Ausbildung zum FAMI - Romy Leidhold - 2012-2015
Meine Eindrücke 1. Ausbildungsjahr 2012/13
Im Keller und doch Ausblick ins Grüne – meine Ausbildung im Uniarchiv
Um mich kurz vorzustellen: Ich heiße Romy, bin 23 Jahre alt und absolviere mit Freude meine Ausbildung hier im Uniarchiv. Gelandet bin ich hier, nachdem ich nach vier Semestern Germanistikstudiums feststellte: Geld lässt sich damit nicht verdienen. Da ich ohnehin eher ein Pragmatiker bin, war die Suche nach einer Ausbildung für mich der nächste Schritt. Schnell eine Liste aufgestellt mit Orten, die für mich interessant sind und wo sich lernen und arbeiten lassen könnte – und schon war die Bewerbung ans Uniarchiv geschickt. Im Nachhinein die beste Entscheidung meines Berufslebens bisher. Die Ausbildung als FAMI birgt für mich genau das Richtige, und vor allem: Abwechslung.
Wie bei vielen Ausbildungen begann auch die meine mit vielen Belehrungen, Rundgängen, Beratungen, Lektionen…ich kann mich noch genau erinnern, dass mir in den ersten zwei Wochen oft der Kopf rauchte angesichts der vielen Informationen, die man mir gab. Bald stellte ich jedoch fest: Es waren alles Nützliche. Ich musste beispielsweise die Geschichte sowie Struktur der TU eruieren. Und siehe da: Ohne diese wüsste ich heute weder in unseren Beständen noch in verwaltungstechnischen Aufgaben Bescheid. Nicht, dass ich tatsächlich schon über all unsere Bestände Bescheid weiß – aber es wird. Nach vielen Nebenbei-Informationen von Herrn Luther lernte ich ganz schnell, dass die Geschichte der TU sowohl spannend als auch komplex ist.
Damit die neuen Azubis sich mit den zukünftigen Kollegen ein wenig vertraut machen, stand in unserer dritten Wochen hier die Gemeinschaftsveranstaltung nach Freiberg an. Der Tag war lehrreich, lustig und wir haben unsere neuen Kollegen gleich zu Beginn gut kennenlernen können
In den ersten Wochen hier im Archiv bekamen Josephine, die zweite ebenfalls mit mir gestartete Azubine, und ich neben regelmäßig anfallenden Aufgaben wie Postbearbeitung, Materialbestellung, Klimarundgängen gleich ein umfangreiches Projekt: Circa 3500 Promotionsakten mussten umgepackt, entmetallisiert, revidiert und mit den vorhandenen Datenbanksätzen verglichen, gegebenenfalls korrigiert werden. Wir dachten, es gäbe nie ein Ende und so kam uns im November der erste Berufsschulblock gerade Recht. Wir hatten schon einiges gehört über die Buchhändlerlehranstalt Leipzig bezüglich chaotischer Stundenpläne, viel Ausfall – und dem war so. Unsere Begrüßung durch den Rektor fand stehend im Foyer der Schule statt, Josephine und ich waren erst einmal in der falschen Klasse – das waren nur die Probleme des ersten Tages. Wie vorgewarnt kam es tatsächlich zu viel Ausfall durch Krankheiten von Lehrern, die nicht ersetzt werden konnten. Für uns wird es deshalb im nächsten Ausbildungsjahr heißen: Ranhalten und Nachholen! Nichtsdestotrotz haben wir viel gelernt, insbesondere über das Archiv- und Bibliothekswesen, das doch ganz anders arbeitet als wir.
Romy Leidhold, August 2013
Meine Eindrücke 2. Ausbildungsjahr 2013/14
Mehr als zwei Drittel meiner Lehrzeit liegen nun hinter mir – schneller vorüber als je gedacht. Gerade das 2. Ausbildungsjahr war im Nu Geschichte. Das mag daran liegen, dass im vergangenen Jahr viele Dinge anstanden. Es war das Jahr zweier Praktika, einer kleinen Ausstellung, großen Umpackprojekten und nicht zu vergessen der Beginn unseres großen Abschlussprojektes.
Das zweite Jahr meiner Ausbildung begann –nach kurzer Berufsschul- und Arbeitszeit natürlich- mit einem Praktikum in unserer Unibibliothek. Sechs Wochen lang bekamen wir den kompletten Ablauf dessen zu Gesicht, was sich alles hinter der Einrichtung Bibliothek verbirgt. Fazit dessen war, dass ich erneut in der Wahl meiner Ausbildung bestätigt war – im Archiv gefällt es mir eben doch ein klein wenig mehr.
Im Februar und Anfang März stand im Archiv alles unter dem Zeichen „Frauenpower in Studium Lehre“. Gemeinsam mit dem Staatsarchiv gestalten wir zum Tag der Archive, der unter dem Motto „Frauen – Männer – Macht“ stand, eine kleine Ausstellung zum Thema Frauenstudium. Es gab viel zu recherchieren, Ausstellungsmaterial vorzubereiten - während dieser Zeit habe ich unseren Buchscanner und das Schneidewerkzeug wirklich intensiv kennenlernen dürfen.
