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Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Oliver G. Schmidt übernimmt als erster Wissenschaftlicher Direktor die Leitung des Forschungszentrums MAIN

Prof. Dr. Thomas Otto erhielt Ehrenmedaille der TU Chemnitz unter anderem für seine Verdienste um MAIN und darüber hinaus

Am 5. September 2022 wurde der renommierte Spitzenforscher und Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Oliver G. Schmidt,  Inhaber der Professur Materialsysteme der Nanoelektronik der Technischen Universität Chemnitz, als erster Wissenschaftlicher Direktor des „Forschungszentrums für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen“ (MAIN) durch den Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, in sein Amt eingeführt. Damit endet auch die Arbeit der für die Implementierung dieser Zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der TU eingerichteten Task Force, die von Prof. Dr. Thomas Otto, Honorarprofessor für Optoelektronische Systeme der TU Chemnitz, geleitet wurde.

„Ich freue mich riesig, dass Herr Kollege Schmidt – und damit ein Leibniz-Preisträger sowie einer der meistzitierten Wissenschaftler seiner Fachdisziplin weltweit – nach seinem Wechsel an die TU Chemnitz im letzten Jahr nun auch die Leitung des Forschungszentrums MAIN übernommen hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass er auch in dieser Funktion äußerst bedeutende Impulse für das Forschungszentrum MAIN im Speziellen und die Kernkompetenz Materialien und Intelligente Systeme im Allgemeinen geben wird. Dies betrifft nicht nur das Erbringen weltweit herausragender Leistungen in der Spitzenforschung, sondern auch die Förderung des hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses“, sagt Strohmeier.

Prof. Schmidt unterstreicht die Bedeutung der Arbeit Prof. Ottos beim Aufbau von MAIN: „Mit der Gründung einer Zentralen wissenschaftlichen Einrichtung an der Schnittstelle zwischen Natur- und Ingenieurwissenschaften hat die TU Chemnitz forschungsorganisatorisch in vielerlei Hinsicht Neuland betreten. Prof. Thomas Otto hat die Task Force zur Implementierung von MAIN mit großem Engagement geleitet und mit seiner erstklassigen Arbeit entscheidend dazu beigetragen, dass schon in der Anfangsphase exzellente Forschungsergebnisse erzielt werden konnten.“

Für seine Verdienste um MAIN und darüber hinaus erhielt Prof. Otto im Rahmen der Veranstaltung die Ehrenmedaille der TU Chemnitz. „Herr Kollege Otto hat sich in ganz besonderer Weise zum Wohle der TU Chemnitz engagiert. Er hat nach dem tragischen Tod von Thomas Geßner die kommissarische Leitung der Professur Mikrotechnologie sowie des Zentrums für Mikrotechnologien übernommen, in der Aufbau- und Entwicklungsphase des Forschungszentrums MAIN die dafür eingesetzte Task Force geleitet und sich in diversen Bereichen als Brückenbauer in und außerhalb der Universität eingebracht“, sagte Strohmeier bei der Übergabe der Ehrenmedaille.

Prof. Schmidt war an über 940 Veröffentlichungen in referierten Fachzeitschriften beteiligt, die sehr häufig zitiert werden, darunter in äußerst renommierten internationalen Journalen wie Nature und Science (h-Index 115). Er wurde im Jahr 2018 für seine herausragenden Arbeiten zur Erforschung, Herstellung und innovativen Anwendung funktioneller Nanostrukturen mit dem „Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis“, dem wichtigsten Forschungsförderpreis Deutschlands, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet.

