Die Blühwiesenfläche der Uni wächst
Dritte Schmetterlingswiese der TU Chemnitz wurde am Thüringer Weg im Rahmen der sachsenweiten Mitmachaktion “Puppenstuben gesucht – blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge” fertiggestellt
Schmetterlinge und andere Insekten sind selten geworden, manche sind ausgestorben oder sind vom Aussterben bedroht. Ein Grund dafür ist, dass vielerorts insbesondere in Siedlungsräumen Wiesen mit hohem Gras und Blumen verschwunden sind. Um dem Artensterben entgegenzuwirken, sind nicht nur bundes- oder landesweite Initiativen gefragt und bereits im Wirken. „Auch im Kleinen können wichtige Beiträge zur Schaffung von Lebensräumen für Insekten und Kleintiere geleistet werden“, sagt Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold, Inhaberin der Professur Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit und Leiterin der Arbeitsgruppe “Nachhaltige Campusentwicklung” an der Technischen Universität Chemnitz. So begann diese Arbeitsgruppe bereits im vergangenen Jahr in enger und konstruktiver Abstimmung mit dem Dezernat Bauwesen und Technik der TU und dem Staatbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) erste Freiflächen der Universität zu Blühwiesen umzugestalten. Bald geht es auch auf der dritten Fläche bunt und lebendig zu. Zwischen dem Thüringer Weg 9 und 11 entstand auf der 150 Quadratmeter großen ehemaligen Rasenfläche eine neue Schmetterlingswiese. „Noch ist dieses kleine Naturschutzgebiet im Keimstadium, aber bald steht es in voller Blüte“, sagt Arnold, die sich über viele Helferinnen und Helfer freut, die das Projekt zum Erfolg bringen. So kümmern sich beispielsweise die Hausmeister um die achtsame Behandlung der Flächen. Der Mahd-Plan wurde vom Baudezernat der TU angepasst. Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte „Campulino“ des Studentenwerks haben für die Blühwiesen mit viel Liebe Hinweisschilder gestaltet. „Mit der dritten Schmetterlingswiese ist die Universität ihrem Ziel zu mehr Nachhaltigkeit wieder ein Stück nähergekommen“, freut sich Arnold.
Die Beteiligung am Projekt „Puppenstuben gesucht – blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ der Sächsischen Landesstiftung für Natur und Umwelt und ihren Partnerinnen und Partnern sei ein weiterer Baustein zum Erhalt der Artenvielfalt vor Ort. Auf dem Campus Reichenhainer Straße sowie auf dem Campus Erfenschlager Straße blüht und summt es bereits seit dem letzten Jahr auf insgesamt 2.000 Quadratmetern. „Die Flächen entwickeln sich in puncto Naturvielfalt sehr gut. Durch den Einsatz von Balkenmähern wird der Grünschnitt nun nicht mehr gehäckselt, sondern geschnitten“, berichtet Mandy Polster, Mitglied der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Campusentwicklung“. Weiterhin bleibt bei der Mahd jeweils ein Drittel der Fläche als Zufluchtsort für Insekten stehen. „Beides sind sehr gute Voraussetzungen für bunte und lebendige Wiesen“, meint Polster.
Arnold und Polster erkennen noch viel mehr Potential zur Wiederherstellung von insektenfreundlichen Lebensräumen und wünschen sich auch auf weiteren Flächen der Universität eine Umstellung der Mahd. Laut Information des SIB bleiben jedoch einige Flächen aus Gründen der Verkehrssicherheit und der notwendigen Sichtfreiheit davon unberührt. „Im Blühwiesen-Engagement der TU Chemnitz sehen wir eine Vorbildfunktion – im Sinne eines Impulses zur lebendigen Diskussion, wie viel Biodiversität und Artenvielfalt wir uns als Institution leisten wollen, und auch zur Entwicklung eines neuen Bewusstseins für den Wert naturnaher Flächen bei jedem Einzelnen von uns“, so Arnold. Ganz praktisch könne das bedeuten: „Abschauen, nachmachen im eigenen Garten oder auf dem Balkon, Natur wiederentdecken und genießen sowie Insekten mehr beachten, beobachten und wertschätzen lernen“, fügt Polster hinzu.
Hintergrund: Projekt "Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge"
Das Projekt "Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge" ist eine sachsenweite Mitmachaktion. Das 2015 gestartete Projekt zeigt bereits Wirkung: Die Zahl der gemeldeten Wiesen von Städten und Gemeindeverwaltungen, Wohnungsgenossenschaften, regionalen Projektpartnern sowie privaten Akteuren steigt ständig. So werden heute mehrere Hundert Wiesen so bewirtschaftet, dass sich Schmetterlinge und Insekten wieder entfalten können. Kooperationspartner sind die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt, das Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden, der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Landesverband Sachsen e. V., das Sächsische Landeskuratorium ländlicher Raum e.V. und der Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. Unterstützt wird das Projekt durch den Naturschutzfonds der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt aus Zweckerträgen der Lotterie Glücksspirale.
Kontakt: Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold, Telefon 0371 531-37012 (Sekretariat), E-Mail nachhaltigkeit@wiwi.tu-chemnitz.de, sowie Mandy Polster, Telefon 0371 531-31801, E-Mail mandy.polster@physik.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
22.06.2021