Von Kindheitsfragen, Katastrophen-Chemie und Karriereträumen
Warum Karoline Lange aus Thüringen und Timo Blinker aus Niedersachsen seit dem Wintersemester 2009/2010 in Chemnitz Chemie studieren
Schutzbrille und Kittel sind ein Muss: Karoline Lange und Timo Blinker im Chemielabor Foto: Christian Schenk |
Schon als Kind wollte Karoline Lange wissen, warum sich Erdbeerpudding-Pulver beim Hinzugeben der Milch rosa färbt. Heute weiß die Studentin, dass dies weniger mit Chemie, sondern vielmehr mit Physik zu tun hat. "Mit chemischen Verfahren konnte ich dieses Rätsel nicht lösen. Dass sich die Farbe des Pulvers verändert, hat eigentlich nur mit Lichtbrechung und -absorption zu tun", verrät sie. Doch Physik ist nicht ihr Gebiet. Lieber experimentiert Lange, die seit dem Wintersemester 2009/2010 im Bachelorstudiengang Chemie an der TU Chemnitz immatrikuliert ist, mit Salzsäure und Antimon. "Ungefährlich ist das nicht. Wir müssen konzentriert arbeiten und wissen, was wir da zusammenmischen, sonst kann es schon mal knallen", erzählt die gebürtige Thüringerin aus dem kleinen Haselbach bei Sonneberg. Sicherheit wird in den Laboren großgeschrieben, Schutzbrille und Kittel sind ein Muss.
Auch Timo Blinker gehört zu den Neuankömmlingen an der TU Chemnitz. Sowohl im Chemiestudium, als auch im Bundesland Sachsen erwarten den 20-Jährigen aus dem niedersächsischen Berumbur jede Menge neue Eindrücke. Auch für ihn stand schon früh fest, dass es beim Studium einmal in die naturwissenschaftliche Richtung gehen soll: "Chemie oder Biologie, diese beiden Fächer standen für mich zur Auswahl. Das gute Ergebnis der TU Chemnitz beim CHE-Ranking in den Bereichen Betreuung, Ausstattung und Studiensituation hat mich schließlich überzeugt", sagt der Studienanfänger. "Die TU Chemnitz war und ist meine Nummer eins." Besonders gefällt Blinker, dass die Studierenden im Fach Chemie sehr praxisbezogen, selbstständig und in kleinen Gruppen arbeiten. "Die TU Chemnitz ist keine Massenuni, das war mir wichtig. Die Zahl der Studierenden ist überschaubar, was gerade beim Experimentieren extrem wichtig ist. Die praktische Arbeit im Labor umfasst etwa die Hälfte des gesamten Studiums. Durch kleine Gruppengrößen wird eine gute Betreuung durch die Dozenten gewährleistet", sagt er. Ein anderes, nicht weniger entscheidendes Argument für seine Einschreibung an einer sächsischen Universität war die Studienfinanzierung. "Ich habe Bekannte, die in Niedersachsen 800 Euro für Studiengebühren und Semesterbeitrag zahlen. Da habe ich mich natürlich nach Alternativen umgeschaut", erklärt der Student. Dass seine ostfriesische Heimat nun achteinhalb Autostunden entfernt ist, nimmt er gern in Kauf. "Weggehen wollte ich sowieso und Chemnitz hat für junge Leute einiges zu bieten."
"Es gibt viele Möglichkeiten, hier seine Freizeit zu gestalten", meint auch Karoline Lange. "Ich gehe gern mit Freunden essen oder abends mal weg, einkaufen oder joggen." In ihre thüringische Heimat fährt sie nur noch selten. "Ein bisschen Heimweh hat man immer", gesteht sie. "Aber ich fühle mich hier wohl. Im Wohnheim ist man immer in Gesellschaft und hat auch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, wenn man das will." Auch Lange fiel die Entscheidung für ein Studium in Chemnitz nicht schwer: "Keine Studiengebühren, ein übersichtlicher Campus, persönliche Atmosphäre und gute Betreuung - das waren für mich Gründe, warum ich nach Sachsen gekommen bin." Die Faszination für das Fach Chemie ist seit ihrer frühen Schulzeit noch gewachsen. "Endlich kann ich diese Naturwissenschaft praktisch umsetzen, an meinem Gymnasium gab es dazu für uns kaum eine Möglichkeit. Den Professoren und Laborassistenten ist es aber vor allem auch wichtig, dass wir nicht nur wissen, wie wir etwas machen müssen, sondern auch warum", sagt die Studentin, die sich selbst gern scherzhaft als "Katastrophen-Chemikern" bezeichnet. "Die Ansprüche sind nicht niedrig. Bei jeder praktischen Aufgabe muss man sich aufs Neue überlegen, wie man sie am besten angeht. Das scheint auf den ersten Blick für Studenten wie mich, die in der Schule nur den Chemie-Grundkurs hatten, schwieriger zu sein, da wir nicht denselben Stoff behandelt haben wie der Leistungskurs. Aber das Verhältnis zu meinen Kommilitonen und den Lehrkräften ist sehr gut und die Hilfsbereitschaft groß. So sind letztlich alle auf demselben Niveau."
Hinsichtlich ihres weiteren Werdegangs wollen sich beide Erstsemester noch nicht endgültig festlegen. "Mich interessiert vor allem die Biochemie. Prinzipiell möchte ich lieber in der Forschung arbeiten, als in der Industrie, aber wer weiß", sagt Timo Blinker. "Die Möglichkeiten sind wirklich vielfältig. Ich kann in die Forschung gehen, ein Labor leiten oder lehren. Am liebsten würde ich alles einmal ausprobieren", wünscht sich Karoline Lange. Eines steht jedoch jetzt schon fest: Den Master wollen die beiden in jedem Fall anschließen und ein Doktortitel sei in der Chemie ja geradezu üblich.
(Autorin: Franziska Männel)
Katharina Thehos
01.12.2009