Welche Fragen sollte man sich stellen?
Bevor man sich an die Umsetzung eines Radiofeatures macht, ist es hilfreich, zunächst zu überlegen, wovon genau das Feature handeln wird, was es verhandeln soll. Auf welche Aspekte wollen wir uns konzentrieren, welche nur andeuten? Man sollte sich bewusst machen, welches Ziel mit dem Feature erreicht werden soll und welche Haltung man selbst zu dem Thema hat. Als Nächstes geht es darum, zu überlegen, wie die Geschichte erzählt werden kann. Welche Elemente wird sie enthalten und wie sind diese aufeinander aufgebaut? Welche Stimmung wird vermittelt und wie sieht die Geräuschwelt des Features aus?[1] Nach einem Brainstorming von Ideen kann es sinnvoll sein, die Ideen in einer Partitur zu strukturieren. Das heißt einzelne Elemente werden in der geplanten Reihenfolge angeordnet. Um die einzelnen Elemente genauer zu bestimmen, können folgende Fragen hilfreich sein:
- Was wird thematisiert?
- Wo befinden wir uns?
- Welche Akteure_innen stehen im Mittelpunkt?
- Wie ist die Atmosphäre? Wie ist die Geräuschwelt?
Um die Möglichkeit zu haben, verschiedene Formen des Aufbaus auszuprobieren, können einzelne Elemente jeweils auf einem Blatt notiert werden. So hat man die Möglichkeit die Blätter zu verschieben und anders anzuordnen. Es ist gut, vorher einen Plan zu haben, damit man gezielter Gesprächspartner_innen, Musik, Geräusche, Zitate, etc. finden kann. Jedoch weiß man nie, wie das gesammelte Material ausfällt und ob sich daraus neue Anordnungen ergeben.
Unser Konzept
In unserem Feature wollen wir uns mit dem Thema Asyl in Chemnitz auseinandersetzen. Dabei ist es uns wichtig, persönliche Erlebnisse von geflüchteten Menschen, ihre Biografien mit einzubeziehen, damit sie selbst zu Wort kommen und wir ihre Wahrnehmung erfahren. Außerdem soll Chemnitz als Zufluchtsort thematisiert werden. Wie begegnen Chemnitzerinnen und Chemnitzer Asylsuchenden? Welche Reaktionen gibt es? Dabei sollen verschiedene Akteur_innen zu Wort kommen.
Um diese Aspekte in einem Feature unterzubringen, haben wir uns dafür entschieden zwei Handlungsstränge zu konzipieren, die zunächst getrennt voneinander verlaufen und später zusammentreffen. Handlungsstrang 1 begleitet eine Familie auf der Flucht aus ihrem Herkunftsland. Handlungsstrang 2 thematisiert Vorbereitungen, die in Chemnitz in Bezug auf Asylsuchende getroffen werden. Zum Beispiel die Organisation rund um die Erstaufnahme oder Informationsveranstaltungen von der Stadt. Die beiden Handlungsstränge laufen zusammen, als die Familie in Chemnitz ankommt. Es werden verschiedene Reaktionen in Chemnitz eingefangen und auch die Wahrnehmung der Geflüchteten dargestellt. Sprechertexte, Musik und Geräusche verbinden jeweils die einzelnen Szenen.
Bei der Entwicklung des Konzepts schon wurde deutlich, wie schwierig und selektiv journalistische Arbeit ist. Man entscheidet, wer jeweils zu Wort kommt. Wen wählen wir also aus? Das muss außerdem mit der eigenen Haltung und dem eigenen Selbstverständnis zusammenpassen. Es sollen verschiedene Perspektiven dargelegt werden, jedoch ohne zu einem Sprachrohr von radikalen und rassistischen Äußerungen zu werden.
- Zur dramaturgischen Gestaltung siehe auch Zindel, Udo (1997): Zupacken und nicht mehr loslassen. Dramaturgische Gestaltung. In: Udo Zindel/Wolfgang Rein (Hg.): Das Radio-Feature. Ein Werkstattbuch. Konstanz: UVK Medien, S. 79-87.