Lehrforschungsprojekt „Nachbarschaften: Sozialgeographische Erkundung Chemnitzer Stadtquartiere“ (Birgit Glorius)
Der soziale Nahraum – die neighbourhood - ist ein zentraler Ort der raumbezogenen Identitätsentwicklung. Er liefert einen Orientierungsrahmen und dient als Bühne sozialer Interaktionen, basierend auf raum-zeitlicher Kopräsenz. Das Projekt „Nachbarschaften“, das als Lehrforschungsprojekt Teil der Methodenausbildung im Studiengang Europa-Studien (B.A.) ist, wird ab dem Sommersemester 2022 jedes Jahr ein Chemnitzer Stadtviertel auf seine nachbarschaftlichen Interaktionen hin untersuchen. Dabei kommen die klassischen Instrumente der Sozialraumanalyse zum Einsatz (z.B. Strukturdaten-analyse, Begehung, Beobachtung, Befragung). Die Erhebungen werden geleitet von der Frage, wie nachbarschaftliche Interaktionen (nicht) zustande kommen und inwieweit soziale Interaktionen aus Perspektive der Bewohner*innen ihre Identifikation mit dem Quartier beeinflussen. Aus der vergleichenden Perspektive der Forschenden ist von besonderem Interesse, inwieweit strukturelle Merkmale und soziale Ausdifferenzierungs-prozesse wie Verfall und städtebauliche Aufwertung, Armut und Devianz, Etablierung kreativer Milieus oder politische Mobilisierungsprozesse die nachbarschaftlichen Interaktionen und die raumbezogene Identifikation mit der Nachbarschaft beeinflussen.
Das Projekt „Nachbarschaften“ ist eingebettet in das seit 2019 laufende Projekt „Umkämpfte Geographien“, das sich ausgehend von den Ereignissen des Chemnitzer Sommers 2018 mit der Umkämpftheit des urbanen Raums sowie raumbezogenen Deutungen und Repräsentationen auseinandersetzt. Die Ergebnisse werden laufend auf einem Blog publiziert und fließen in ein Lehrbuchprojekt zur Stadtentwicklung ein.