Im hohen Mittelalter regte sich unter den Menschen Protest gegen den Reichtum der Kirche. So entstanden viele Laien- und Armutsbewegungen, die ein Leben in der Nachfolge Christi zum Ziel hatten. Von diesen lehnte die Amtskirche allerdings manche als häretisch ab.
Besonders viele Frauen drängten zu einem an das Urchristentum angelehnten, frommen Leben. Ursachen waren unter anderem die zu dieser Zeit stattfindenden gesellschaftlichen Umwälzungen, aber auch die Tatsache, daß ein Gott geweihtes Leben für viele Frauen die einzige Möglichkeit war, keine Ehe eingehen und dennoch nicht betteln oder z.B. als Prostituierte arbeiten zu müssen.(1) Die gottgeweihte Jungfrau genoß seinerzeit höheres Prestige als die in der Welt lebende Mutter.
Eine große Anzahl Frauen bat um Aufnahme in die bestehenden Klöster, allerdings setzte dies meist voraus, daß sie in der Lage waren, eine Mitgift einzubringen. Andere, oft ärmere Frauen lebten in klosterähnlichen Gemeinschaften zusammen: diese wurden als Beginen bezeichnet. Sie ernährten sich selbst, z.B. durch Arbeiten wie Weberei oder Krankenpflege und erhielten geistliche Betreuung durch Ordenspriester.
Es lag im Interesse der Kirche, solche Konvente einem Orden anzuschließen, da sie nur schlecht kontrollierbar waren und sich dort häretische Ansichten durchsetzen konnten.
Das forderte jedoch den Widerstand der Orden heraus, denn nach Möglichkeit wollten diese nur diejenigen Frauenklöster inkorporieren (d.h. päpstliche oder bischöfliche Zuweisung eines Klosters an einen Orden), die wirtschaftlich stabil genug für ein monastisches Leben waren und die nicht der gesamten Ordensgemeinschaft zur Last fallen würden.
Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Klöster brachte die religiöse Frauenbewegung zahlreiche Mystikerinnen hervor, unter anderen die Begine Mechthild von Magdeburg (gest. 1282/97) 1210-85), Hildegard von Bingen (1098-1179) und Gertrud von Helfta (1256-1302).
Mystik und Psychoanalyse
Literatur:
Eva Schirmer: Mystik und Minne. Frauen im Mittelalter, Wiesbaden o. J.
Cordula Moravek: Hinter Klostermauern, in: A. Kuhn u. M. Pitzen, Stadt der Frauen, Zürich - Dortmund 1994
Brigitte Degler-Spengler: Zisterzienserorden und Frauenklöster. Anmer-kun-gen zur Forschungsproblematik. In: Kaspar Elm; Peter Joerißen (Hg.): Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit. Ergänzungsband, Schriften des Rheinischen Museumsamtes Nr. 18, Köln 1982
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