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Offener Brief des Rektors zum Krieg in der Ukraine

Sehr geehrte Professorinnen und Professoren, Mitarbeitende und Studierende, liebe Mitglieder und Angehörige der TU Chemnitz,

die TU Chemnitz ist schwer schockiert und tief betroffen angesichts des völkerrechtswidrigen russischen Überfalls auf die Ukraine, den wir auf das Schärfste verurteilen. Wir sind äußerst besorgt um die Menschen in der Ukraine. Unsere Gedanken gelten in diesen Tagen insbesondere den Studierenden sowie Kolleginnen und Kollegen unserer Partnereinrichtungen und deren Familien; unsere uneingeschränkte Solidarität gilt allen Menschen in der Ukraine, aber auch den Menschen in Russland und Belarus, die mutig für Frieden, Freiheit und ein selbstbestimmtes Miteinander in Europa und damit gegen das Vorgehen ihrer Regierungen eintreten.

Als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine haben wir nach Kriegsbeginn unser Logo in den Farben der ukrainischen Nationalflagge gefärbt. Neben diesem symbolischen Zeichen wird die TU Chemnitz aber auch Verantwortung übernehmen, sich im Rahmen ihrer Einflussmöglichkeiten einbringen und eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten entwickeln – über die ein eigens eingerichteter Krisenstab beraten wird.

Unsere volle Unterstützung gilt aber auch unseren russischen und belarussischen Studierenden und Beschäftigten, die nicht für den russischen Überfall auf die Ukraine verantwortlich sind, ebenso entsetzt sind wie alle anderen Mitglieder und Angehörigen der TU Chemnitz und unter dem Agieren der Regierungen ihrer Länder leiden. Deshalb appelliere ich auch an alle Chemnitzerinnen und Chemnitzer, unsere russischen und belarussischen Studierenden und Beschäftigten nicht für das Handeln der Regierungen ihrer Länder verantwortlich zu machen bzw. deshalb auszugrenzen.

Unterstützungsangebote für betroffene Studierende und Mitarbeitende an der TU Chemnitz

Selbstverständlich haben unsere ukrainischen Studierenden und Beschäftigten, die in diesen Tagen große Angst um ihre Angehörigen in der Ukraine haben, unsere volle Unterstützung.

Für alle, die Unterstützungsbedarf haben, stehen am Internationalen Universitätszentrum Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner (Tel. 0371/531-13500, iuz@tu-chemnitz.de) für die persönliche Beratung und der Virtual Safe Space zur anonymen Beratung sowie an der Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie die Psychosoziale Beratungsstelle zur Verfügung.

Unterstützungsangebote für Geflüchtete

Für die Ukrainerinnen und Ukrainern, die in den kommenden Tagen und Wochen als Flüchtlinge nach Chemnitz kommen, haben wir – neben der Benennung der Sporthalle als mögliche Notunterkunft im Bedarfsfall – ein Sofortpaket auf den Weg gebracht, das sukzessive ergänzt werden soll. Dazu zählen folgende Unterstützungsangebote:

  • Geflüchtete Studierende sollen im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten für den Hochschulzugang die Möglichkeit erhalten, ihr Studium an der TU Chemnitz fortzusetzen. Eine Einschreibung als Gasthörerinnen und Gasthörer kann auf jeden Fall unkompliziert und reibungslos sowie unter Befreiung von der Gebührenpflicht erfolgen.
  • Studieninteressierte Geflüchtete können sich im Welcome-Projekt des Internationalen Universitätszentrums umfassend bezüglich eines Studiums an der TU beraten lassen.
  • Auch geflüchtete Forschende (inkl. Promovierender) sollen nach Möglichkeit, etwa über Stipendien, ihre wissenschaftliche Arbeit an der TU Chemnitz fortsetzen können.
  • Über das Internationale Universitätszentrum können geflüchtete Studierende und Forschende unterstützt und beraten werden sowie Stipendien beantragen.
  • Für geflüchtete Familien sollen Kinder-Betreuungsangebote zur Unterstützung von Studien- und Forschungsvorhaben an der TU Chemnitz geschaffen werden.
  • Die psychologischen Unterstützungsangebote seitens der Psychosozialen Beratungsstelle der TU Chemnitz (Prof. Dr. Stephan Mühlig, Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie) stehen geflüchteten Studierenden und Forschenden jederzeit zur Verfügung. Auch das Angebot der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz kann genutzt werden.
  • In beschränktem Umfang kann geflüchteten Studierenden seitens der TU Chemnitz grundlegender Haushaltsbedarf zur Verfügung gestellt werden.
  • Für Geflüchtete sollen – unabhängig von ihrer Anbindung an die TU – zusätzliche Sprachkurse für Deutsch als Fremdsprache angeboten werden, um ihnen die Integration in das für sie neue Umfeld zu erleichtern.

