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Nelken für alle? Die Erinnerung an die Nelkenrevolution im 21. Jahrhundert

Tagung an der TU Chemnitz reflektiert vom 25. bis 29. September 2024 verschiedene Lesarten der Revolution in Portugal

  • Schriftzug mit Nelke
    Foto: muffinn from Worcester, UK ; eldonisto Eugenio Hansen, OFS, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Im Jahr 1974 setzte die Nelkenrevolution in Portugal einem 48-jährigen diktatorischen Regime ein Ende und leitete, wie Samuel Huntington es formulierte, die „Dritte Welle der Demokratisierung“ ein, die auch Spanien und Griechenland erfasste. Zum 50. Jahrestag dieser Revolution lädt die Technische Universität Chemnitz vom 25. bis 29. September 2024 zu einer Tagung ein, um neue Perspektiven auf dieses historische Ereignis in den Blick zu nehmen. Im Mittelpunkt der Tagung steht die kritische Auseinandersetzung mit den herkömmlichen Erzählungen der Revolution. Besonders brisant ist dabei die Rolle der Akteure: War es wirklich das portugiesische Militär, das das koloniale Regime stürzte? Oder waren es vielmehr die Unabhängigkeitsbewegungen in Angola, Mosambik, Guinea-Bissau und Kap Verde, die den entscheidenden Impuls gaben? Soziologe und Aktivist Apolo de Carvalho fasst es prägnant zusammen: „Der 25. April entstand in Afrika.“ Diese Sichtweise gewinnt in Konferenzen, Büchern und öffentlichen Debatten zunehmend an Bedeutung und fordert eine Neuinterpretation der Nelkenrevolution als erinnerungspolitisches Erbe, das allen gehört.

Die Tagung bietet ein Forum, um über diese neuen Lesarten der Revolution zu reflektieren, die postkoloniale Perspektiven einbeziehen. Denn: "Während die Bewältigung der Diktatur den Weg zu einer stabilen Demokratie in Portugal bereitete, hat der Dekolonisierungsprozess sowohl in Portugal als auch in den ehemaligen portugiesischsprachigen Kolonien Afrikas tiefe gesellschaftliche Gräben hinterlassen", sagt Prof. Dr. Teresa Pinheiro, Professorin für Kulturellen und Sozialen Wandel an der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz.

Im Zentrum der Diskussion steht daher auch die Frage nach der Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert. Kritische Stimmen in Portugal, die alltäglichen Rassismus und Diskriminierung als unaufgearbeitetes Erbe des Kolonialismus anprangern, fordern eine Neubewertung kollektiver Identitäten und Erinnerungen. Welche neuen Narrative prägen die heutige Sicht auf die Nelkenrevolution? Wie wird das historische Erbe des 25. April als Ereignis mit vielen Akteuren und von globaler Bedeutung neu verhandelt? Über 60 internationale Expertinnen und Experten werden diesen Fragen während der  Tagung „Nelken für alle? Die Erinnerung an die Nelkenrevolution im 21. Jahrhundert“ auf dem Campus Reichenhainer Straße nachgehen.

In Verbindung mit der Tagung findet unter dem Titel „The Postcolonial across Borders: Interdisciplinary Research and Practices of Resistance“ ein Treffen von Studierenden aus Portugal und Deutschland, insbesondere aus Lissabon, Coimbra und Chemnitz, statt. Das Programm des vom Deutschen Akaddemischen Austauschdienst (DAAD) finanzierten Projekts umfasst vier Aktivitäten: eine Podiumsdiskussion, eine Buchpräsentation, eine Posterpräsentation und einen kritischen Stadtspaziergang durch Chemnitz. Bei allen Aktivitäten werden Arbeiten vorgestellt und diskutiert, die im Rahmen von Dissertationsprojekten oder Seminaren in den Bereichen Europastudien, Literaturwissenschaft und Anthropologie und aus einer postkolonialen kritischen Perspektive entstanden sind.

Weitere Informationen sowie das vollständige Tagungsrogramm findet man hier.

Kontakt: Prof. Dr. Teresa Pinheiro, Tel. +49 (0)371/ 531-35014, E-Mail teresa.pinheiro@phil.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
19.09.2024

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