Sie setzten Akzente im Eventmarketing, in der Mathematik, im Wissensmanagement und in der Theoretischen Physik
Prof. Dr. Cornelia Zanger, Prof. Dr. Horst Martini, Prof. Dr. Peter Pawlowsky und Prof. Dr. Michael Schreiber forschen auch im Ruhestand weiter an der TU Chemnitz
Nach langjähriger Lehr- und Forschungstätigkeit an der Technischen Universität Chemnitz traten Prof. Dr. Cornelia Zanger, Prof. Dr. Horst Martini, Prof. Dr. Peter Pawlowsky und Prof. Dr. Michael Schreiber Ende März 2020 in den Ruhestand ein. Die offizielle Überreichung der Dankesurkunden durch den Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, wird auf Grund der aktuellen Situation an der TU Chemnitz zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.
Eventforschung im deutschsprachigen Raum etabliert
Cornelia Zanger studierte von 1972 bis 1976 Betriebswirtschaftslehre an der TU Dresden, bis 1984 folgten ihre Promotion und Habilitation auf dem Gebiet des F&E-Managements an derselben Universität. Anschließend arbeitete sie im Vertrieb eines Softwarehauses, bevor sie 1990 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an die TU Dresden zurückkehrte. 1990 und 1991 war sie zudem als Gastprofessorin für Innovationsmanagement an der Universität Kiel tätig, anschließend als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der RWTH Aachen. 1994 folgte sie dem Ruf auf die Professur BWL II - Marketing und Handelsbetriebslehre an die TU Chemnitz. Einen Ruf an die Universität Hamburg lehnte sie ab.
In den über 25 Jahren an der TU Chemnitz machte sich Cornelia Zanger vor allem im verhaltenswissenschaftlichen Marketing als Eventforscherin einen Namen. 2009 wurde sie zur Initiatorin der im DACH-Raum einmaligen, jährlich stattfindenden Wissenschaftlichen Konferenz Eventforschung und trug damit zur Etablierung dieser Forschungsrichtung im deutschsprachigen Raum bei. Sie ist Mitbegründerin und stellv. Vorstandsvorsitzende des 2017 gegründeten Research Institute for Exhibition and Live-Communication e.V. (R.I.F.E.L. e.V.) in Berlin und Vice-President der Internationalen Live Event Association (ILEA), Chapter Europe.
Forschungsseitig beschäftigt sich Cornelia Zanger neben der Erklärung der Wirkungsmechanismen von Live-Communication (Event und Messen), mit Markenkernanalysen, Markenbildung und Customer Experience, Beziehungsmarketing und Customer Relationship Mangement (CRM), Entrepreneurial Marketing, Wertschöpfungsnetzwerken und Unternehmensnachfolge sowie mit Erlebnishandel, Resilienz und Self-Service-Interaktion im Handel. Ihre Forschungsergebnisse fanden Niederschlag in zahlreichen Veröffentlichungen in führenden nationalen und internationalen Fachzeitschriften und Konferenzauftritten im In- und Ausland. U. a. erschienen elf Herausgeberbände zur Eventforschung. Ihre Forschungsarbeiten wurden international mit Best Paper Awards geehrt und 2011 wurde sie mit dem Sonderpreis für außerordentliches Engagement für Bildung und Wissenschaft auf dem „Internationalen Nachwuchs Event Award“ (INA) ausgezeichnet.
Bereits in Aachen war Cornelia Zanger als Studiendekanin in der akademischen Selbstverwaltung aktiv. An der TU Chemnitz engagierte sie sich zunächst mehrere Jahre im Fakultätsrat, anschließend als Dekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Seit 2003 gehörte sie der Universitätsleitung als Prorektorin für Lehre und Studium an, 2006 wechselte sie auf das Ressort Marketing und internationale Beziehungen. Im Oktober 2011 übernahm sie bis März 2012 die Amtsgeschäfte des Rektors kommissarisch. Seit 2009 war sie Studiendekanin des Master-Studienganges Kundenbeziehungsmanagement. Zudem ist sie Studiengangsleiterin der Weiterbildungsstudiengänge MBA Eventmarketing, MBA Customer Relationship Management und BSc. Event- und Messemanagement.
Von 2006 bis 2020 war sie Leiterin des Gründernetzwerkes Südwestsachsen SAXEED und zahlreicher assoziierter Projekte zu Unternehmensgründung und -nachfolge. Cornelia Zanger ist Vorsitzende der Beirates der C3 Chemnitzer Veranstaltungsstätten GmbH, Mitglied des Beirates der Wertekommission e.V. Frankfurt, seit 2006 Mitglied des Vorstandes des Marketingclub Chemnitz e.V. und ebenfalls seit 2006 Mitglied der Programmkommission der FIBAA Foundation for International Business Administration Accreditation.