Diese Sofortmaßnahmen können nur den Beginn eines größeren Maßnahmenprogramms darstellen. Insofern besteht – analog zur Haltung des DAAD – die klare Erwartung gegenüber der Bundes- und Landespolitik, dass für diese Zwecke zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Zugleich sind auch alle Mitglieder und Angehörige unserer Universität aufgerufen, geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer – etwa über monetäre und nicht-monetäre Spenden (z. B. Haushaltsbedarf), die Bereitstellung von Unterkünften sowie soziale Arbeitseinsätze – tatkräftig zu unterstützen.

Ein Überblick und weitere Details der gebotenen Unterstützungsleistungen werden zeitnah auf einer zentralen Website der TU Chemnitz zusammengefasst. (Update: Link zur Website "Unterstützungsangebote für Geflüchtete": www.tu-chemnitz.de/ukraine)

Unterstützung unserer Partnereinrichtungen in der Ukraine

Selbstverständlich sind wir um einen intensiven Kontakt zu unseren fünf Partnerhochschulen in der Ukraine in Kiev und Lviv bemüht. Sie können sich unserer uneingeschränkten Solidarität und Unterstützung gewiss sein und werden laufend über die an der TU Chemnitz zur Verfügung stehenden Unterstützungsangebote für geflüchtete Studierende und Beschäftigte informiert.

Darüber hinaus werden nach Möglichkeit digitale Veranstaltungsprogramme der TU Chemnitz für unsere ukrainischen Partnereinrichtungen freigeschaltet, um deren Betrieb, solange dieser aufrechterhalten werden kann, zu unterstützen.

Sofortiges Aussetzen sämtlicher Kooperationen mit staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen in Russland und Belarus

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat die Empfehlung ausgesprochen, „dass wissenschaftliche Kooperationen mit staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen in Russland mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres eingefroren werden, dass deutsche Forschungsgelder Russland nicht mehr zu Gute kommen und dass keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen stattfinden. Neue Kooperationsprojekte sollten aktuell nicht initiiert werden.“

Die TU Chemnitz folgt dieser Empfehlung uneingeschränkt und hat mit sofortiger Wirkung sämtliche Kooperationsprojekte, Mobilitäten und gemeinsame Veranstaltungen mit russischen und belarussischen Partnern eingefroren – jedoch nicht eingestellt oder beendet. Dabei ist zu betonen, dass unsere Partnereinrichtungen in Russland und Belarus nicht für das Handeln ihrer Regierungen verantwortlich sind und aktuell russische und belarussische Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – teilweise unter einem sehr großen persönlichen Risiko – gegen das Handeln ihrer Regierungen eintreten. Dennoch war dieser Schritt notwendig, um die von der Bundesregierung und der Europäischen Union eingeleiteten Maßnahmen geschlossen zu unterstützen und der russischen Invasion in der Ukraine entschieden zu begegnen.

Ich bitte Sie sehr herzlich, die getroffenen Maßnahmen uneingeschränkt zu unterstützen und hoffe – wie die gesamte TUC-Familie – auf ein baldiges Ende dieses fürchterlichen Krieges und seiner Auswirkungen.

Mit herzlichen Grüßen / З найкращими побажаннями

Ihr Gerd Strohmeier

Matthias Fejes
03.03.2022

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