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Pressemitteilung vom 24.11.1999

Briefmarken erzählen Geschichte verschollener Länder

"Gezähnte Zettel" erzählen von Lundy und Tannu-Tuva

Chemnitzer Dozent erzählt Geschichte verschollener Länder mit Briefmarken

CHEMNITZ. Wer kennt sie nicht - die kleine Insel Lundy? 18 Kilometer nördlich der Küste von Cornwall erheben sich ihre Granitklippen über hundert Meter aus dem Atlantik. Auf ihr leben heute 32 Briten einschließlich aller Leuchtturmwärter. Und damit ist es sicher das bevölkerungsärmste Territorium, das eine eigene Briefmarke herausgebracht hat. 1954 feierten die Inselbewohner den 1.000 Jahrestag der Niederlage des grausamen Wikingerkönigs Eric Bloodaxe und druckten deshalb ein eigenes "blutrotes" Postwertzeichen. Etwas verwirrend ist die Währungsangabe auf der Jubiläums-Marke: Sie kostete "3 Puffin". Das sind übersetzt "drei Papageientaucher" - also die Meeresvögel, die auf einigen Atlantik-Inseln zu Hause sind.

Lundy ist nur eines von 40 geografischen Gebilden, untergegangenen Staaten, Besatzungsgebieten, abtrünnigen Provinzen und heiklen Kompromissbildungen, die Burkhard Müller in seinem Buch "Verschollene Länder" vorstellt. Der Dozent für Latein am Zentrum für Fremdsprachen und Interkulturelle Kommunikation der TU Chemnitz erzählt darin eine gut recherchierte Weltgeschichte in Briefmarken, die weit über das hinausgeht, was man in den dicken Katalogen der Philatelisten findet. In den kurzen Kapiteln, die nie länger als drei Seiten sind, erfährt der Leser viel Interessantes und Amüsantes über Länder, deren Eigenstaatlichkeit längst vergangen ist: Etwa über Sowjetbayern, über Obervolta oder über den meerfernsten Staat der Erde Tannu-Tuva. Diese Republik zwischen chinesischem und russischem Reich wurde 1944 von Stalin eingezogen, ohne dass daraus eine eigenständige Sozialistische Sowjetrepublik entstand.

Eines haben alle von Burkhard Müller "wiederentdeckten" Länder gemeinsam: Sie verewigen sich durch Briefmarken: "Ihre Armeen zerstoben, ihre Politiker versauerten im Exil, für eine eigene Architektur haben oftmals Zeit und Mittel nicht gelangt. Immer aber haben sie ... den Weg an einen Druckstock gefunden, der ihnen die kleinen gezähnten Zettel auswarf", so der Autor in seinem Vorwort.

Eigentlich ist Burkhard Müller kein Briefmarkensammler - dafür aber sein Bruder Ulrich. Mit ihm gemeinsam stöberte er gezielt nach den "geschichtlichen Raritäten" unter den Briefmarken. Sobald ein verschollenes Land oder eine exotische Marke gefunden war, vertiefte sich der Chemnitzer Dozent in Archive und Lexika. Herausgekommen ist dabei ein kleines Nachschlagewerk - für Historiker, Geografen und Briefmarkenfreunde zugleich. Einziger Nachteil: Die verschollenen Länder sind nicht alphabetisch sortiert. Da sicher auch in den nächsten Jahren Staaten von der politisch-geografischen Landkarte verschwinden werden, spielt dieser Umstand freilich keine große Rolle. Und damit ist Burkhard Müllers Buch auch nur eine historische, mit Briefmarken illustrierte Momentaufnahme im "Ozean der Zeit".

Die erste Auflage von Burkhard Müllers Buch "Verschollene Länder. Eine Weltgeschichte in Briefmarken" ist 1998 im Verlag zu Klampen, Lüneburg, erschienen. Die 113 Seiten umfassende Edition kostet 36 Mark (ISBN 3-924245-73-8).

Hinweis für Fotografen und Fernsehteams: Am 24. November 1999 erreichen Sie Herrn Müller zwecks Terminabsprache für Fotos/Filmaufnahmen ab 14.00 Uhr unter seiner Privat-Nummer (03 71)8 10 23 43.

Weitere Informationen erteilt Burkhard Müller, Telefon: (03 71)5 31-29 14, (03 71)8 10 23 43, E-Mail burkhard.mueller@phil.tu-chemnitz.de .