Schüler und Wissenschaftler forschen gemeinsam
Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich beteiligt sich am Projekt "Denkwerk: Schüler, Lehrer und Geisteswissenschaftler vernetzen sich" der Robert-Bosch-Stiftung
In London wurde die Forschergruppe um Prof. Dr. Gerd Strohmeier (2.v.l.) vom ehemaligen britischen Außen- und Verteidigungsminister Malcolm Rifkind (4.v.l.) empfangen. Foto: privat |
Dass Schüler an "echten" Forschungsprojekten an Universitäten teilhaben können, ist eher selten. Um diese Lücke zu schließen und die Vernetzung sowie Kooperation von Universitäten und Schulen zu fördern, hat die Robert-Bosch-Stiftung ein einzigartiges Programm in Deutschland geschaffen. Mit dem Förderprogramm "Denkwerk: Schüler, Lehrer und Geisteswissenschaftler vernetzen sich" werden gemeinsame Forschungsvorhaben von Universitäten und Schulen gefördert.
Die Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich der TU Chemnitz beteiligt sich an diesem Projekt. Und so ist eines der verschiedenen deutschlandweit geförderten Projekte nun an der Chemnitzer Universität angesiedelt. Dabei handelt sich um eine Kooperation der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich unter Prof. Dr. Gerd Strohmeier und drei Gymnasien aus dem bayerischen Landkreis Rottal-Inn. Die Schüler stammen aus der 11., 12. bzw. 13. Klasse. "Ausgewählt wurden Schüler, die sich durch herausragende Leistungen und ein besonderes Engagement ausgezeichnet haben", berichtet Strohmeier. Dazu fand ein mehrstufiges Auswahlverfahren mit Auswahlgesprächen statt. Das Projekt begann bereits 2007; Prof. Dr. Gerd Strohmeier hat dieses von der Passauer Universität mit an die TU Chemnitz gebracht.
Mit diesem Projekt werden zwei Ziele verfolgt: "Zum einen sollen die Auswirkungen von Wahlsystemen auf das Abgeordnetenverhalten in ausgewählten Staaten der Europäischen Union, wie Großbritannien, Deutschland, Schweden, Österreich und Frankreich verglichen werden", berichtet Strohmeier und fügt hinzu: "Die Schüler lernen so konkrete Fragestellungen und Methoden aus der Wahlsystemforschung kennen und erfahren hierbei nicht zuletzt, dass Geistes- und Sozialwissenschaften eine hohe Praxis- und Anwendungsorientierung aufweisen können." Darüber hinaus sollen die Schüler den Wert der Perspektivenvielfalt der dort vertretenen Disziplinen für die Beantwortung wesentlicher gesellschaftlicher Fragen erkennen. Folglich dient das Projekt auch dazu, Schülern die Bedeutung der Geistes- und Sozialwissenschaften und die Vorzüge eines geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiums deutlich zu machen.
Das Herzstück des Projektes sind Studienaufenthalte in verschiedenen europäischen Hauptstädten, bei denen die Schüler unter Anleitung von Wissenschaftler der TU Chemnitz eigenständig Interviews mit Parlamentsabgeordneten führen werden. In Berlin wurde die Forschergruppe von Bundestagspräsident Dr. Nobert Lammert empfangen und in London stellte sich unter anderem der ehemalige britische Außen- und Verteidigungsminister Malcolm Rifkind den Fragen der Schüler. Vor wenigen Wochen ging die jüngste Studienreise in den Norden Europas, nach Stockholm. Im kommenden Jahr werden die bayerischen Schüler nach Frankreich reisen, um die Abgeordneten der französischen Nationalversammlung zu interviewen; danach geht es noch nach Österreich.
Die Robert Bosch-Stiftung finanziert das Projekt mit insgesamt rund 100.000 Euro. Damit genießt das Projekt im Vergleich zu anderen Kooperationsprojekten mit Schulen einen Sonderstatus.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Telefon 0371 531-37612, E-Mail Gerd.Strohmeier@phil.tu-chemnitz.de.
(Autorin: Anett Stromer)
Katharina Thehos
12.05.2009