Sprechertexte
Um die einzelnen Elemente des Features wie O-Töne, Geräusche und Musik miteinander zu verbinden, werden in der Regel Sprechertexte formuliert und eingesprochen. Sie enthalten Hintergrundinformationen zum Thema, führen neue Aspekte ein und kommentieren dargelegte Meinungen. Dafür ist es wichtig, sich vorher zu überlegen, welche Haltung man als Autor oder Autorin des Features einnehmen möchte. Wie bereits erwähnt, ist ein Feature ein sehr subjektives und persönliches Projekt. Es bleibt jedoch die Frage, inwiefern das im Feature sichtbar wird. Wird aus der Ich-Perspektive erzählt mit Einbezug von eigenen Eindrücken, Gefühlen, Meinungen oder gibt es eine Erzählerin oder einen Erzähler aus dem Off ohne persönliche Komponente mit einer neutraleren Haltung? Zindel skizziert grob fünf Schreibhaltungen, die in Radiofeatures vorkommen können.
- Reportierend
- Beobachtend
- Episch beschreibend
- Persönlich erzählend
- Kommentierend
Während Autor_innen bei der reportierenden Schreibhaltung darauf bedacht sind, Informationen in sprachlich knapper Folge aus der Distanz zu präsentieren, ohne zu werten, ist der/der Erzähler_in bei der beobachtenden Schreibhaltung vor Ort und spricht über die Atmosphäre. Er/Sie lässt jedoch eher die Geräuschkulisse und Gesprächspartner_innen wirken und führt mit wenigen subjektiven Worten durch die Szenerie.[1] Unter episch beschreibend versteht Zindel eine Schreibhaltung, die sich Zeit für sinnliche Eindrücke und Schilderungen nimmt und Personen, Landschaften und Beobachtungen farbig und anschaulich beschreibt und weniger auf O-Töne setzt.[2] Persönlich erzählend als Schreibhaltung bedeutet, dass Autor_innen einem Thema sehr nah sind und es aus eigenem Erleben darstellen. Sie beobachten also ein Stück weit auch sich selbst und lassen bewusst eigene Emotionen, Gedanken und Vorlieben in den Text mit einfließen.[3] Kommentierend bedeutet für Zindel, dass politische und andere kontroverse Themen bewusst aus subjektiver Perspektive dargestellt, bewertet und kommentiert werden.[4] Es kann natürlich auch verschiedene Sprecher_innen geben, die verschiedene Funktionen übernehmen.
Bei einem Radiofeature geht es darum, sich einem Thema akustisch zu nähern und über das Gehör Zugang zu den Menschen zu finden. Daher ist die Verwendung von Sprache äußerst wichtig. In der Regel ist es ratsam eher kurze Sätze zu formulieren und auf verschachtelte Satz-Konstruktionen zu verzichten. Außerdem erleichtert es in der Regel das Zuhören, wenn Aktiv statt Passiv verwendet wird, das Verb also am Anfang des Satzes steht und Substantivierungen vermieden werden. Außerdem sollte mit Zahlen sparsam umgegangen werden. Natürlich kommt es auch immer darauf an, ob es sich um einen Informationstext oder eine Beschreibung handelt. Kurze Sätze zu formulieren bedeutet nicht, auf jedes Detail zu verzichten. Die Gedanken sollten aber vorher geordnet und auf den Punkt gebracht werden. Außerdem ist es für uns wichtig, sensibel mit Begrifflichkeiten umzugehen. Gerade beim Thema Asyl werden in Medien und Politik oftmals Metaphern von Naturgewalten oder Kriegsmetaphern verwendet, die eine Gefahr konstruieren und Angst schüren können. Diese wollen wir vermeiden und durch neutralere Ausdrücke ersetzen.
Aktueller Stand: Gruppe 2, Sprechertexte
Wir haben vor, für das Feature verschiedene Sprechertexte zu formulieren. Zum einen werden in das Feature ein paar Hintergrundinformationen zum Recht auf Asyl und Asyl in Deutschland integriert. Durch den Einbezug von Hintergrundinformationen möchten wir den Hörer_innen des Radiofeatures das Zuhören erleichtern und ein besseres Verständnis der Thematik vermitteln. Zum anderen recherchieren wir zu einzelnen Organisationen sowie Personen in Chemnitz und verfassen Kommentare, die die O-Töne aus Gesprächen und Interviews ergänzen.
Zurzeit schreiben wir die Sprechertexte für das Radiofeature, welche die Interviews und die Geräusche ergänzen sollen. Dazu mussten wir teilweise erst die Interviews abwarten, um die Texte besser abstimmen zu können. Erste Probeaufnahmen wurden bereits bei Radio T gemacht, die uns dabei geholfen haben herauszufinden, welche Stimme für welchen Teil des Features am besten geeignet ist. Beim Einsprechen wurde uns auch bewusst, dass der ein oder andere Text noch umformuliert werden muss, damit dieser besser zur Struktur unseres Features passt.
- Zindel, Udo (2007): Warum Schreibhaltungen wichtig sind. In: Udo Zindel/Wolfgang Rein (Hg.): Das Radio-Feature. 2. Aufl., Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, S.178-179.
- Zindel, Udo (2007): Warum Schreibhaltungen wichtig sind. In: Udo Zindel/Wolfgang Rein (Hg.): Das Radio-Feature. 2. Aufl., Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, S.181.
- Zindel, Udo (2007): Warum Schreibhaltungen wichtig sind. In: Udo Zindel/Wolfgang Rein (Hg.): Das Radio-Feature. 2. Aufl., Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, S.183.
- Zindel, Udo (2007): Warum Schreibhaltungen wichtig sind. In: Udo Zindel/Wolfgang Rein (Hg.): Das Radio-Feature. 2. Aufl., Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, S.186.