Allgemeine Methoden | Vigenère-Chiffre |
Verschlüsselung Entschlüsselung Beispiel Kryptoanalyse mit Sprachstatistik Eine zweite Kryptoanalyse Übungen
Die Cäsar-Chiffre ist eines der einfachsten, aber auch unsichersten Verfahren, um Texte zu verschlüsseln. Das Verfahren wurde nach dem römischen Kaiser Julius Cäsar benannt, der auf diese Weise bereits vor über 2000 Jahren Nachrichten verschlüsselt haben soll.
Die Cäsar-Chiffre ist eine monoalphabetische Substitution, das heißt, jeder Buchstabe des Textes wird durch genau einen anderen Buchstaben des Alphabets ersetzt. Dieser Austausch geschieht jedoch nicht zufällig, sondern basiert auf zyklischer Rotation des Alphabets um Zeichen, wobei
der verwendete Schlüssel ist.
Die Verschlüsselung einer Nachricht erfolgt buchstabenweise mit einem Schlüssel aus der Menge
, wobei der Wert
nicht sinnvoll ist, da der Originaltext in diesem Fall keine Änderung erfährt.
Für einen gegebenen Buchstaben wird zunächst anhand der folgenden Tabelle seine Position im Alphabet bestimmt.
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A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M |
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N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z |
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Anschließend erhält man den Wert des verschlüsselten Buchstaben durch folgende kurze Berechnungsformel:
Mit Hilfe obiger Tabelle kann dieser Wert wieder in einen Buchstaben transformiert werden.
Die Entschlüsselung einer Nachricht erfolgt ähnlich wie die Verschlüsselung mit Schlüssel , wir verwenden jedoch die Formel
Der Satz "OTTO KOMMT" wird mit dem Schlüssel verschlüsselt.
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unverschlüsselt | O | T | T | O | K | O | M | M | T | |
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verschlüsselt | R | W | W | R | N | R | P | P | W | |
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Statt nur über dem Alphabet kann man analog allgemeine Cäsar-Chiffre über beliebigen endlichen Alphabeten
definieren.
In diesem Abschnitt wollen wir beispielhaft anhand der Cäsar-Chiffre vorführen, wie die Methode der Sprachstatistik angewendet werden kann. Dazu sei eine allgemeine Cäsar-Chiffre über dem Alphabet gegeben.
Wir nehmen an, dass die Buchstaben des Klartextes unabhängig voneinander gemäß der Wahrscheinlichkeitsverteilung gewählt werden. Der Wert
gibt also die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Buchstabens
an. Die Annahme über die Verteilung der Buchstaben kann man als in der Realität annähernd erfüllt ansehen.
Wenn der Schlüssel ist, dann hat das Kryptogramm die Wahrscheinlichkeitsverteilung
, wobei die Indizes modulo
gerechnet werden. Der Vektor der Wahrscheinlichkeitsverteilung
ist also eine zyklische Rotation des Vektors der Verteilung
. Wenn man die Größe der Verschiebung bestimmen kann, so hat man den Schlüssel gefunden. Die Größe der Verschiebung bestimmt man nun dadurch, dass man die Positionen beispielsweise der beiden häufigsten, also wahrscheinlichsten Buchstaben im verschobenen Vektor bestimmt und diese mit ihren nicht verschobenen Positionen vergleicht. Dazu überlegen wir uns folgendes.
Es sei die Länge eines Klartextes und
die Zufallsvariable die angibt, wie oft der Buchstabe
im Klartext vorkommt. Es ergibt sich als Wahrscheinlichkeit, dass der Buchstabe
genau
mal im Klartext der Länge
vorkommt
denn man hat Möglichkeiten,
der
Positionen im Klartext auszuwählen und an diesen
Positionen tritt jeweils mit Wahrscheinlichkeit
der Buchstabe
auf und jede andere der
vielen restlichen Positionen enthält kein
mit Wahrscheinlichkeit
. Somit ergibt sich der Erwartungswert der Zufallsvariable
als
Als Varianz ergibt sich dann
Wir führen eine neue Zuvallsvariable ein mit
. Die Zufallsvariable
hat eine zentrierte und normierte Binomialverteilung, die sich für große
wie eine Standardnormalverteilung verhält. Insbesondere gilt für große
und damit
Mit (da im Allgemeinen
ist) folgt
also
Für die Länge der Nachricht erhält man etwa
Also ist die Wahrscheinlichkeit, dass die relative Häufigkeit des Buchstaben
um mehr als 0,015 von der Wahrscheinlichkeit
des Auftretens von
abweicht, kleiner als
. Betrachtet man das englische Alphabet, so sind die Wahrscheinlichkeiten der beiden häufigsten Buchstaben e und t:
und
und somit
. Es kann also mit großer Wahrscheinlichkeit in einem langen Text zwischen
und
unterschieden werden und die Cäsar-Chiffre mit Hilfe der Häufigkeitsanalyse geknackt werden.
Eine zweite Möglichkeit, Cäsar-Chiffren über dem Alphabet durch eine Häufigkeitsanalyse zu brechen, ist die folgende. Es sei
eine Zufallsvariable mit der Verteilung
wobei
die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Buchstaben
im Klartext ist. Weiterhin seien
die beobachteten relativen Häufigkeiten der Buchstaben im Kryptogramm. Bei Schlüssel
ist
(Indexrechnung modulo
) die Buchstabenverteilung im Klartext. Die Idee bei der Analyse besteht darin, ein
zu bestimmen, bei dem die euklidische Norm
minimal wird, und damit
minimal ist. Da und
für jedes
konstant sind, reicht es, den Ausdruck
zu maximieren. Für große gilt mit einer Wahrscheinlichkeit von fast
, dass
klein ist, wenn
korrekt ist, sowie dass
groß ist, wenn
nicht korrekt ist.
Aufgabe 1
Gegeben sei eine Cäsar-Chiffre bei beliebigem Modulus . Ein Angreifer kenne nur einige Kryptogramme
.
Diskutieren Sie in nachfolgenden Situationen, ob der Angreifer die Kryptogramme entschlüsseln kann:
Wie sind die Punkte 1. bis 4. zu beantworten, wenn der Angreifer für das Kryptogramm (und nur für dieses) den entsprechenden Klartext kennt?
Aufgabe 2
Diskutieren Sie Kryptosysteme in Analogie zur Cäsar-Chiffre, die die folgende Chiffrierfunktion mit
verwenden; speziell hinsichtlich der geeigneten Parameterwahl.
Wie ändert sich die Situation, wenn man Chiffrierfunktionen der Form mit
verwendet?
Aufgabe 3
Überlegen Sie sich ein Kryptosystem in Analogie zur Cäsar-Chiffre, das auf konsekutiven Paaren von Buchstaben operiert.
Aufgabe 4
Gegeben ist eine Cäsar-Chiffre über dem endlichen Alphabet . Bei einem ciphertext-only-attack erhalten Sie genau einen Chiffratbuchstaben
. Gemäß der Gleichverteilung raten Sie zufällig einen Schlüssel
. Nach Ihrer Wahl erfahren Sie, dass der Buchstabe
mit
nicht der Schlüssel ist. Sie haben nun die Möglichkeit, Ihre ursprüngliche Wahl einmalig zu revidieren. Würden Sie diese Möglichkeit wahrnehmen?