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Juniorprofessur Politikwissenschaftliche Forschungsmethoden
Forschung
Juniorprofessur Politikwissenschaftliche Forschungsmethoden 

Forschung

Forschungsmethoden stellen das Handwerkszeug der Politikwissenschaft zur Beantwortung substanzwissenschaftlicher empirischer Fragestellungen dar. In der Lehre werden an der Juniorprofessur quantitative und qualitative Datenerhebungs- und Auswertungsverfahren vermittelt. In der Forschung liegt der Schwerpunkt auf der vergleichenden politischen Einstellungs- und Verhaltensforschung. Aktuelle Forschungsthemen umfassen Wahl- und Abstimmungsbeteiligung, Jugend und Politik, Direkte Demokratie sowie Wahlprognosen. Methodisch spielt dabei die Anwendung experimenteller- und quasi-experimenteller Ansätze in der Individual- und Aggregatdatenanalyse eine herausgehobene Rolle. Weiterhin liegt ein methodischer Schwerpunkt auf der Primärdatenerhebung durch Bevölkerungsumfragen.

Laufende Projekte

Legacies of democratic transition. Explaining the success of the populist radical right in eastern Germany

Anders als in anderen etablierten Demokratien gab es in der Bundesrepublik Deutschland viele Jahre lang keine erfolgreiche rechtspopulistische Partei. Das änderte sich mit der Alternative für Deutschland (AfD), die als erste rechtspopulistische Partei auf nationaler Ebene Bedeutung erlangte. Das Projekt basiert auf der Prämisse, dass der Aufstieg der AfD in Deutschland eine Kluft zwischen dem Osten und dem Westen des Landes darstellt, die auch darin wurzelt, wie die frühere territoriale Teilung des Landes beendet wurde. Die AfD hat ihre stärksten Ergebnisse regelmäßig in Ostdeutschland erzielt, das heißt in der ehemaligen kommunistisch-autoritären Deutschen Demokratischen Republik. Das Projekt versucht, die folgende Forschungsfrage zu beantworten: Welche Rolle spielen die Erfahrungen des politischen und wirtschaftlichen Übergangs in den 1990er Jahren für das Wahlverhalten in Ostdeutschland heute? Um diese Frage zu beantworten, widmet sich das Projekt der Entwicklung neuer theoretischer Perspektiven darüber, wie die Erfahrungen des demokratischen Wandels das Wahlverhalten der Bürger:innen heute prägen, und testet diese empirisch sowohl auf Aggregat- als auch Individualdatenbasis. Das Projekt wird durch die Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert.

Polarisierung durch und in Referenden: Dynamiken der Polarisierung innerhalb und außerhalb des Parteiensystems

Das Projekt untersucht, wie sich Polarisierung durch und in Referenden entwickelt. Die direkte Demokratie wird dafür gelobt, dass sie den Bürger:innen erlaubt, neue Themen auf die Tagesordnung zu setzen, aber Referenden werden auch dafür kritisiert, dass sie komplexe Themen auf eine binäre Entscheidungssituation reduzieren. Direkte Demokratie kann bestehende politische Spaltungen vertiefen, indem sie eine Abstimmung über ein kontroverses Thema erzwingt. Darüber hinaus könnten Referenden sogar neue Spaltungen schaffen, indem sie anhand von Themen, über die sich die Bürger:innen zuvor wenig Gedanken gemacht haben, gegensätzliche Lager bilden. Das Projekt führt somit eine neue, potenziell wichtige aber bisher übersehene Determinante der Polarisierung in die Debatte ein und trägt so zu den Literaturen über Polarisierung und direkte Demokratie bei. Das Projekt erforscht diesen Themenkomplex auf zwei Analyseebenen – der systemischen und der individuellen Ebene – unter Nutzung sekundärer Aggregat- und Individualdaten sowie der Erhebung eigener Daten. Das Projekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Emmy-Noether-Programms gefördert.

 

Abgeschlossene Projekte

Jugendwahlstudie 2021

Das Projekt knüpft an die Jugendwahlstudie 2019, in deren Rahmen Jugendliche in Brandenburg und Sachsen nach den dortigen Landtagswahlen befragt wurden, an und setzt diese durch eine erneute Befragung der Teilnehmenden in Brandenburg und Sachsen im Nachgang der Bundestagswahl 2021 fort. Ergänzend wird gleichzeitig eine weitere registergestützte Befragung in Berlin durchgeführt. Im Bundesland Berlin werden gleichzeitig zur Bundestagswahl Landtags- und Kommunalwahlen sowie ein Volksentscheid stattfinden. Für Letztere gilt ein herabgesetztes Wahlalter von 16 Jahren. Ausgangspunkt des Projekts ist die Debatte um eine Absenkung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahren, die in der öffentlichen, aber auch der wissenschaftlichen Debatte kontrovers diskutiert wird. Das Forschungsprojekt widmet sich daher umfassend den politischen Einstellungen und dem politischen Verhalten junger Menschen.

Zur Teilnahme angeschriebene Personen können hier die Teilnehmerinformationen zum Datenschutz einsehen.

