InWest
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Technologietransfer: ein Blick in den gelebten Alltag der sächsisch-tschechischen Nachbarschaft
Das 2013 an der Juniorprofessur durchgeführte Lehr-Forschungs-Projekt "InWest – Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Technologietransfer" (http://www.in-we-st.eu/) zeichnet sich durch einen besonders hohen Grad an Praxisnähe aus. Die Projektgruppe "InWest" (Informatik-Wissenstransfer zur wirtschaftlichen Entwicklung der sächsisch-tschechischen Grenzregion) fördert die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie die grenzüberschreitende Vernetzung und Zusammenarbeit.
Das Projekt wurde in Form eines Forschungsseminars durchgeführt, an dem Studierende der Europa-Studien (Bachelor), des Masterstudiengangs „Europäische Integration“ sowie Geographie-Studierende der Partneruniversität Jan Evangelista Purkyne in Usti nad Labem beteiligt sind (http://www.ujep.cz/). Die Studierenden haben in Zusammenarbeit mit den Dozenten drei thematische Schwerpunkte gewählt, die mit verschiedenen wissenschaftlichen Methoden analysiert und aufbereitet werden. So werden Sekundärdaten recherchiert, Expertengespräche geführt sowie strukturierte persönliche und online-Befragungen entworfen und durchgeführt. Die Daten wurden analysiert und auf der Grundlage von Basishypothesen zum grenzüberschreitenden Zusammenleben interpretiert. Dabei spielte die konkrete Lokalisierung von Elementen im Raum (z.B. Arbeitsangebote, Schulstandorte etc.), deren Einbettung in die sozialräumliche Umgebung (z.B. Bevölkerungsstruktur, Distanz zur Grenze, Wirtschaftsstruktur) sowie ihre Verbindungen über die Grenze (z.B. Arbeitsvermittlung, Schulpartnerschaften) eine entscheidende Rolle. Ein Kernelement der Datenaufbereitung ist das Geographische Informationssystem, da es einen räumlich differenzierten Blick auf Problemkonstellationen in ihren strukturellen Kontextbedingungen ermöglicht.
Thematische Klammer der drei Teilprojekte ist die Tatsache, dass ein Blick in den gelebten Alltag der sächsisch-tschechischen Nachbarschaft geworfen wird, da viele Probleme – aber auch Potenziale – grenzüberschreitender Zusammenarbeit im konkreten Alltagshandeln verortet sind. Die drei Teilprojekte haben folgende Zielsetzungen:
Im Teilprojekt Arbeitsmarktradar sollten Hemmnisse der grenzüberschreitenden Arbeitskräftevermittlung untersucht werden, die auf ungenügenden bilateralen und geographisch präzisen Informationsmöglichkeiten beruhen. Zunächst werden Daten aus der europäischen Arbeitskräftevermittlungsdatenbank aufbereitet und in einem Geographischen Informationssystem dargestellt. Die Recherche und Auswertung von Sekundärdaten zum grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt sowie von Expertengespräche soll aufzeigen, wie es derzeit um die Transparenz und Nutzbarkeit grenzüberschreitender Arbeitsangebote bestellt ist. Zudem soll exemplarisch aufgezeigt werden, wie das Informationsangebot der Arbeitsmarktdatenbank durch eine Verknüpfung mit Kontextdaten vertieft werden könnte. (Präsentation)
Das Teilprojekt Bilingualität geht der Frage nach, wie ausgereift die Kenntnisse der Nachbarsprache Tschechisch bzw. Deutsch in der Bevölkerung verankert sind. Dabei wird von der These ausgegangen, dass Sprachkenntnisse das wichtigste Element der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Begegnung sind. Kern des Projektes ist eine Befragung von SchülerInnen in weiterführenden Schulen, die Tschechisch bzw. Deutsch als Fremdsprache gewählt haben, zu den Motiven ihres Fremdsprachenlernens. Als Vergleichsgruppe werden zudem SchülerInnen befragt, die sich nicht für das tschechische bzw. deutsche Sprachangebot entschieden haben. Ziel der Befragung ist es, herauszufinden, welche Motive für die Sprachenwahl entscheidend sind (z.B. Grenznähe, persönliche Kontakte, elterliche Einflussnahme), welche Rolle die Sprachkenntnisse im Alltag der SchülerInnen spielen, und ob die Sprachkenntnisse zu grenzüberschreitenden Mobilitätsentscheidungen führen könnten (z.B. ein Studium/eine Ausbildung im jeweils anderen Land). Neben der persönlichen Befragung werden auch Sekundärdaten zur Bevölkerungs- und Bildungsstruktur sowie zur Vernetzung von Gemeinden und Schulen (Schulpartnerschaften) ausgewertet. (Präsentation)
Das Teilprojekt „Stereotype“ beschäftigt sich mit der Frage, wie stark bestimmte Einstellungen und Meinungen über den Anderen auf beiden Seiten der Grenze verankert sind. Das Projekt geht von der Hypothese aus, dass mit zunehmender Nähe zum Anderen und mit der Häufigkeit von grenzüberschreitenden Kontakten auch ein differenzierterer Blick auf das benachbarte Land und seine Bevölkerung entsteht. Nähe kann dabei objektiv durch geographische Nähe empfunden, aber auch durch Informiertheit und soziale Kontakte hergestellt werden. Um die Hypothese zu prüfen, wurde eine internetgestützte Befragung konzipiert, die in den Monaten August und September zugänglich war. Sie richtete sich an Bewohner des Freistaates Sachsen sowie des Usti Kraj. Die Auswertungsergebnisse sollen mit Ergebnissen der Eurobarometer Umfragen verglichen werden. Geplant ist eine regional differenzierte Darstellung der Ergebnisse mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems. (Präsentation)
Die Ergebnisse der Teilprojekte werden am Ende der Bearbeitungsphase im Rahmen eines Fachaustausches kleinen- und mittelständigen Unternehmen, Vertretern von Schulen, Behörden und Kommunalverwaltungen der sächsisch-tschechischen Grenzregion vorgestellt.
Laufzeit: 2013
Finanzierung: Eigenmittel
Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Birgit Glorius
Kooperationspartner: Universität Jan Evangelista Purkyne, Usti nad Labem