8.7 Mehr über Unentscheidbarkeit: Das Postsche Korrespondenzproblem
Die Unentscheidbarkeit des Halteproblems mag auf den ersten Blick esoterisch anmuten. Es taucht ja nur auf, weil die Problemstellung irgendwie selbstreferenziell ist. Das täuscht: Unentscheidbarkeit taucht in vielen Bereichen der theoretischen Informatik und der Mathematik auf, auch bei Fragestellungen, die auf den ersten Blick nichts mit Turingmaschinen zu tun haben und völlig harmlos wirken. Wie zum Beispiel das rein kombinatorische Postsche Korrespondenzproblem.
Im Postschen Korrespondenzproblem haben wir endlich viele Kärtchen (auch Kacheln genannt) gegeben, die oben und unten jeweils ein Wort haben. Wir müssen die Kärtchen so nebeneinander legen, dass oben und unten das gleiche Wort entsteht; jedes Kärtchen kann beliebig oft verwendet werden. Im folgenden Beispiel wird das beige-farbene Kärtchen zweimal verwendet:
(Diese Beispielinstanz ist von Wikipedia; die graphische Darstellung stammt von mir.)
Schauen wir uns ein weiteres, komplizierteres Beispiel an. Hier führen wir eine Sonderregel ein, nämlich dass man mit der türkisen Kachel (der ersten) anfangen muss:
Können Sie das zweie PCP-Puzzle lösen und zu Ende führen?
Informell sehen wir bereits: um das Puzzle zu lösen, müssen
wir die
- Eine
Kachel (auch Kärtchen genannt) ist ein
Paar
. Hier bezeichnet das Wort auf der oberen Hälfte der Kachel und das auf der unteren. - Ein PCP-Puzzle (oder einfach nur Puzzle in diesem Zusammenhang)
ist eine endliche Menge
von Kacheln. -
Eine Kachelung ist eine Folge
von Kacheln aus , also Für eine Kachelung definieren wir den oberen Teil und den unteren Teil : -
Eine Kachelung
ist eine Lösung des Puzzles, wenn gilt.
Illustrieren wir die Definitionen noch einmal anhand des ersten Beispiels:
Das Puzzle besteht aus drei Kacheln:
Für ein festes
Mehr im Detail: für eine Turingmaschine
Wie so oft in ähnlichen Beweisen machen wir einen
Zwischenschritt. Das Modifizierte Postsche
Korrespondenzproblem (MPCP)
ist genau das gleiche wie das PCP,
nur dass es in
Die gesternten Kacheln zwingen uns nun dazu,
mit der markierten zu beginnen, da diese ja die
einzige ist, wo das erste Symbol oben und unten
übereinstimmt. Wir können nun
jede
Sie sehen: die letzte Kachel ist die einzige, die
am rechten Rand stehen kann. Sollte
nun das MPCP-Puzzle
Nun wissen wir also, dass wir den "Spieler" zwingen können,
mit einer bestimmten Kachel zu beginnen, ohne dies
explizit in die Spielregeln aufnehmen zu müssen. Unser
Ziel ist nun: gegeben eine Turingmaschine
Erinneren wir uns: eine Konfiguration einer
Turingmaschine ist eine Folge
Was geschieht nun? Für das Symbol
Hier brauchen wir halt eine Kopfkachel
Fassen wir zusammen, was wir bis jetzt gesehen haben. Wir
konstruieren Kopierkacheln
Wir sind noch nicht ganz fertig. Wir brauchen noch Regeln
für den Fall, dass der Schreib-Lese-Kopf am Rand des Bandinhaltes steht,
konkret also die "Umgebung" des Kopfes ein
Ganz zum Schluss müssen wir noch beschreiben, was geschieht, wenn die
Maschine in den akzeptierenden Zustand
und ganz am Schluss eine Kachel
Strenggenommen müssten wir jetzt beweisen, dass das MPCP-Puzzle genau dann lösbar ist, wenn
die Turingmaschine akzeptiert. Hierfür könnten wir zum Beispiel zeigen, dass, wenn