Tagung: "Actors without arena? Bringing the political behaviour of youths and immigrants into the mainstream“

Fridays for Future, Erdogan-Anhänger*innen auf den Straßen oder Juniorwahlen für Kinder und Jugendliche – dies sind nur einige Beispiele dafür, wie sich Menschen im politischen System einbringen, obwohl sie aufgrund ihres Alters, ihrer Staatsbürgerschaft oder beidem (noch) keinen vollständigen Zugang haben. Aufgrund ihrer relativ geringen Gruppengröße und großenteils fehlenden Mitspracherechte wurden sie jedoch bis jetzt von der Politik als auch der Forschung größtenteils übersehen. Die politische Teilhabe Jugendlicher und Migrant*innen wird jedoch aufgrund der Zunahme transnationaler Migrationsbewegungen und des demographischen Wandels weiter an Bedeutung gewinnen. Die Tagung richtet sich an Politikwissenschaftler*innen und Soziolog*innen aber auch Forschende anderer Disziplinen und soll, da die Forschung zur politischen Beteiligung Jugendlicher und Menschen mit Migrationshintergrund noch immer am Rande verschiedener Diszplinen verortet ist, diese über Fachgrenzen hinweg vernetzen.

Migrazensus

Rund 6,3 Millionen deutsche Wahlberechtigte bei der Bundestagswahl 2017 hatten einen Migrationshintergrund – das heißt, sie oder mindestens ein Elternteil wurden im Ausland geboren. Ihr Gesamtanteil, momentan etwa 10 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung, wird in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen. Dennoch ist bisher kaum etwas über die Verteilung und damit der Bedeutung von Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund bekannt. In den durch den Bundeswahlleiter zu jeder Bundestagwahl veröffentlichten Strukturdaten steht bisher nur der Anteil an Ausländer*innen auf Wahlkreisebene zur Verfügung. Für die Erfassung der Repräsentation und des potentiellen Einflusses von Bürger*innen mit direkter oder indirekter Migrationserfahrung sind Daten zu deren Verteilung allerdings unabdingbar. Daher haben wir erstmals, mit Hilfe der Mikrozensen 2018 und 2017, die Zahl der Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund und deren Anteil an der wahlberechtigten Bevölkerung näherungsweise auf Wahlkreisebene bestimmen. Gemeinsam mit Citizens For Europe wurde ein Policy Paper zur Bundestagswahl 2021 veröffentlicht.

Workshop: "Under pressure: Electoral and non-electoral participation in polarizing times“

Zunehmende Polarisierung verbunden mit dem Aufstieg neuer Konfliktlinien sowie dem Erstarken radikaler, oftmals populistischer Parteien kennzeichnen derzeit eine fundamentale Restrukturierung der Politik in Europa. Dabei zeigen sich diese politischen Konflikte nicht nur in der Veränderung des Parteiensystems und des Wahlverhaltens, viel mehr haben sie auch Auswirkungen auf und werden getrieben durch Mobilisierung und Partizipation in nicht-elektoralen Arenen: in Protesten (online und offline) oder auch der Beteiligung an Referenden. Der Workshop brachte etablierte und jüngere Forscher*innen aus verschiedenen Teildisziplinen der politischen Soziologie zusammen, welche sich auf vielfältige Weise mit Polarisierung in elektoralen und nicht-elektoralen politischen Arenen befassen.

Jugendwahlstudie 2019

Das Projekt evaluierte die Folgen einer Absenkung des Wahlalters, indem in zwei unmittelbar benachbarten Bundesländern die politischen Einstellungen und Verhaltensweisen wahlberechtigter 16- und 17-Jähriger (in Brandenburg) erhoben und mit denen nicht-wahlberechtigter gleichaltriger Jugendlicher (in Sachsen) verglichen wurden. Kern des Projekts war eine registergestützte Onlinebefragung im Nachgang der Landtagswahlen vom September 2019 in Brandenburg und Sachsen, an der 6699 junge Menschen teilnahmen. Der am 50. Jahrestag der Grundgesetzänderung zur Absenkung des Wahlalters von 21 auf 18 Jahre veröffentlichte Projektbericht erfuhr erhebliche Resonanz und wurde beispielsweise von der Süddeutschen Zeitung oder den Tagesthemen aufgegriffen.

Du darfst, Du darfst nicht, Du darfst. . . Sorgt die Absenkung des Wahlaltersungewollt für Frustration bei Jungwählern?

Bei der Studie wurden junge Menschen aus Schleswig-Holstein zur Landtagswahl 2017in Schleswig-Holstein, der Bundestagswahl 2017 sowie der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein 2018 befragt. Schleswig-Holstein wurde bewusst für diese Befragung ausgewählt, da dort eine Landtagswahl (mit Wahlalter 16) nur wenige Monate vor der Bundestagswahl(mit Wahlalter 18) stattfand, welche wiederum nur wenige Monate vor der Kommunalwahl am 8. Mai 2018 liegt (mit Wahlalter 16). Die Auswahlpopulation wurde so gewählt, dass wir drei Gruppen haben, die sich altersmäßig relativ ähnlich sind, aber zugleich sehr verschiedene Wahlberechtigungen bei diesen drei Wahlen innehaben. Die Datenerhebung erfolgte über eine registergestützte Online-Befragung.