Historie
50 Jahre Lehrstuhl Umformtechnik
Anlässlich des 50- jährigen Jubiläums der Professur möchte diese allen Interessierten einen Teil ihrer Geschichte näherbringen. In liebevoller Arbeit haben ehemalige Mitglieder der Professur in der Festschrift
50 Jahre Lehrstuhl Umformtechnik (1956 bis 2006)
Von der Abteilung Umformtechnik der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt zum Lehrstuhl Umformtechnik der Technischen Universität Chemnitz
Erinnerungen
Geschichten, Zahlen und Fakten, Kurioses und Historisches zusammengefasst. Der Dank der Professur gilt den Herren Dr. Siegfried Gorbauch, Dr. Günther Herold, Dr. Jörg Schladitz und Prof. Aribert Schwager, die für das Zusammentragen und Niederschreiben dieser Festschrift viele Stunden Mühe, Zeit und persönliches Engagement eingebracht haben.
Als kleinen Auszug finden Sie nachfolgend das Geleit der Festschrift. Wir hoffen damit Ihr Interesse zu wecken und Sie zum Weiterlesen anzuregen. Die komplette Schrift finden Sie unter dem folgendem Link: 50 Jahre Lehrstuhl Umformtechnik (PDF)
Zum Geleit
Die Anwendung der Verfahren der Umform- und Zerteiltechnik hat die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft nachhaltig beeinflusst. Die Anfänge der Umformtechnik gehen bis in die schriftlose Vergangenheit zurück. Mit einer endlosen Kette an Erkenntnissen, an Erfindungen und an Erfahrungen haben unsere Vorfahren die Entwicklung der Umformtechnik vorangetrieben. Goethe lässt Prometheus zu den Schmieden sagen: „Die ihr hartes Erz nach eurem Sinne zwingend formt, .... ihr seid die Nutzenden (Nützlichen)“. Darin verbirgt sich schon die Definition des gezielten Umformens.
Unter Anwendung von Verfahren der Umformtechnik wurden Werkzeuge, Waffen, Rüstungen, Wagenteile, Hausrat, Schmuck und vieles andere hergestellt. Bald reichte die handwerkliche Anwendung der Umformtechnik nicht mehr aus. Walzwerke, Schmieden, Drahtziehereien, Blechformwerke entstanden und wurden für die Entwicklung der Produktion in allen Bereichen der Wirtschaft zur Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen unentbehrlich:
Gegossene Stahlblöcke sind vor dem Walzen zu schmieden. Eisenbahnschienen und Stahlprofile für Eisenbahnwaggons und Lokomotiven mussten und müssen gewalzt werden. Schubkurbeln für Lokomotiven, Kurbelwellen für die Automobilindustrie oder den Schiffbau waren und sind zu schmieden. Drähte für die Elektroindustrie und für das Telefonfestnetz wurden und werden gezogen. Bleche und Bänder mussten und müssen für die Automobil- und die Haushalt- Geräteindustrie gewalzt werden. Halbzeuge für den Maschinenbau in Form von Rund-, Flachstahl und anderen Profilformen sowie Leichtbauprofile mussten und müssen gewalzt oder gezogen werden. Stahlprofile für den Hoch- und Brückenbau waren und sind herzustellen. Rohteile für den Maschinenbau mussten und müssen warm oder/und kalt umgeformt werden. Die Beispiele ließen sich weiter fortsetzen. Die Umformtechnik hat für die menschliche Gesellschaft eine überragende Bedeutung.
Mit der immer umfangreicheren Anwendung der Umformtechnik war es erforderlich, die Verfahren zunehmend wissenschaftlich zu durchdringen und neue Verfahren zu entwickeln. Das Sammeln von Erfahrungen der produktiv tätigen Menschen reichte nicht mehr aus, um die Vorteile der Umformverfahren umfassend nutzen zu können.
Insbesondere im Zeitalter der Motorisierung, der ständig steigenden Stückzahlen, z. B. im Automobilbau, und der Verknappung von Rohstoffen und Energie gewann die Umform-technik stetig an Bedeutung. Die Verfahren der Umformtechnik gestatten es, Werkstücke in großer Stückzahl, in kürzester Zeit energiesparend, produktiv und ökonomisch herzustellen. Der Energiespareffekt wird insbesondere bei ganzheitlicher Betrachtung der gesamten Produktionskette deutlich.
