Experten für die Supercomputer von morgen
Im neuen Masterstudiengang "Parallele und Verteilte Systeme" fließen Erkenntnisse aus mehr als 20 Jahren Forschung ein
Rechenpower in 18 klimatisierten Serverschränken: Auch die Studierenden des Masterstudienganges "Parallele und Verteilte Systeme" profitieren vom neuen Chemnitzer Hochleistungs-Linux-Cluster CHiC. Foto: Bildarchiv der Pressestelle |
Vier Prozessoren arbeiten schneller als zwei. Diese simple Logik gilt für Computer nur dann, wenn man weiß, wie die Prozessoren richtig verbunden und ihre Abläufe fachgerecht koordiniert werden müssen. Mit genau dieser Aufgabe, immer größere Rechenkapazitäten immer effizienter zu nutzen und zu gestalten, beschäftigt sich an der TU Chemnitz ab dem Wintersemester 2008/2009 der neue Masterstudiengang "Parallele und Verteilte Systeme". Dabei gilt, egal ob im PC-Bereich, in Hochleistungsclustern oder in weltweit über das Internet vernetzten Ressourcen: Das kollektive Rechnen ist auf dem Vormarsch.
An der Chemnitzer Universität hat diese Technologie Tradition. Während Multiprozessorrechner erst vor etwa drei Jahren die Wohnzimmer von PC-Nutzern eroberten, rechneten die Informatiker der TU schon vor 20 Jahren mit der Zukunftsträchtigkeit ihrer ersten parallelen Systeme. Einen der ersten Parallelrechner der Universität steht noch bei Prof. Dr. Wolfgang Rehm, Inhaber der Professur Rechnerarchitektur, im Labor. Dieser Rechner bot 1992 für 700.000 DM eine Rechenleistung von knapp einem GigaFLOPS. (1 GigaFLOP entspricht einer Milliarde Additionen oder Multiplikationen pro Sekunde). 8.000-mal leistungsstärker als dieses Modell ist der Hochleistungsrechner CHiC. Als er 2007 in Betrieb genommen wurde, gehörte er zu den 100 schnellsten Computersystemen der Welt. Dieser Supercomputer steht natürlich auch den Immatrikulierten des neuen Masterstudienganges zur Verfügung.
Doch nicht nur in Sachen Hardware ist man für den neuen Studiengang an der TU bestens gewappnet. "Die Studenten des Masterstudiengangs erwartet ein äußerst günstiges Umfeld an unserer Fakultät", weiß Prof. Dr. Wolfram Hardt, Dekan der Fakultät für Informatik. "Die Kombination der drei Professuren Rechnerarchitektur, Praktische Informatik sowie Verteilte und Selbstorganisierende Rechnersysteme ist in dieser Form einmalig in Deutschland." Die Kompetenz und Praxisnähe auf dem Fachgebiet spiegelt sich auch in aktuellen Projekten und Kooperationen wider. So wird beispielsweise an der Professur Rechnerarchitektur noch mindestens bis zum Jahr 2010 zusammen mit IBM Deutschland an der nächsten Generation des parallelen Rechnens gearbeitet. In der Praktischen Informatik beschäftigt sich zudem ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit Software für parallele irreguläre Algorithmen. In einer Kooperation mit dem Institut für Physik und der Fakultät für Mathematik der TU sollen dabei unter anderem Programme optimiert werden, die keinen festen Ablaufplan haben, sondern je nach Erfordernissen der eingegebenen Daten arbeiten. Da die natürlich von Fall zu Fall verschieden sind, gestaltet sich die Optimierung dieser Programme besonders schwierig und bietet sicher Raum für zahlreiche Masterarbeiten des neuen Faches. Die inzwischen weltweit verknüpften Programme zur Realisierung der Wissensgesellschaft und eines globalen Marktes erfordern zahlreiche Kenntnisse von der Architektur bis hin zur Sicherheit und Verfügbarkeit verteilter Systeme. Die Professur Verteilte und Selbstorganisierende Rechnersysteme betreibt hierzu zahlreiche Projekte und internationale Kooperationen, mit renommierten Firmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten. Dadurch wird es Studenten im Rahmen von Masterarbeiten ermöglicht, Forschungsherausforderungen aus Industrie und Wissenschaft kennenzulernen.
Mit einer solchen Ausbildung in der Tasche werden Absolventen je nach Wahl der Schwerpunkte ihres Studiums schließlich befähigt sein, Parallele und Verteilte Systeme in Forschung oder Industrie zu gestalten und Hard- und Software des stetig größer werdenden Anwendungsgebietes kompetent weiterzuentwickeln. Eine Anmeldung zu diesem zulassungsfreien Masterstudiengang ist bis zum Beginn des Wintersemesters 2008/2009 möglich, auch online unter
http://www.tu-chemnitz.de/studium/schueler/studiengaenge/master.php.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Wolfgang Rehm, Telefon 0371 531-31420, E-Mail rehm@informatik.tu-chemnitz.de, http://www.tu-chemnitz.de/informatik/studium/master.php
(Autor: Michael Chlebusch)
Mario Steinebach
07.08.2008