Veranstaltungsreihe zu Jugendopposition und abweichendem Verhalten in der späten DDR startet
Kooperation zwischen Institut für Politikwissenschaft der TU Chemnitz, Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e. V. und Volkshochschule Chemnitz fördert Erinnerungskultur
Seit dem Wintersemester 2023/24 arbeiten das Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Chemnitz, der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e. V. und die Volkshochschule (vhs) Chemnitz im Rahmen einer neuen Veranstaltungsreihe zu Jugendopposition und abweichendem Verhalten in der späten DDR zusammen, um Forschung, Bildung und Gedächtnisarbeit in Chemnitz enger zu verknüpfen. Ihr Ziel ist es, die Sichtbarkeit von historischen und aktuellen Themen zu verbessern, das wissenschaftliche Profil wechselseitig zu schärfen und die Erinnerungskultur in Chemnitz zu fördern. Dabei werden bis Mitte Mai drei Veranstaltungen zur Geschichte des Punks und der Heavy Metal-Szene in den 1980er Jahren in der DDR organisiert.
Die erste ist eine Kooperation der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, des Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e. V., des Instituts für Politikwissenschaft der TU Chemnitz und der vhs Chemnitz im Projekt „Kontrovers vor Ort“ am 7. März 2024, 19:00 Uhr, mit Geralf Pochop zum Thema „Punk in der DDR – Schrei nach Freiheit oder nur Kopie des Westens?“ im Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis,Kaßbergstr. 16 c. Gefördert wird diese Veranstaltung von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung im Projekt „Kontrovers vor Ort“. Im April folgt ein Workshop speziell für Studierende des Instituts für Politikwissenschaft sowie Schülerinnen und Schüler eines Geschichtskurses am Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium Chemnitz. Ein weiterer öffentlicher Vortrag zu „Red Metal“, der Heavy-Metal-Subkultur der DDR, findet am 17. Mai, 19:00 Uhr, im Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis statt. Die Reihe wird mitfinanziert von der Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Doppelte Diktaturgeschichte eines einstigen politischen Haftortes sichtbar machen
Der im Herbst 2023 eröffnete Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis lässt diese neuere deutsche Geschichte anschaulich vergegenwärtigen. Die wissenschaftliche Leiterin Dr. Steffi Lehmann erklärt: „Der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis hat es sich zur Aufgabe gemacht, die doppelte Diktaturgeschichte des einstigen politischen Haftortes und den Häftlingsfreikauf aus der DDR aufzuarbeiten. Es geht darum, an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und ihre Opfer zu erinnern. Außerdem sollen diejenigen sichtbar gemacht werden, die vom SED-Unrecht betroffen waren. Der Lernort setzt sich für die Stärkung der Demokratie in Gegenwart und Zukunft ein.“
„In den letzten Jahren haben mich immer wieder Studentinnen und Studenten kontaktiert, die mehr über Politik und Gesellschaft der DDR erfahren möchten. Schon immer wurden am Institut für Politikwissenschaft Abschlussarbeiten zum Thema DDR verfasst, sei es zu Umweltpolitik im Bezirk Karl-Marx-Stadt oder etwa zur politischen Wirkung von Intellektuellen. Zugleich räumen nicht wenige Studentinnen und Studenten selbstkritisch ein, dass sie nur wenig von der jüngeren deutschen Vergangenheit wissen. Die Kooperation mit dem Verein Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis und der Volkshochschule kann hier gut helfen“, so Dr. Frank Schale vom Institut für Politikwissenschaft.
Die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule bietet die Möglichkeit, jenseits bewährter Formate noch besser mit den Chemnitzerinnen und Chemnitzern in Kontakt zu treten. Dabei sollen nicht nur akademische Forschungen einem breiteren Publikum vorgestellt werden, sondern auch Studentinnen und Studenten die Chance gegeben werden, andere Formen der Erwachsenenbildung kennenzulernen. Dr. Ellen Thümmler von der vhs betont: „Das Interesse an politischen und historischen Themen ist groß. Ich freue mich darauf, mit besonderen Formaten zum Austausch beizutragen.“
Weitere Informationen zur Veranstaltung am 7. März 2024: https://www.vhs-chemnitz.de/kurs/S2412050
(Autoren: Dr. Frank Schale, Mario Steinebach)
Mario Steinebach
05.03.2024