Das neue Herz der Physiker
Der Neubau des Instituts für Physik und eines Reinraumes zur Waferbearbeitung wurde am 3. April 2008 eingeweiht
Bild oben: Der Neubau des Instituts für Physik bietet auf fast 5.000 Quadratmetern zahlreiche Labore, Büros und einen Reinraum zur Waferbearbeitung. Bild in der Mitte: TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes übergibt den symbolischen Transponder für das Gebäude an Prof. Dr. Thomas Geßner (l.) und Prof. Dr. Dietrich R.T. Zahn (r.). Bild unten: Prof. Dr. Frank Richter (r.), Inhaber der Professur Physik fester Körper, informiert Finanzminister Stanislaw Tillich (l.) und Staatssekretär Dr. Knut Nevermann über Forschungsprojekte, die in den neuen Räumlichkeiten vorangebracht werden. Fotos: Christine Kornack |
"Wir stehen heute im neuen Herzen der Chemnitzer Physiker", resümierte der sächsische Finanzminister Stanislaw Tillich bei der Übergabe und Einweihung des Neubaus des Instituts für Physik der TU Chemnitz am 3. April 2008. Baubeginn war im Mai 2006 gewesen, im Februar 2008 wurde das Gebäude fertig gestellt und der Umzug konnte beginnen. Insgesamt bietet das neue Institutsgebäude auf einer Gesamtfläche von fast 5.000 Quadratmetern zahlreiche Labore, Büros und für das Zentrum für Mikrotechnologien einen Reinraum zur Waferbearbeitung.
"Durch den Neubau verbessern sich für Hunderte Wissenschaftler und Studierende der Fakultät für Naturwissenschaften und der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik die Forschungs- und Studienbedingungen ganz entscheidend", freut sich TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes. Davon geht auch Dr. Knut Nevermann, Staatssekretär des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, aus und ergänzte bei der feierlichen Übergabe: "Es werden aber sicherlich noch mehr Fakultäten Nutzen aus dem neuen Gebäude ziehen, denn an der TU Chemnitz wird verstärkt in fakultätsübergreifenden Profillinien geforscht und gelehrt."
Der Neubau ist Bestandteil umfassender Baumaßnahmen auf dem Campus der TU und in seiner unmittelbaren Nähe. Eberhard Alles, Kanzler der TU, erklärt: "Das Physik-Gebäude grenzt an den mit 4,5 Hektar großzügig angelegten Technologiepark der Stadt Chemnitz. Auf dem Smart Systems Campus werden neben Ausgründungen aus allen Bereichen der TU Chemnitz vor allem die Mikro- und Nanotechnologie-Kompetenzen der Universität, der Fraunhofer-Gesellschaft und der regionalen Wirtschaft gebündelt." Prof. Dr. Thomas Geßner, Direktor des Zentrums für Mikrotechnologien der TU Chemnitz und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration Institutsteil Chemnitz, bestätigt: "Der Smart Systems Campus wird die internationale Sichtbarkeit von Chemnitz erhöhen - mit ihm spielen wir in einer anderen Liga."
Für das Institut für Physik der TU sieht Prof. Dr. Dietrich R.T. Zahn, Inhaber der Professur Halbleiterphysik und Institutsbeauftragter für die Baumaßnahmen, die Voraussetzungen für eine stärkere Außenwahrnehmung mit dem neuen Gebäude gegeben: "Der Neubau bietet für Lehre und Forschung ganz andere Bedingungen als wir sie bisher hatten. Wir haben nun bessere Chancen, sowohl bei der Gewinnung neuer Studierender, als auch bei der Förderung von Forschungsprojekten, beispielsweise im Rahmen von Sonderforschungsbereichen." Ein ausschlaggebender Punkt sei die räumliche Nähe, in der die Physiker nun professurübergreifend zusammenarbeiten können.
Von außen wirkt der Neubau durch seine Fassade aus großen, geschichteten Werksteinplatten zurückhaltend repräsentativ und verzichtet auf große Verglasungen. "Die grauen Farbabstufungen der Außenfassade stehen im Kontrast zu der farbigen Gestaltung in den Fluren. Das teilweise fünfstöckige Gebäude mit einer Abmessung von 106 mal 44 Metern ist mit 18,75 Metern ähnlich hoch wie der Haupteingang des benachbarten Rühlmann-Baus und fasst damit städtebaulich den Campus in östlicher Richtung", erläutert Peter Voit, Leiter der Niederlassung Chemnitz des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Dem SIB oblag die Projektleitung. "Die Physik zählt zu den exakten Wissenschaften", sagte Tillich in seiner Ansprache bei der Übergabe des Gebäudes und erklärte: "Das spiegelt sich auch im Inneren des Neubaus wider: Die Struktur ist geradlinig und ohne Schnörkel."
Allerdings stehe es den Physikern offen, "sich auch den schönen Dingen zu öffnen", spielte der Minister bei der Einweihung auf die Skulpturengruppe des Dresdner Künstlers Prof. Eberhard Bosslet im Eingangsbereich vor dem Gebäude an. Bosslet hatte den Wettbewerb "Kunst am Bau" gewonnen. Sein Kunstwerk trägt den Titel "Inselwachstum, Topografie und Terrassen", diese Begriffe werden unter anderem in der Oberflächenphysik bei Halbleitern genutzt. Das Kunstwerk setzt sich aus vielgestaltigen und farbigen Inselformen zusammen, die nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Draufsetzen gedacht sind. "Ich bin gespannt, wie das Kunstwerk - vor allem in den Sommermonaten - von den Studierenden angenommen wird", so Bosslet.
Der Entwurf des Gebäudes ging aus einem Architektenwettbewerb hervor und stammt vom Dresdner Architekturbüro Rohdecan. Die Bau- und Einrichtungskosten für das Projekt belaufen sich auf etwa 26 Millionen Euro. Der genehmigte Kostenrahmen wurde damit trotz Baupreissteigerungen und Erhöhung der Mehrwertsteuer exakt eingehalten. "Ich bin überzeugt, dass dieses Geld der Steuerzahler hier in Chemnitz gut angelegt ist", so Finanzminister Tillich.
Katharina Thehos
04.04.2008