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Ein Jahr arbeiten, lehren und lernen im Remote-Betrieb

Wie die Technische Universität Chemnitz nahezu nahtlos vom Präsenz- in den Fern-Betrieb wechselte – ein Rückblick

  • Ein Laptop steht auf einem Tisch.
    Foto: Jacob Müller

Am 22. März 2020 trat der erste sogenannte „Lockdown“ in Deutschland in Kraft, mit weitreichenden Folgen für das berufliche wie private Leben – auch für die Universitäten. Unmittelbar drängend waren neben dem Infektionsschutz auch der kurzfristige Aufbau und die zügige Implementierung von Strukturen und Formaten sowohl für das Studieren als auch für das Arbeiten im Remote-Betrieb. „Die Technische Universität Chemnitz reagierte umgehend und fand mit ihren digitalen Lösungen für die Lehre, das Lernen, die Prüfungen sowie die hochschulweite mobile Arbeit einen schnellen Weg in den Remote-Betrieb”, blickt Prof. Dr. Maximilian Eibl, Prorektor für Lehre und Internationales, zurück.

Möglich machten das mehrere Faktoren: So konnten durch eine neue, breitere Aufstellung des E-Learning-Teams bereits bestehende Strukturen in Sachen Digitalisierung gebündelt und universitätsweit verfügbar gemacht werden. Das Team besteht aus Mitarbeitenden des  Universitätsrechenzentrums (URZ), der Hochschuldidaktik sowie des durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) geförderten Verbundprojekts „Digitale Hochschulbildung Sachsen“ an der TU Chemnitz. Zudem konnte die TU Chemnitz auf eine bereits vorhandene Infrastruktur für digitales Lehren und Arbeiten aufbauen.

Eine weitere Voraussetzung für den nahezu nahtlosen Übergang zum Remote-Betrieb war die kontinuierliche sowie transparente und belastbare Kommunikation durch den Krisenstab der TU in Form von Rundschreiben sowie Offenen Briefen des Rektors der TU Chemnitz.

„Die digitalen Prüfungen wurden und werden wissenschaftlich begleitet und evaluiert, um eine fundierte Grundlage für Verbesserungen und Weiterentwicklungen zu haben”, erläutert Eibl. Federführend sind die Hochschuldidaktikerin Ulrike Rada sowie Dr. Sascha Schneider, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Psychologie digitaler Lernmedien (Leitung: Prof. Dr. Günter Daniel Rey). Die wissenschaftliche Begleitung beinhaltet Befragungen von Studierenden nach Prüfungsende. Hinzu kommen Gruppeninterviews nach der Prüfungsabnahme mit den Prüfenden sowie die Beobachtung des Prüfungsablaufs während der Prüfungsabnahme. Zudem wurde eine hochschulweite Befragung Studierender und Prüfender im Sommersemester 2020 und im Wintersemester 2020/2021 durchgeführt.

Ein weiterer Vorteil war die bereits angestoßene Digitalisierung an der TU Chemnitz auf vielen Ebenen, darunter die im Januar 2020 durchgeführten hochschulweiten „Tage der digitalen Hochschulbildung“. Ziel war hier die Diskussion zur Bildung einer hochschulweiten Digitalisierungsstrategie. „Damit beschleunigte die Pandemie also lediglich die digitale Entwicklung der TU Chemnitz in vielen Bereichen”, fasst Eibl zusammen.

Einher mit den technischen Möglichkeiten gingen die Angebote zur Unterstützung der Beschäftigten, Lehrenden und Lernenden durch das E-Learning-Team. Neben zahlreichen Schulungen zur Lehre und zu den Prüfungen bot es offene Sprechstunden sowie eine Hotline an, um Fragen zu bestehenden Szenarien im direkten Austausch klären zu können.