In dem Jahr ging es dann munter weiter mit kleinen Erfassungs- und Erschließungsprojekten und unseren tagtäglichen Aufgaben wie Post- und Anfragenbearbeitung. Im Mai dann für mich eine neue Abwechslung: Ich durfte zum Praktikum zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Ein einmaliges Erlebnis. Auch dort wurden mir alle Rädchen der Einrichtung gezeigt, die das Arbeiten dort ermöglichen: das Magazin (erstaunlich interessant und abwechslungsreich), die Kartei (weniger interessant), Abteilung Forschung (sehr spannend), Registratur (unglaublich, wie viele Hunderte von Anträgen man in drei Tagen eintippen kann), Erschließung (großer Unterschied zu uns) und mein persönliches Highlight waren Zeitzeugengespräche, die ich miterleben durfte. Aufregend und hochemotional, was ich von Schloss Hoheneck, von dem ich bis dato recht wenig wusste, erfuhr.
Im weiteren Verlauf des Jahres standen für uns alle die Komplettierung der Bestandsbeschreibungen in Augias an, für mich die Transkription von Feldpostbriefen und dann noch im Zuge der Vorbereitung eines Teilumzugs ein recht umfangreiches Umpackprojekt. Dergleichen wird uns vermutlich noch weiter „verfolgen“ im Hinblick auf den großen Umzug in die Aktienspinnerei.
Der Abschluss des zweiten und zugleich der Anfang des dritten Jahres stellte für Josephine und mich dann der Beginn unseres Abschlussprojektes dar. Wir stehen vor dem Mammutprojekt der Erschließung von ca. 30lfm, die zum Bestand „Direktorat für internationale Beziehungen“ zählen. Das bedeutet viele Büro- und Heftklammern und viel viel Thermopapier. Und genau damit geht es für uns jetzt bis Ende unserer Ausbildung weiter. Auch das letzte Jahr wird mit diesem Projekt, dem Sächsischen Archivtag, dem Praktikum im Staatsarchiv und schlussendlich der Abschlussprüfung wohl ebenso schnell, wenn nicht schneller, vergehen als das zweite.
Romy Leidhold, Dezember 2014
Meine Eindrücke 3. Ausbildungsjahr 2014/15
Weihnachtszeit, Ende des Jahres – und nun endlich resümiere ich über mein letztes Ausbildungsjahr zum FAMI im Uniarchiv Chemnitz. Es war ein Jahr voller Aufregung, Spannung, Arbeitsstress und vieler schöner Momente mit Kollegen.
Das dritte Jahr stand ganz im Jahr der internationalen Beziehungen für uns. Wir fuhren damit fort, uns mit Ländernamen und den verschiedenen sozialistischen Republiken auseinanderzusetzen und uns damit zu beschäftigen, was ausländische Studenten nach Karl-Marx-Stadt brachte. Ersteres im Rahmen unseres Abschlussprojektes auf Arbeit „Direktorat für internationale Beziehungen“, zweiteres im Rahmen unseres Abschlussprojektes „Ausländerstudium an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt“. Die Hauptzeit unseres letzten Jahres als Auszubildende verbrachten wir also mit Erschließung von gefühlten mehreren tausenden, real lediglich 1.500 Akten. Kein einfaches Projekt, immer wieder taten sich Fragen auf, die geklärt werden mussten und wir dachten sehr oft, es nähme kein Ende mit diesem Projekt. Letztendlich – durch Arbeitseifer und -einsatz konnten wir das Projekt pünktlich zum Ende der Ausbildung beenden.
Unser zweites großes Projekt für die Berufsschule stand eng in Zusammenhang mit unserem Erschließungsprojekt auf Arbeit. Wir hatten es uns zur Aufgabe gemacht in unseren Akten zu recherchieren, wie das Ausländerstudium an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt absolviert und gehandhabt wurde. Wir durchforsteten Akten, Bücher, das Internet – und nebenbei stellten wir zusätzlich ein Würfelspiel auf die Beine. Ein beinahe unmögliches Arbeitspensum – aber Berufsschullehrer und auch unser Chef bestätigten uns, was für eine gute Arbeit wir vollbracht hatten.
Ansonsten war auch im 3. Ausbildungsjahr viel los für uns: Im März fand an der TU Chemnitz der sächsische Archivtag statt, bei dessen Vorbereitung und Organisation wir voll mit einbezogen wurden. Wir absolvierten unser letztes Praktikum der Ausbildung im Staatsarchiv Chemnitz, wo wir die bei uns im Uniarchiv kleinen Abläufe mal ins Zehnfache übertragen sahen. Und nebenbei immer die Tagesaufgaben pünktlich zu erledigen.
Wenn ich so über das letzte Jahr meiner Ausbildung und insgesamt meine Ausbildungszeit nachdenke, werde ich fast wehmütig. Nach der Ausbildung hat es mich vom Uniarchiv Chemnitz ins Stadtarchiv Radebeul verschlagen. Und auch wenn es mir hier sehr gut gefällt - die Zeit in der Ausbildung, die vielen lustigen Momente mit Kollegen und Nutzern, die manchmal anstrengenden Nutzer, die vielen, vielen Lektionen und Nebenbei-Lehrstunden meines Ausbilders, manchmal die Demotivation von mir und meiner Mitazubine angesichts der Aktenberge unseres Erschließungsbestandes - es war eine wunderbare Zeit, an die ich gern mit einem lachenden und einem weinenden Auge denke. Und ich glaube, auch die ehemaligen Kollegen sehen das so (oder zumindest so ähnlich) – immerhin darf ich mich auch dieses Jahr in Chemnitz zur Weihnachtsfeier des Uniarchivs einfinden.
Romy Leidhold, Dezember 2015