Wo man den Geist des Bauens spüren kann
Universitätsbibliothek der TU Chemnitz ist vom 6. bis 8. November 2024 Tagungsort für das Kolloquium „Karl-Marx-Stadt. Architektur und Städtebau im internationalen Kontext“
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Das denkmalgeschützte Industriegebäude der „Alte Aktienspinnerei“ an der Straße der Nationen 33 in Chemnitz wurde mit viel Liebe zum Detail zur neuen Universitätsbibliothek für die TU Chemnitz umgebaut. Sie erstrahlt seit 1. Oktober 2020 in neuem Glanz. Der Freistaat Sachsen investierte rund 53 Millionen Euro, davon sind rund 13,6 Millionen Euro Mittel der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Foto: Jacob Müller
Das Schloßbergmuseum, Museum für Chemnitzer Stadtgeschichte, zeigt im Kulturhauptstadtjahr 2025 eine Ausstellung zur Architektur und zum Städtebau in Karl-Marx-Stadt. In Vorbereitung auf diese Ausstellung findet vom 6. bis 8. November 2024 in der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Chemnitz ein Kolloquium zum Thema „Karl-Marx-Stadt. Architektur und Städtebau im internationalen Kontext“. Im Fokus steht der Wiederaufbau von Chemnitz nach 1945, wobei auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Wiederaufbau in Ost und West thematisiert werden. In die Betrachtung einbezogen werden auch die Wurzeln der Nachkriegsmoderne in den Erneuerungsbewegungen der Vorkriegszeit, wie dem Neuen Bauen oder der Bauhaus-Schule der Weimarer Republik. Renommierte Fachleute werden Aspekte des Bauens in der Bundesrepublik Deutschland, in Frankreich, Italien, den USA, verschiedenen Ländern Osteuropas und in Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt erörtern.
Auf der Suche nach einem geeigneten Tagungsort haben sich die Organisatoren, zu denen auch die Technischen Universität Chemnitz gehört, ganz bewusst für die Universitätsbibliothek entschieden. „Es handelt sich hier um ein hervorragendes Beispiel des Bauens in unserer Gegenwart. Das Gebäude steht für den Brückenschlag vom 19. ins 21. Jahrhundert und ist in der architektonischen Ausführung außerordentlich gelungen“, sagt Peer Ehmke vom Schloßbergmuseum. Zudem habe man vor der Bibliothek einen eindrucksvollen Blick in die Magistrale des Chemnitzer Wiederaufbaus nach 1945, die Straße der Nationen.
Angela Malz, Direktorin der Universitätsbibliothek, freut sich auf die Tagungsgäste sowie Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland. „Wir präsentieren uns nicht nur als idealen Tagungsort, wo man den Geist des Bauens spüren kann. Wir geben im Rahmen von Führungen auch Einblicke in die spannende Geschichte unseres Hauses und informieren über die bauliche Umgestaltung des historischen Gebäudes der ‚Alten Aktienspinnerei‘ hin zu einer neuen, modernen Bibliothek.“
Die Tagung im „IdeenReich“ der Universitätsbibliothek ist öffentlich und richtet sich sowohl an ein Fachpublikum als auch an alle historisch Interessierten. Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Anmeldung bis zum 25. Oktober 2024 wird gebeten. Kontakt: Telefon +49 (0)371 488 4501 (Montag bis Freitag, 9–16 Uhr), E-Mail schlossbergmuseum@stadt-chemnitz.de.
Hintergrund: Geschichte der „Alten Aktienspinnerei“
Die im Baustil des historischen Eklektizismus errichtete Aktienspinnerei entstand um 1858 infolge der Gründung einer Aktiengesellschaft als damals größte Spinnerei Sachsens mit 60.000 Spindeln. Abweichend von früheren Spinnereien hatte der Architekt Friedrich Theodor Roschig das Gebäude vor allem wegen der Brandgefahr ganz aus Eisen und Stein projektiert, also weitgehend auf Holz als Baumaterial verzichtet. Damit galt das Gebäude als eines der brandsichersten in der Stadt und zudem als eines der modernsten und innovativsten Industriebauten. Der Betrieb verfügte von Beginn an über einen eigenen Bahnanschluss, über den die Spinnerei mit den notwendigen Rohstoffen, wie Baumwolle und den Brennstoffen für Heizung und Dampfantrieb, versorgt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts, Chemnitz war mittlerweile zur Großstadt geworden und hatte sich über den Schillerplatz hinaus räumlich ausgedehnt, verlagerte die Geschäftsführung der Aktienspinnerei den Betrieb aus Platzgründen nach Altchemnitz und verkaufte das Gebäude 1899 an die Stadt Chemnitz. Bis 1904 blieb man noch als Mieter im Gebäude am Schillerplatz, um schließlich den vollständigen Betrieb an der Schulstraße in Altchemnitz, dem heutigen Europark, aufzunehmen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude der „Alten Aktienspinnerei“ schwer beschädigt und verlor sein Dach und das oberste Geschoss. In der Folge wurde das Gebäude auch als Essenausgabe, Provisorium für das zerstörte Opernhaus, Wismut-Kaufhaus, Stadtbibliothek, Bürohaus und Puppentheater und zuletzt als Galerie genutzt. Seit 2011 ist das Gebäude Eigentum des Freistaates Sachsen. Mitte 2015 begann der Umbau zur Universitätsbibliothek der TU Chemnitz, ab Juni 2020 konnten die bisherigen drei Bibliotheksstandorte und deren Magazine im Gebäude der „Alten Aktienspinnerei“ zusammengelegt werden.
Multimedia:
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Mario Steinebach
23.07.2024