Bereits zum Sommersemester 2020 waren weit über 700 Lehrveranstaltungen digital verfügbar und die wesentlichen Strukturen für einen Einsatz von Videokonferenzen in der Breite vorhanden. Zum Wintersemester 2020/21 konnte die TU Chemnitz den überwiegenden Anteil ihre Prüfungen komplett digital anbieten. Eine engmaschige Begleitung der digitalen Prüfungen, unter anderem durch eine Support-Hotline des E-Learning-Teams, ergänzte die Angebote. Studierende konnten nach Notwendigkeit zudem Laptops und Technik zur Teilnahme an den Online-Prüfungen ausleihen. Außerdem war unter bestimmten Voraussetzungen der Zugang zur Universitätsbibliothek als Arbeitsplatz für Prüfungen und Abschlussarbeiten möglich.

Ein Ausdruck des erfolgreichen Übergangs vom Analog- zum Remote-Betrieb an der TU Chemnitz, insbesondere im Bereich Studium und Lehre, ist die Verleihung der „Hochschulperle Spezial“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft für das Programm „TU4U – SelfE“ mit maßgeschneiderten Online-Unterstützungsangeboten für Studierende. Ganz besonders zeigen das aber auch die vielen positiven Reaktionen von Studierenden und Lehrenden, unter anderem über die Social-Media-Kanäle der TU.

Etabliertes digitales Portfolio

Dass der Wechsel in den Remote-Betrieb nahezu nahtlos vollzogen werden konnte, liegt zum einen in einer bereits etablierten und belastbaren technischen Infrastruktur mit entsprechenden Systemen begründet. Dazu gehören, neben einer flexiblen und leistungsfähigen Server-Infrastruktur, die Möglichkeit zur sicheren Verbindung ins Campusnetz via VPN,  der Remote-Zugang zu den Arbeitsplätzen, die telefonische  Erreichbarkeit, die Nutzung der hauseigenen TUCcloud für den Datenaustausch, Erfahrung und Kompetenz im Einsatz von Videokonferenzsystemen  sowie die Unterstützung in Form bewährter Support-Kanäle. Zusätzlich war die gemeinsame sächsische Videoplattform „Videocampus Sachsen“ zum Start des Sommersemesters 2020 nahezu fertiggestellt und bereit für den hochschulübergreifenden Einsatz. Der „Videocampus“ kann von den Lehrenden genutzt werden, um den Studierenden Vortragsaufzeichnungen oder begleitendes Videomaterial bereitzustellen.

Zum anderen konnten im E-Learning-Team die bereits vorhandenen aber bisher getrennten technischen und didaktischen Kompetenzen gebündelt werden. Dies ermöglichte es, um professionelle Weiterbildungen und Schulungen im eigenen Haus anzubieten.

Datenschutzkonforme und belastbare Videokonferenz- und Prüfungsplattformen ausgewählt

Eine große Herausforderung beim Übergang in den Remote-Betrieb war der schnelle Aufbau verlässlicher Videokonferenzlösungen. Von zentraler Bedeutung war hier, neben dem Datenschutz, auch die Skalierbarkeit für eine stark wachsende Zahl an Teilnehmenden zu berücksichtigen. Bisherige Videokonferenzlösungen wie Webex, AdobeConnect oder DFNConf waren nicht geeignet, da diese unter den bundesweit gestiegenen Zugriffszahlen zusammenbrachen. So wurden durch das URZ verschiedene Lösungen geprüft. Aufgrund einer Schwerpunktsetzung auf Online-Lehre, der guten Skalierbarkeit sowie der Datenschutzkonformität fiel die Wahl auf die Open-Source-Lösung BigBlueButton (BBB). Innerhalb einer Woche hatte das URZ Ende März 2020 erste Test-Server aufgebaut. Bereits in dieser Phase bot das Team Schulungen zum Einsatz in der Lehre mit über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an. Parallel zum Testsystem entstand auch das Produktivsystem. Dieses ging nach einer weiteren Woche online. Kurze Zeit später gab es von Lehrenden der TU Chemnitz bereits erste Erfahrungsberichte und positive Reaktionen in den sozialen Medien. Damit stand sowohl Studierenden als auch Lehrenden die Möglichkeit des Anlegens und Verwaltens eigener Videokonferenzräume offen.