Cornelia Zanger wird auch weiterhin wissenschaftlich an der TU Chemnitz tätig sein. Sie wird das DAAD-Projekt SAXEED.JET zu Ende führen und leitet die Eventforschung an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Z. Z. wird die 12. Wissenschaftliche Konferenz Eventforschung zum Schwerpunktthema „Events und Wege aus der Krise“ am 30. Oktober 2020 vorbereitet. Darüber hinaus ist Zanger weiterhin als Studiengangsleiterin der Weiterbildungsstudiengänge der TU Chemnitz MBA Eventmarketing, MBA Customer Relationship Management und BSc. Event- und Messemanagement aktiv.
Tief eingetaucht in die reine und angewandte Mathematik
Horst Martini studierte von 1974 bis 1978 Lehramt für Mathematik und Geographie an der Pädagogischen Hochschule (PH) Dresden und arbeitete danach für zwei Jahre als Diplomlehrer für Mathematik und Geographie (auch das Fach Astronomie unterrichtend) an einer Oberschule in Sachsen. Von 1980 bis 1988 war er wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent im Wissenschaftsbereich Geometrie der PH Dresden und promovierte 1984 zu einem Thema aus der angewandten Geometrie. Es folgte 1988 die Habilitation an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Arbeitsgebiet: Diskrete und Konvexgeometrie). Von 1989 bis 1993 war er als ordentlicher Hochschuldozent für Geometrie an der PH und an der TU Dresden tätig. Im April 1993 wurde Horst Martini zum Professor für Geometrie an der TU Chemnitz berufen und begann, seine Forschungsinteressen auf weitere Gebiete der reinen und angewandten Mathematik auszuweiten.
Seine Hauptforschungsgebiete sind: Geometrische Konvexität, Funktionalanalysis, Kombinatorische und Diskrete Geometrie, Nichteuklidische Geometrien, Algorithmische Geometrie, Differentialgeometrie, Optimierung und auch die Theorie geometrischer Graphen. Diesen Gebieten zugeordnet liegen ca. 280 Publikationen in mathematischen Zeitschriften und drei Monographien vor.
Darüber hinaus hat sein umfangreiches Interesse an Geschichte der Mathematik zu einer stets gut besuchten, regelmäßig stattfindenden Vorlesung auf diesem Gebiet geführt. Horst Martini ist Humboldt-Stipendiat (Verleihung 1990) und war auch DAAD-Stipendiat (1992), was ihm längere Aufenthalte an den Universitäten Augsburg und Trier ermöglichte. Er erhielt weiterhin Stipendien (u. a. von der EU) für längere Forschungsaufenthalte an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Renyi-Institut in Budapest), am CIMAT in Guanajuato (Mexico), an der University of South Africa in Pretoria (Südafrika), an der University of Extremadura in Badajoz (Spanien), an der University of Adelaide (Australien), an der Mahidol University in Bangkok (Thailand) und an der University of Science and Technology in Harbin (China). Letztere Universität verlieh ihm im Jahre 2015 für herausragende Forschungsaktivitäten den Titel „Ehrenprofessor“ (Prof. h. c.). Horst Martini organisierte mehrere internationale Tagungen, z. B. mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Konferenz „Convexity and the Geometry of Normed Spaces“ in Harbin (2010), und er hielt auch mehrere Hauptvorträge auf internationalen Kongressen. Schließlich organisierte er auch regelmäßig den „Sächsischen Geometrietag“ an der TU Chemnitz.
Horst Martini ist Editor-in-Chief und Managing Editor der Springer-Zeitschrift „Contributions to Algebra and Geometry“, und er arbeitet im Editorial Board von fünf weiteren internationalen Zeitschriften mit. Er hat 15 Jahre lang die Promotionskommission der Fakultät für Mathematik der TU Chemnitz geleitet und auch regelmäßig in diversen anderen Gremien seiner Fakultät bzw. Universität mitgearbeitet. Mittlerweile sind vier seiner akademischen Schüler Inhaber von Professuren für Mathematik.
Horst Martini wird bis 2021 ein DFG-Projekt über „Geometrische Graphen“ (Forschungsverbund Israel-Palästina-Deutschland) zu Ende führen, weitere zwei umfangreiche Buchprojekte sind in Arbeit.
