Interviewvorbereitung
Interviews sind in Features weit verbreitet. Auf diese Weise können O-Töne (Original-Töne) von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren gewonnen und unterschiedliche Sichtweisen dargestellt werden. Daher ist für Interviews im Feature wichtig, die Personen zum Erzählen anzuregen und ihnen Raum zu geben für ihre Gedanken. Das bedeutet natürlich auch, dass man sich genügend Zeit nimmt für ein Interview. Zunächst müssen interessante Gesprächspartner_innen aber erstmal recherchiert werden. Es folgt die Kontaktaufnahme. In manchen Fällen hilft auch ein Vorgespräch, um das Vorhaben genauer zu erläutern und Vertrauen aufzubauen. Es gibt zwar auch die Möglichkeit, die Fragen aus dem Gespräch heraus zu stellen und zu schauen, in welche Richtung es sich in dem Moment entwickelt. Wenn man aber noch nicht so viel Erfahrung hat, empfiehlt es sich, vorher schon Fragen zu formulieren. Das bedeutet ja nicht, dass im Interview selbst nicht auch spontan Fragen gestellt werden können. Um den Einstieg ins Gespräch zu erleichtern und später auch Informationen zur Person zu haben, ist es hilfreich, die Interviewpartner_innen zu Beginn des Gesprächs zu bitten, sich erst einmal vorzustellen. Bei den darauffolgenden Fragen sollte darauf geachtet werden, offene Fragen zu stellen, die zum Erzählen anregen. Geschlossene Fragen, die nur mit ja oder nein zu beantworten sind, sind zu vermeiden. Außerdem ist es wichtig, nur einen Aspekt pro Frage zu behandeln, also keine Doppel- und Dreifachfragen zu stellen.
Interviewdurchführung
Aufgezeichnet werden die Interviews mit Aufnahmegeräten mit extra Mikrofon und Kopfhörer, die wir von Radio T ausleihen können. Vor der Aufnahme sollte darauf geachtet werden, dass Störgeräusche im Hintergrund sofern möglich abgeschaltet werden, es sei denn, sie sind für die Atmosphäre des Features wichtig. Durch die Kopfhörer kann im Vorhinein getestet werden, wie die Aufnahme am Ende klingt, wie die Lautstärke ist, welche anderen Geräusche noch zu hören sind. Das Mikrofon sollten Interviewer_innen die ganze Zeit in der Hand behalten und es nicht abgeben. Es sollte etwa eine Faust breit vom Mund entfernt und ruhig gehalten werden, da das Bewegen des Kabels zu Knackgeräuschen auf der Aufnahme führen kann. Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit, Interviews im Studio zu führen, sofern die Interviewpartner_innen dazu bereit sind. Wer sich dafür interessiert, selbst Radio zu machen, kann sich bei Radio T melden. Dort gibt es auch Einführungsworkshops (Kontakt unter www.radiot.de).
Aktueller Stand: Gruppe Interview
Die Gruppe „Interview“ ist dafür zuständig Interviews mit verschiedenen Akteur_innen der Asylpolitik in Chemnitz zu führen. Da das Radiofeature in zwei Handlungsstränge aufgeteilt werden soll, stehen zwei Arten von Interviews im Fokus: zum einen soll eine Flüchtlingsfamilie retrospektiv auf ihrer Flucht nach Deutschland begleitet werden; dies stellt mehr eine Erzählung als ein klassisches Interview dar. Und zum anderen sollen die aktuelle Situation und Stimmung bezüglich der Asylsuchenden in Chemnitz anhand von Gesprächen mit verschiedenen Akteur_innen dargestellt werden. Dafür ist geplant, unter anderem das Sozialamt, die Ausländerbehörde, die Landesdirektion Sachsen, Hilfsinitiativen sowie Wissenschaftler_innen der Technischen Universität Chemnitz zu befragen. So kommen sowohl politische Entscheider_innen als auch ehrenamtlicher Helfer_innen und Wissenschaftler_innen zu Wort. Die Gespräche sollen Fakten liefern, die den Zuhörer_innen helfen sollen, die politische, aktuelle Situation in Chemnitz zu verstehen. Der Erzählstrang der Flüchtlingsfamilie, in der veranschaulicht wird, warum die Familie wie nach Deutschland geflüchtet ist und welche Schwierigkeiten es gab oder gibt, soll verdeutlichen, warum Menschen aus ihrer Heimat fliehen und welche Hoffnungen und Ängste sie haben.
Die Gruppe „Interview“ befindet sich mitten in der heißen Phase: Kontakte werden hergestellt, Interview-Termine ausgemacht, Personen- und Fakten-Recherchen vorangetrieben und Fragenkataloge erstellt – nicht zuletzt wird auch der Umgang mit der Technik geübt. Immer drei Personen sind für einen Interviewpartner_in zuständig, bereiten sich ausführlich vor und führen letztendlich auch das Interview.
Die Gruppe „Interview“ hat bereits 5 Interviews erfolgreich durchgeführt. Das erste Interview fand mit Marcus Nolden statt. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Interkulturelle Kommunikation der TU Chemnitz. Er wurde zu seiner Tätigkeit in Bezug auf die neuankommenden Menschen, speziell an der Technischen Universität Chemnitz, befragt. Kurz darauf folgte ein Interview mit einer geflüchteten Person, die vor ungefähr einem halben Jahr aus Afghanistan nach Deutschland kam. Außerdem haben wir die Migrationsbeauftragte der Stadt Etelka Kobuß interviewt. Darüber hinaus waren zwei Mitglieder der Gruppe im Lesecafé „Odradek“, um dort ein Gespräch mit einer albanischen Familie zu führen. Des Weiteren waren Gruppenmitglieder bei der Einwohnerversammlung vom 1.2.16 anwesend. Ein sehr interessantes Interview war zudem mit Ina Hilbert. Sie ist die Asylkoordinatorin der Stadt Chemnitz.
Ausstehend sind noch Interviews mit der Agiua (AG In- und Ausländer) und der Erstaufnahmeeinrichtung in Chemnitz. Termine dazu sind jedoch auch schon festgesetzt und wir warten alle gespannt auf unsere letzten Gespräche. Bisher gab es zwar ein paar kleine Kontakt- und Terminfindungsschwierigkeiten, doch die konnten alle überwunden werden und es sind großartige Interviews entstanden.