Bundesförderung für Forschung an neuen Formgedächtnis-Legierungen
Professur Technische Thermodynamik der TU Chemnitz und Bochumer Start-up Ingpuls entwickeln neuartige Hybrid-Aktorik – Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz über rund eine halbe Million Euro
Formgedächtnislegierungen (FGL) besitzen die faszinierende und innovative Eigenschaft, dass sie auch nach Verformungen in eine einmal angenommene Gestalt zurückkehren. Die ursprüngliche Gestalt wird mittels eines Glühprozesses in die Legierung eingeprägt. Im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes (FuE) „HyAct“ wollen die Professur Technische Thermodynamik (Leitung: Prof. Dr. Markus Richter) der Technischen Universität Chemnitz und das Bochumer Start-up Ingpuls eine neue Klasse von FGL-Aktoriken entwickeln. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bis Ende 2023 mit knapp einer halben Million Euro gefördert.
Durch die Zusammenführung des elektromechanischen mit dem stoffmechanischen Wandler-Prinzip entsteht eine neuartige sogenannte „Hybrid-Aktorik“: „Auf diese Weise könnten künftig ressourcenschonende Leichtbauanwendungen realisiert werden“, erklärt Dr. Burkhard Maaß, Gründer und CEO der Ingpuls GmbH. „Die thermisch gerechte Gestaltung der Hybrid-Aktorik setzt grundlegende Einblicke in die thermodynamischen Prozesse innerhalb der Aktorik voraus. Dies umfasst unter anderem die genaue und kontaktlose Temperaturmessung an der Oberfläche eines Formgedächtnisdrahtes mit einem Durchmesser von nur 70 Mikrometern“, fügt Prof. Dr. Markus Richter, Leiter der Professur Technische Thermodynamik an der TU Chemnitz, hinzu.
Genutzt wird diese besondere Eigenschaft der FGL in stoffmechanischen Aktoren. Diese setzen elektrische Signale in mechanische Bewegungen um. Während elektromechanische Stellantriebe große Stellkräfte und -momente nur in Verbindung mit einem vergleichsweise hohen Aktor-Gewicht aufbringen können, zeichnen sich FGL-Aktoren durch eine hohe Leistungsdichte aus. Allerdings weisen sie bei Regelbarkeit und Dynamik Nachteile auf, zum Beispiel wenn es um den Einsatz im Automobil beim elektronischen Sitz- oder Spiegelverstellen geht. Hier setzt das Projekt „HyAct“ an, indem von beiden Aktor-Prinzipien die Stärken kombiniert werden.
Matthias Fejes
03.02.2022