Im besonderen Fokus: Wissens- und Krisenmanagement sowie Hochleistungsteams
Peter Pawlowsky hat Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Schweden (Göteborg), USA (San Diego, Ann Arbor) und Deutschland (Göttingen) studiert. 1985 wurde er an der Freien Universität Berlin promoviert. Zwischen 1986 und 1989 hat er eine leitende Tätigkeit bei der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, im Bereich gesellschaftspolitische Fragen und Unternehmensführung ausgeübt, danach mit einem DFG-Habilitationsstipendium an der Universität Paderborn in Betriebswirtschaftslehre habilitiert. 1994 wurde er auf die Professur BWL VI – Personalwesen und Führungslehre an der TU Chemnitz berufen. Zugleich übernahm er als Direktor die Forschungsstelle Sozialökonomik der Arbeit (später: Forschungsstelle organisationale Kompetenz und Strategie, FOKUS) an der TU Chemnitz. Peter Pawlowsky war 1998 Gastprofessor am JAIST-Japan Advanced Institute for Science and Technology, School of Knowledge Science. Er hat im Rahmen eines Modellprojektes an der TU Chemnitz den ersten berufsbegleitenden Masterstudiengang (Executive Master of Knowledge Management) aufgebaut, akkreditiert und als Studiengangsleiter mehrfach durchgeführt.
Im Jahre 2000 war er Gründungsmitglied und 2002 bis 2004 Präsident der Gesellschaft für Wissensmanagement, 2006 war er stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung. Peter Pawlowsky erhielt mehrere Rufe unter anderem an die Zeppelin University Friedrichshafen 2003 und 2004 an die Freie Universität Berlin. Er ist “Full-Member” des New Club of Paris. Zudem hatte er im Rahmen des Leonardo Corporate Learning Award – Europe die Funktion des Ambassador/Advisory Board-Mitglieds.
Peter Pawlowsky hat sich im Rahmen seiner Forschung intensiv mit Wissensmanagement, Hochleistungsteams (u. a. Segler, Gourmetküchen, Symphonieorchester, Motorsport, Rettungswesen) und Krisenmanagement beschäftigt und zahlreiche internationale Forschungsprojekte im Bereich Personalwesen, Führung, Personalentwicklung, organisationalem Lernen, Wissensmanagement, Hochleistungsmanagement, Krisen- und Patientensicherheitsmanagement durchgeführt. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel in deutschen und internationalen Fachzeitschriften.
Derzeit leitet Peter Pawlowsky als Angehöriger der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften bis Ende 2022 das Projekt „Wissensmanagement in virtuellen Teams“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, und ein Industrieprojekt zum Thema „Wissensmanagement in Arztpraxen“.
Viele Eigenschaften ungeordneter Systeme computerunterstützt untersucht
Michael Schreiber studierte von 1971 bis 1978 Physik und Mathematik an der Universität Dortmund und der University of Cambridge, England. 1980 wurde er an der Universität Dortmund in Physik promoviert und forschte danach zwei Jahre lang in Japan an der University of Tokyo. 1987 habilitierte er sich in Dortmund. 1990 nahm er einen Ruf auf die Professur für Theoretische Chemie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz an; von 1993 bis 2020 war er Inhaber der Professur für Theoretische Physik - Theorie ungeordneter Systeme an der TU Chemnitz, unterbrochen von einem Engagement an der International (heute Jacobs) University Bremen 2002/2003. Von 1997 bis 2000 war er Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften der TU Chemnitz.
Hauptforschungsgebiete von Michael Schreiber sind computergestützte Untersuchungen der elektronischen und strukturellen Eigenschaften ungeordneter Systeme, z. B. Nanostrukturen, Quasikristalle und amorphe Halbleiter. Von 1998 bis 2002 war er an der TU Chemnitz stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereichs 393 „Numerische Simulation auf massiv parallelen Rechnern“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er hat in seinem Fachgebiet fast 400 begutachtete Publikationen, etwa 130 weitere Artikel und 16 Bücher veröffentlicht.
Michael Schreiber hat 39 Diplom- und Masterarbeiten sowie 42 Doktorarbeiten betreut und zehn Habilitierende angeleitet. Er hat mehr als 30 nationale und internationale Workshops und Konferenzen organisiert und war erfolgreicher Antragssteller von mehr als 100 Drittmittelprojekten.
Michael Schreiber erhielt Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes und ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie ein Fellowship der Japan Society for the Promotion of Science. Er war 1989 und 1993 Gastprofessor an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne, Schweiz. Von 1997 bis 2011 war er Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Theoretische Chemie und von 2007 bis 2015 im Vorstand der „Deutschen Gesellschaft der Humboldtianer“, einem 2007 gegründeten Verein der Alumni der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Michael Schreiber war als Gutachter für viele Organisationen und Zeitschriften tätig, wurde 2011 als „Outstanding Referee“ der American Physical Society und 2014 als „Distinguished Referee“ von European Physical Journal (EPJ) ausgezeichnet. Er diente von 2002 bis 2007 als Co-Editor und 2010 bis 2013 als Chefredakteur von Europhysics Letters (EPL). Seit 2010 ist er Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen im Deutschen Hochschulverband.
Michael Schreiber wird bis Ende März 2021 an der TU Chemnitz wissenschaftlich tätig sein und weiterhin numerische Untersuchungen verschiedener Materialien durchführen.
Mario Steinebach
21.04.2020