Archiv für Semiotik
Das Semiotikarchiv bildet gemeinsam mit der Zeitschrift für Semiotik und der Lehr- und Forschungstätigkeit an der Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation die Basis des Semiotikstandorts Chemnitz.
Das Archiv befindet sich derzeit im Aufbau und beherbergt Materialien aus dem Vor- und Nachlass Rolands Posners und Werke aus der Sammlung Martin Krampens. Perspektivisch soll das Archiv eine neue Heimat im noch fertigzustellenden Kontorgebäude finden. In Abhängigkeit von der Fertigstellung des Kontorgebäudes wird das Semiotikarchiv der Universität der Künste Berlin die Chemnitzer Sammlung vervollständigen.
Die Sammlung
Roland Posner (* 30. Juni 1942 in Prag; † 26. Mai 2020 in Berlin) war ein einflussreicher deutscher Semiotiker und Linguist. Ab 1974 hatte er die Professur für Germanistische und Allgemeine Linguistik an der TU Berlin inne und leitete die dort ansässige Arbeitsstelle für Semiotik.
Posner, bekannt für seine transdiziplinären Ansätze, setzte sich dafür ein, die Semiotik als Grundlage für eine allgemeine Kulturtheorie zu etablieren. Als vehementer Kritiker des „Schubladendenkens“ in der Wissenschaft, förderte Posner den Dialog zwischen verschiedenen Disziplinen.
Als Gründungsmitglied und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Semiotik sowie der Internationalen Gesellschaft für Semiotik spielte Posner eine Schlüsselrolle in der internationalen semiotischen Gemeinschaft. Er initiierte bedeutende Publikationsreihen und war an der Herausgabe grundlegender Werke beteiligt. Posner begründete die Zeitschrift für Semiotik.
Posner hinterlässt ein umfangreiches wissenschaftliches Erbe und hat durch seine Arbeit und sein Engagement Generationen von Forschern inspiriert und die Semiotik als Wissenschaftsdisziplin nachhaltig geprägt.
Martin Krampen (* 9. März 1928 in Siegen; † 18. Juni 2015 in Ulm) war ein bedeutender Semiotiker, Künstler und Designer.
Krampen leistete wichtige Beiträge zur visuellen Kommunikation und Umweltwahrnehmung. Seine zahlreichen Publikationen erforschten die Beziehungen zwischen lebenden Organismen und Zeichenprozessen und erweiterten das Verständnis dieser komplexen Interaktionen maßgeblich. Martin Krampen gilt als Begründer der Phytosemiotik, ein Teilgebiet der Biosemiotik, welches untersucht, wie Pflanzen Informationen austauschen und auf ihre Umwelt reagieren, indem sie chemische, visuelle und andere Signale nutzen.
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Martin Krampen auch als Künstler aktiv. Er studierte Malerei und Grafikdesign, unter anderem an der Accademia delle Belle Arti di Firenze. Diese künstlerischen Fähigkeiten integrierte er in seine semiotischen Studien und schuf Werke, die sowohl ästhetischen als auch theoretischen Wert besitzen.
Seine Forschungen und seine künstlerische Praxis haben das Feld nachhaltig geprägt und bieten weiterhin wertvolle Einsichten für die Untersuchung von Zeichenprozessen in der Natur und der Kunst. Martin Krampen hinterlässt ein reiches Erbe, das sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der künstlerischen Welt Anerkennung findet.
Das Kontorgebäude
Das Kontorgebäude wird derzeit renoviert und ausgebaut. Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen Universitätsbibliothek in der Straße der Nationen. Perspektivisch soll das Kontorgebäude als „Zeichenkontor“ neben dem Semiotikarchiv auch die Büros der Arbeitsstelle für Semiotik beherbergen. Ebenfalls geplant sind Trainingsräume für die Arbeitsstelle für Gestenforschung und Sprechwissenschaft sowie Büros für Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler. Ein Café im Erdgeschoss rundet das Konzept des „Zeichenkontors“ als zentrale Einrichtung des Semiotikstandorts Chemnitz ab.