Superlative im Mikrokosmos

Mit dem Namen von Prof. Schmidt sind herausragende Innovationen verbunden. So entwickelte ein internationales Forschungsteam unter seiner Leitung erstmals eine Methode, damit elektronische Haut mit winzigen elektronischen Härchen richtungsunabhängig Berührungen „spüren“ kann. Dadurch wird der Weg frei für eine neuartige biomedizinische Sensorik am Körper und künstlicher Haut für humanoide Maschinen. Ebenfalls präsentierte Schmidt gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) Dresden sowie des Changchun Instituts für Angewandte Chemie mit der „kleinsten Batterie der Welt“ eine bahnbrechende Technologie für Energiespeicherleistungen im Submillimeter-Bereich. Unter Schmidts Ägide konnte zudem der erste „ERC Starting Grant“ für die TU Chemnitz eingeworben werden. Diese gehören zu den renommiertesten Forschungsförderinstrumenten des Europäischen Forschungsrates („European Research Council“) und werden ausschließlich für herausragende Forschungsideen von exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern vergeben.

Aktuelle Forschungsschwerpunkte des Forschungszentrums im Bereich der Mikro- und Nanotechnologien und Beispiele der Spitzenforschung

„Ziel des Forschungszentrums MAIN ist es, eine neue Klasse von Nanomembran-Materialien zu entwickeln, die ein breites Anwendungspotential in den Bereichen hochleistungsfähiger flexibler Elektronik, ultrakompakter Energiespeicher, der Mikro- und Nanorobotik, Mikrofluidik und Biomedizin aufweisen“, sagt Schmidt. So wurden von Forschungsteams unter seiner Leitung beispielsweise in den vergangenen Jahren die kleinsten Batterien, der kleinste Biosuperkondensator, der kleinste flexible elektronische Mikrokatheter mit Greiffunktion und Wirkstoffabgabe sowie der kleinste mikroelektronische Roboter mit Einsatzmöglichkeiten in biomedizinischen Umgebungen entwickelt. Die jüngste bzw. diesjährige Demonstration einer elektronischen Haut mit künstliche Haaren zur richtungsabhängigen Wahrnehmung von Berührung unter Prof. Schmidts Leitung kann als ein Beispiel für die rasante Entwicklung des Forschungsfeldes und das große Anwendungspotential der Nanomembran-Technologien gesehen werden. "Künftig wird auf diesen Gebieten weltweit mit bahnbrechenden Entwicklungen zu rechnen sein, die sich mit einer neuartigen Hardware-Implementierung einer digitalisierten Welt mit extrem miniaturisierten aber völlig autonomen Mikrosystemen beschäftigen werden. Diese Technologien werden weit in die Gesellschaft hineinreichen, so dass ihre Erforschung im interdisziplinären Kontext erfolgen muss. Das Forschungszentrum MAIN stellt hierfür eine einzigartige Keimzelle dar", schätzt Prof. Schmidt ein.

Weitere Themen, die am Forschungszentrum MAIN verfolgt werden, sind unter anderem Konzepte einer aktiven und adaptiven dreidimensionalen Mikroelektronik, nanomembranbasierte Ansätze für den Gesundheitssektor und die Medizintechnik sowie chemische und fluidische Verfahren für neuartige photonische und optoelektronische Bauelemente.

„Ein großer Pluspunkt des Forschungszentrums MAIN ist, dass unter einem Dach bereits bestehende exzellente Forschungsaktivitäten der TU Chemnitz und ihrer Kooperationspartner auf zukunftsträchtigen Themenfeldern erfolgreich zusammengeführt wurden und werden, woraus sich immer wieder viele spannende Forschungsprojekte ergeben“, sagt Prof. Otto. Auch durch die räumliche Nähe von MAIN zum Gründerzentrum sowie zu kleinen und mittleren Unternehmen im benachbarten Smart Systems Campus Chemnitz seien ideale Bedingungen für einen effizienten Technologietransfer gegeben. 