Mittlerweile ist das BBB-System der TU Chemnitz auf zwölf Server ausgebaut und der Betrieb damit abgesichert. „Weil BBB ein Open-Source-Projekt ist, ließ es sich problemlos an unsere Bedürfnisse anpassen, sodass beispielsweise die Anmeldung direkt über den TU-Account erfolgen kann“, berichtet Daniel Schreiber vom URZ. Schreiber ergänzt: „Videokonferenzen an Universitäten haben aufgrund der größeren Teilnehmerzahlen ganz andere Anforderungen als etwa Systeme für Schulen. Da wir hier in regelmäßigem und direktem Austausch mit dem BBB-Entwicklerteam stehen, konnten wir als erste Universität in Deutschland Verbesserungen umsetzen, die größere Konferenzen mit mehreren hundert Teilnehmenden erlauben. Dass dies funktioniert, zeigte sich bei den Chemnitzer Linux-Tagen im März mit bis zu 500 Teilnehmenden pro Konferenzraum.”

Online-Prüfungen erfolgreich digitalisiert – Eigene Prüfungsplattform „TUCexam“ aufgebaut

Als Plattform für die Durchführung von Online-Prüfungen fiel die Wahl auf die bereits in der Lehre genutzte Lernplattform OPAL mit der integrierten Testsuite ONYX. Da OPAL auch an weiteren Hochschulen eingesetzt wird und dadurch Leistungsengpässe bei der Prüfungsdurchführung nicht ausgeschlossen werden konnten, entstand speziell für die Prüfungen an der TU Chemnitz die eigenständige auf OPAL/ONYX basierende Prüfungsplattform TUCexam.

Diese Plattform ermöglicht für Prüfungen die Organisation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die simultane Freigabe, die Beantwortung der Prüfungsaufgaben sowie das sichere Speichern der studentischen Ergebnisse mit Beenden der Prüfung. Im Vorfeld gab es auch hierzu Weiterbildungsangebote für die Prüfungsverantwortlichen, um die Arbeit mit dem neuen System sowie die Umgestaltung der Prüfungsinhalte hin zu einer kompetenzorientierten Prüfung zu begleiten: „Wir haben die Prüfenden bei der kompletten Umstellung von analogem auf digitales Prüfen intensiv begleitet. Das betraf zum Beispiel die Entwicklung valider Prüfungsaufgaben und Formate wie Open-Book-Klausuren“, so die Hochschuldidaktikerin Ulrike Rada. „Die Nachfrage nach individuellen Beratungen war nie so hoch wie in dieser Zeit und wurde vom E-Learning-Team auch über die Hotline, das Ticketsystem und persönliche Gespräche ermöglicht”, ergänzt Antje Schreiber vom URZ. Beide sind Mitglieder des E-Learning-Teams.

Bestens vorbereitet in die Prüfungsphase

Eine zweitägige Prüfungswerkstatt bot in Vorbereitung der Prüfungsphase des Wintersemesters 2020/21 den Lehrenden die abschließende Möglichkeit, sich umfassend zu informieren, auszutauschen und letzte Vorbereitungen zu treffen. Neben Workshops zur Nutzung der Prüfungsplattform oder der Diskussion didaktischer Szenarien stellten im Rahmen des Angebots Prüfende aus dem Sommersemester ihre Erfahrungen – Erfolgsgeschichten wie auch Fallstricke – vor. Während der Prüfungen stand den Lehrenden zusätzlich eine eigens für diese Phase installierte Hotline zur Verfügung. Dieses Angebot sei dankbar angenommen worden, so Yvonne Seidel vom URZ und Mitglied des E-Learning-Teams. Infolge der guten Vorbereitungen sei Ad-hoc-Hilfe weniger häufig notwendig gewesen als im Vorfeld erwartet.

Weitere Informationen zum Thema „E-Learning – Einsatz in der Lehre“: https://www.tu-chemnitz.de/e-learning

(Quelle: E-Learning-Team der TU Chemnitz)

Mario Steinebach
01.04.2021

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