Für mehr Licht ins Dunkel rund um den Einsatz von K.O.-Tropfen
Länderübergreifendes Forschungsprojekt zum Thema K.O.-Tropfen startete an der Juniorprofessur für Europäisches Management der TU Chemnitz, die mit Forschenden in Innsbruck und Dresden kooperiert – Betroffene aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können an anonymer Online-Befragung teilnehmen
K.O.-Tropfen, auch bekannt als Knock-Out Drugs oder Date-Rape Drugs, ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl schnell betäubend wirkender Substanzen. Sie sind zumeist geschmacksneutral sowie geruch- und farblos und können unauffällig in ein Getränk gemischt werden. „Durch die Verabreichung von K.O.-Tropfen und der daraus resultierende Bewusstlosigkeit oder Willenlosigkeit des Opfers ist es dem Täter bzw. der Täterin prinzipiell möglich das Opfer auszurauben oder sich an diesem sexuell zu vergehen. Wie häufig das allerdings wirklich passiert, wissen wir nicht“, sagt Juniorprofessorin Dr. Charlotte Förster, Inhaberin der Juniorprofessur Europäisches Management der Technischen Universität Chemnitz. Gemeinsam mit ihrem Team erhebt sie derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels einer anonymen Online-Befragung den allgemeinen Wissensstand über K.O.-Tropfen und erfasst dabei auch eigene Erfahrungen der Befragten mit K.O.-Mitteln. „Auf diese Weise wollen wir einen möglichst breiten Querschnitt möglicher betroffener Personen in einem Alter ab dem 14. Lebensjahr erzielen und würden uns freuen, wenn möglichst viele Betroffene an der Umfrage teilnehmen“, so Förster.
„Auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass der Anteil drogenassoziierter Sexualdelikte insbesondere in Zusammenhang mit K.O.-Tropfen und Alkohol in den letzten Jahren zugenommen haben könnte, gibt es kaum Zahlen über den tatsächlichen Missbrauch von K.O.-Tropfen“, sagt die Chemnitzer Forscherin. Das liege zum einen an der teilweise sehr kurzen Zeitspanne der Nachweisbarkeit von als K.O.-Tropfen missbrauchten Substanzen und zum anderen an der Unwissenheit der Opfer. Gemeinsam mit Dr. Thomas Beck, psychologischer Leiter des Kompetenzzentrums Gewaltschutz der Tirol Kliniken sowie Leiter der Opferschutzgruppe des Landeskrankenhauses Innsbruck, Prof. Dr. Marion Pavlic, Leiterin des Fachbereichs Forensische Toxikologie am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck und Dr. Julia Schellong, Leitende Oberärztin der Psychotraumatologie der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, will Förster nun im Rahmen ihrer europäischen Gesundheitsforschung Licht in die vermutlich hohe Dunkelziffer von Betroffenen bringen, die bereits mit K.O.-Mitteln in Kontakt gekommen sind.
„Die Studie ist jedoch nur ein erster Schritt, um wirklich mehr Licht ins Dunkel rund um den Einsatz von K.O.-Tropfen zu bringen“, so Förster. Zwingend nötig sei eine bessere Versorgung von Personen, die den Verdacht haben, unfreiwillig K.O.-Tropfen verabreicht bekommen zu haben. Dies beinhalte unter anderem den Zugang zu kostenlosen Tests, die (anonyme) Spurensicherung sowie die Sensibilisierung und Schulung der entsprechenden Berufsgruppen. „Bei unserer Studie geht es erstmal nur darum, in drei Ländern zu erfassen, wie viele Personen sich von dem Thema betroffen fühlen. Das basiert allerdings natürlich auf einer subjektiven Einschätzung“, sagt Förster. Darüber hinaus benötige die komplexe Thematik auch eine interdisziplinäre, fachübergreifende Betrachtung. „Wir versuchen deshalb ein länderübergreifendes und interdisziplinäres Netzwerk aufzubauen, um die verschiedenen psychologischen, toxikologischen und rechtlichen Aspekte des unfreiwilligen Einsatzes von K.O.-Tropfen besser verstehen zu können“, so die Chemnitzer Forscherin.
Link zur anonymen Online-Befragung: https://www.soscisurvey.de/Studie_KO_Tropfen/
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Don’t knock me out“ und zum Thema K.O.-Tropfen: https://www.do-not-knock-me-out.com
Kontakt: Jun.- Prof. Dr. Charlotte Förster, Telefon +49 (0)371 531-36855, E-Mail charlotte.foerster@wiwi.tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
06.12.2024