Studierende auf die komplexe Mikrosystemtechnik der Zukunft vorbereiten

„Das Forschungszentrum MAIN leistet auch einen hervorragenden Beitrag für die interdisziplinäre Ausbildung in mehreren Studiengängen der Fakultäten Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Naturwissenschaften an der TU Chemnitz sowie den internationalen Austausch im Umfeld der Mikro- und Nanotechnologien“, sagt Schmidt. Beispielsweise können durch akademische Arbeiten im englischsprachigen Masterstudiengang „Micro and Nano Systems“ am Forschungszentrum MAIN vielfältige Kompetenzen aus der Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik über die Grundlagen elektrochemischer Energiespeicherung, der  Mikrorobotik und Photonik bis hin zur Biotechnologie miteinander verbunden werden, um die Studierenden auf die komplexe Mikrosystemtechnik der Zukunft vorzubereiten. Das in der Forschung generierte Wissen fließt sofort in die Lehre ein, zudem bietet MAIN an der Schnittstelle von Theorie und Praxis ideale Bedingungen für Studierende, anspruchsvolle Themen an den Fachgrenzen zwischen den Natur- und Ingenieurwissenschaften zu bearbeiten.

Zur Person: Prof. Dr. Oliver G. Schmidt

Nach seinem Abitur an der Deutschen Schule in London im Jahr 1990 studierte Oliver G. Schmidt Physik an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, am King’s College London und an der Technischen Universität Berlin. Nach Anfertigung seiner Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart und seiner Promotion 1999 an der TU Berlin arbeitete Schmidt als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of Southern California kehrte er als Forschungsgruppenleiter nach Stuttgart zurück. 2003 habilitierte er sich an der Universität Hamburg. 2007 wurde er als Professor für Materialsysteme der Nanoelektronik an die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Chemnitz berufen. Gleichzeitig wurde er Direktor des Instituts für Integrative Nanowissenschaften am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden. Weiterhin verfügt er seit 2007 über eine Zweitmitgliedschaft an der Fakultät für Naturwissenschaften der TU Chemnitz. In der Folge initiierte Schmidt an der TU Chemnitz den Neubau des „Zentrums für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen“ (MAIN) maßgeblich mit. 2021 wechselte er vollständig an die TU Chemnitz. 2022 wurde er Wissenschaftlicher Direktor des Forschungszentrums für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen (MAIN) der TU Chemnitz.

Schmidt wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2018 mit dem „Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft und 2019 mit einem der renommierten „ERC Advanced Grants“ des europäischen Forschungsrats. Im Jahr 2018 wurde er in die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) gewählt. Seit 2020 ist er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. 2022 wurde er in den Senatsausschuss und den Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Graduiertenkollegs, zwei der höchsten Gremien der DFG, berufen.

Hintergrund: Forschungszentrum für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen (MAIN)

Der Forschungsbau wurde im Rahmen eines erfolgreichen Antrags beim Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland mit rund 34,3 Millionen Euro Bundes- und Landesmitteln gefördert und bietet etwa 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern modernste Forschungs- und Arbeitsbedingungen. Am 13. August 2018 wurde der Neubau des „Forschungszentrums für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen“ (MAIN) an die TU Chemnitz übergeben, zwei Jahre später erfolgte die Errichtung des Forschungszentrums als Zentrale Einrichtung der TU Chemnitz. Deren Zielstellung ist die explorative Erforschung der grundlegenden physikalischen und chemischen Eigenschaften sowie die Erschließung des ingenieurwissenschaftlichen Anwendungspotentials der Materialklasse flexibler nanostrukturierter Membranen („Nanomembranen“). Unter dem Begriff Nanomembranen werden sehr (bis hinab zu einer Atomlage) dünne, jedoch bis in die Zentimeterskala ausgedehnte und mikrostrukturierte funktionale Strukturen zusammengefasst, die sich durch besondere elektronische, optoelektronische oder elektrochemische Eigenschaften bei hoher mechanischer Flexibilität auszeichnen. Sie bilden die Basis für neuartige winzige Bauelemente, die bieg-, dehn- und formbar und damit extrem anpassungsfähig sind.

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Oliver G. Schmidt, Wissenschaftlicher Direktor des Forschungszentrums MAIN sowie Inhaber der Professur Materialsysteme der Nanoelektronik an der TU Chemnitz, Telefon +49 371 531-36761, E-Mail oliver.schmidt@main.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
05.09.2022

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