtungen abbilden zu können. In beiden Erhebungen sollen auch Randbedingungen erfasst werden, die den Einfluss des Verhaltens von Führungskräften auf das Verhalten von Mitarbeiter(inne)n beeinflussen kön-nen. Dazu zählen beispielsweise individuelle Merkmale der Mitarbeiter(innen).
Genauere Informationen zu den Inhalten unserer Studie finden Sie hier.