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Ein Umstieg in Windkraft und Co. ist ökologisch notwendig und wirtschaftlich sinnvoll. Foto: NEG Micon

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Klimaschutz bringt die lahmende Wirtschaft in Schwung

TU-Forscher sagt: Ein Umstieg in die Nutzung regenerativer Energien würde auch den deutschen Arbeitsmarkt beleben

Wetterextreme und die schlechte Wirtschaftslage lassen sich am besten gemeinsam nachhaltig bekämpfen. Dies regt Dr. Dirk Rübbelke, Wirtschaftswissenschaftler der Technischen Universität Chemnitz an. Um einer globalen Klimakatastrophe und einer steigenden Massenarbeitslosigkeit entgegenzuwirken, fordert er einen Umstieg in die Nutzung erneuerbarer Energien.

"Ein vorsichtigerer Umgang mit den Ressourcen der Natur muss keine Arbeitsplätze vernichten, im Gegenteil. Das unternehmerische Potenzial, das der Umweltsektor zu bieten hat, ist bei weitem nicht ausgeschöpft und kann einen wichtigen Beitrag liefern zu mehr Wirtschaftswachstum und weniger Arbeitslosigkeit", so Dr. Rübbelke, der an der TU Chemnitz die Juniorprofessor für Europäische Wirtschaft innehat. Er erwartet, dass gerade die Unternehmen, die schnell die Zeichen der Zeit erkennen und auf regenerative Energie-Technologien umstellen, die Gewinner sein werden. "Schätzungen zeigen, dass eine intensivierte Nutzung regenerativer Energien bis zum Jahr 2010 in Deutschland netto rund 24.000 neue Jobs schaffen könnte." Bei der von der Europäischen Union vorgesehenen Verdopplung des Anteils erneuerbarer Energien an der gesamten Energieerzeugung von sechs auf zwölf Prozent bis zum Jahr 2010 könnten laut Prognosen europaweit etwa 720.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Die Besorgnis erregende Entwicklung des Weltklimas zeige, dass es dringend einer umweltverträglichen Neuausrichtung der Wirtschaft bedürfe. Dr. Rübbelke: "Wir befinden uns derzeit noch in dem Dilemma, dass eine deutliche Absenkung der Arbeitslosenzahl von einem starken Wirtschaftswachstum abhängig ist. Wachstum führte aber in der Vergangenheit zur ständigen Übernutzung von Natur und Ressourcen." Insbesondere der steigende Verbrauch fossiler Energieträger und der damit verbundene Ausstoß an Treibhausgasen führe dazu, dass sich das Klima weiter erwärme und extreme Wetterlagen wiederum immer häufiger der Wirtschaft zusetzen werden. Die große Trockenheit dieses Sommers und die Jahrhundertflut im vergangenen Jahr ließen bereits erahnen, was für Schäden aus dem Klimawandel für die Zukunft zu erwarten sind.

Allein in Sachsen richtete die Flut im August 2002 einen Schaden von sechs Milliarden Euro an. Die deutschen Landwirte werden durch die anhaltende Dürre dieses Jahres ebenfalls große Einbußen hinnehmen müssen. Nach Berechnungen der Rückversicherungs-Gesellschaft Münchener Rück hat sich die Zahl großer Naturkatastrophen seit den 60-er Jahren mehr als verdreifacht, der volkswirtschaftliche Schaden stieg sogar um das Neunfache. Für Deutschland erwartet der Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler Dr. Rübbelke, dass insbesondere die Land- und Forstwirtschaft sowie der Tourismus unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben. "In den nächsten Jahrzehnten wird es wärmer und trockener. Die einst relativ schneesicheren Gebiete der Mittelgebirge werden sich umstellen müssen."

Beim Umstieg in die Nutzung erneuerbarer Energien sieht Juniorprofessor Rübbelke deutsche Unternehmen in der Vorreiterrolle. "Deutschland gehört zu den wichtigsten Herstellern von Umwelttechnologien. Wenn die deutsche Wirtschaft die globale Klimaveränderung auch als Chance versteht und sich durch frühzeitige Investitionen in alternative Energietechnologien eine günstige Ausgangsposition im einsetzenden Forschungs- und Entwicklungswettbewerb verschaffen kann, bieten sich weltweite Absatzmärkte, die auch auf den deutschen Arbeitsmarkt positiv wirken werden." Erste vielversprechende Entwicklungen gibt es bereits: So sind deutsche Unternehmen bei der Errichtung des ersten kommerziell finanzierten Windparks in China, nach den USA der zweitgrößte Energieverbraucher weltweit, beteiligt.

In einer gemeinsamen Studie mit Dr. Karen Pittel von der ETH Zürich fordert Dr. Rübbelke von der Politik, die anstehenden und notwendigen Innovationsbemühungen der Wirtschaft stärker zu unterstützen. "Dies könnte durch eine Stärkung der Forschungsbemühungen etwa an Universitäten realisiert werden."

Weitere Informationen gibt Dr. Dirk Rübbelke, Juniorprofessor für Europäische Wirtschaft der TU Chemnitz, unter Telefon (03 71) 531 42 12 oder per E-Mai dirk.ruebbelke@wirtschaft.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
28.08.2003

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