Die Verfahren der Umformtechnik wurden so weiter entwickelt, dass die hergestellten Werkstücke nicht nur Halbzeuge und Grundformen für das fertige Werkstück waren, sondern dem Endzustand stark angenähert wurden, sodass nur noch eine End- oder Feinbearbeitung erforderlich war oder das Ergebnis des Umformvorganges ein endkonturnahes oder ein nur noch durch Oberflächenbehandlung herzustellendes Einzelteil oder Endprodukt darstellt.
Um diesen Entwicklungsweg beschreiten zu können, waren gut ausgebildete Fachkräfte und Ingenieure erforderlich. Die Gründung der Bergakademie Freiberg bereits 1765 in Kursachsen als älteste montanwissenschaftliche Hochschule der Welt hat die Entwicklung der Ingenieurwissenschaften und der Umformtechnik nicht nur in Mitteldeutschland sondern darüber hinaus in ganz Deutschland wesentlich voran gebracht. Besonders die alten Akademien und späteren Technischen Universitäten in Dresden und Chemnitz haben davon profitiert und haben später ihren Anteil zu dieser Entwicklung beigetragen. Um den ständig steigenden Bedarf der Industrie an technischen Fachkräften und Ingenieuren befriedigen zu können, hat der sächsische Staat 1874 ein neues Schulgesetz verabschiedet. Naturwissenschaftliche und technische Erkenntnisse wurden stärker in den Lehrplänen berücksichtigt. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in Deutschland insbesondere in industriellen Ballungsgebieten weitere technische Bildungseinrichtungen. So wurde 1836 die Königliche Gewerbschule Chemnitz gegründet.
Die Botschaft und Schlussfolgerung aus dieser langen und mühevollen Entwicklung für uns heute sind wohl, mit soliden wissenschaftlichen Leistungen und viel Innovationen die Umformtechnik als hochproduktive und zugleich material- und energiesparende Fertigungstechnik den Erfordernissen der Industrie und der Wissenschaft unserer Zeit anzupassen.
Eine der besten Organisationsformen für die Entwicklung der Wissenschaften, wie zum Beispiel der Plastizitätstheorie, der Theorie der Umformtechnik, der materialsparenden Umformverfahren, der Umformwerkstoffe und hoch beanspruchten Umformwerkzeuge und der Umformmaschinen waren wohl und sind es noch heute die Hochschulinstitute mit ihren An-Instituten. Für die deutschen Universitäten war und bleibt die bewährte Tradition wichtig, die Wahrung der Einheit von Lehre und wissenschaftlicher Forschung, von Theorie und Praxis, von Forschung und Produktion sowie von Vorlesung, übung und Versuchsfeldpraktikum (Experiment), und dass die dafür erforderlichen Mittel (Anzahl der Praktikumsplätze, Ausrüstungen und übungsleiter) und Stunden (der zeitliche Umfang) im Studienplan zur Verfügung stehen.
Anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung des Lehrstuhles Umformtechnik wollen wir über die Entwicklung des Lehrstuhls seit seiner Gründung an der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt im Jahre 1956 bis zum Jahre 2006 an Technischen Universität Chemnitz berichten und damit die Leistungen der Wissenschaftler und Angestellten, die am Lehrstuhl tätig waren und sind, würdigen. Es sind dies die Erinnerungen von Hochschullehrern und Mitarbeitern, die einen großen Teil der hier dargestellten Ereignisse persönlich erlebt haben.
Dr.-Ing. Siegfried Gorbauch
Dr.-Ing. Günter Herold
Doz. Dr.-Ing. habil. Jörg Schladitz
Prof. Dr.-Ing. habil. Aribert Schwager
Chemnitz, im September 2006
100. Geburtstag Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Kühne
Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Kühne wäre am 09.07.2015 100 Jahre alt geworden. Anlässlich seines 100. Geburtstags erinnern sich ehemalige Studenten und Mitarbeiter an sein Leben, sein Wirken und seine Person. Die komplette Schrift finden Sie unter dem folgendem Link: Erinnerungen zu Prof. Dr.-Ing. habil. H.-J. Kühne (PDF)