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Damit die Kinder auf dem Campus glücklich sind

Kindertagesstätte "Krabbelkäfer" feiert ihren 40. Geburtstag - Vom ersten Tag an ist Petra Grund mit dieser Kita verbunden - Heute werden hier 147 Mädchen und Jungen von TU-Angehörigen betreut

Sie ist als erste Kinderkombination im Bereich des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR bereits in die Geschichtsbücher eingegangen - die heutige Kindertagesstätte "Krabbelkäfer" auf dem Campus der Technischen Universität Chemnitz. Am 1. August 1971 wurden an der damaligen Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt die ersten Kinder insbesondere von Hochschulangehörigen begrüßt. "Zwei Millionen Mark der DDR waren damals in den Bau dieser so genannten Kinderkombination und in die Gestaltung der mehr als 5.000 Quadratmeter großen Außenanlagen investiert worden. Unsere Kita war schon in Karl-Marx-Stadt mit einem eigenen Keller, einem Abstellraum für Kinderwagen, zwei Personalräumen und einem festinstallierten Planschbecken im Garten weit und breit etwas Besonderes", erinnert sich Petra Grund, die vom ersten Tag als Leiterin mit dieser Einrichtung verbunden ist.

"Zur Kinderkombination gehörte ein Kindergarten, dessen pädagogisches Personal zur Volksbildung der DDR gehörte. Die Erzieherinnen der Kinderkrippe, in die bis 1979 ausschließlich Kinder von Studierenden aufgenommen wurden, waren dem staatlichen Gesundheitswesen zugeordnet", erläutert Grund. Von der Hochschule wurden vier Küchenkräfte, zwei Hausmeister und zwei Wirtschaftsleiterinnen finanziert. Auch die Werterhaltung der Kindereinrichtung und die Ausgaben für Möbel, Spielzeug und Verbrauchsmaterial übernahm die TH. "Diese Organisationsstruktur klingt zwar etwas kompliziert, hat aber meist funktioniert", meint die 59-jährige Leiterin. "In der Kinderkombination der Hochschule standen 64 Krippen- und 144 Kindergartenplätze zur Verfügung. Kinder von Studenteneltern konnten auf Wunsch bereits ab der achten Lebenswoche aufgenommen werden", sagt Grund. Die Mädchen und Jungen wurden nicht nur während der Studienzeit, sondern auch in den Ferien betreut. Ein Studium mit Kind war so gut möglich.

"Kinder von Studierenden hatten schon immer einen besonderen Status", erinnert sich die Kita-Leiterin. Jährlich seien etwa 30 neue Studentenkinder aufgenommen worden. Etwa 20 Prozent stammten von ausländischen Studierenden. Auch in den Studentenwohnheimen gab es damals spezielle Unterkünfte für junge Familien, Kinderbettchen und Wäsche wurden gestellt. In der Kindereinrichtung an der Reichenhainer Straße wurden bis zur deutschen Wiedervereinigung noch Krippenerzieherinnen ausgebildet. Im Schnitt wurden, so Grund, 72 Krippenkinder von 20 Erzieherinnen betreut. Eine Milchküchenschwester kochte übrigens täglich die Säuglingsnahrung, denn Fertiggerichte im Gläschen gab es damals nicht. "Zweimal wöchentlich besuchte auch der Kinderarzt Dr. Korn unsere Krippe - er führte beispielsweise Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen durch, behandelte leicht erkrankte Kinder und gab den Eltern Medikamente sowie so manchen gut gemeinten medizinischen Rat mit auf den Weg", erinnert sich Grund, die ein Jahr nach der Eröffnung die Leitung der Einrichtung übernommen hat und sie bis heute in den Händen hält.

Für Grund ist ihre Kita noch immer der "Uni-Kindergarten", auch wenn sich nach der politischen Wende im Land die Trägerschaft von der Hochschule in Richtung Kommune veränderte und ein Teil der Räumlichkeiten an die in freier Trägerschaft befindliche Kindertagesstätte "Zwergenland" vermietet wurde. "Die Stadt ist sich der besonderen Bedeutung ihrer Kitas in Uni-Nähe bewusst, ermöglichen sie doch Studenten mit Kind ein unbeschwertes Studium", so Grund und ergänzt: "In vielen anderen Hochschulstädten ist die Situation bei weitem nicht so günstig wie in Chemnitz, Gäste aus anderen Bundesländern beneiden uns sogar. Überhaupt bin ich vielen Angehörigen der Uni sehr dankbar, dass sie sich in der Zeit der politischen Umwälzungen für den Erhalt unserer Kita auf dem Campus stark gemacht haben. Ich denke, dass die Kindertagesstätte auch ein kleines Aushängeschild für die Uni und ein Puzzlestein für deren Wahrnehmung als familiengerechte Hochschule ist." Besonders sei auch das multikulturelle Flair des "Krabbelkäfers". "Völlig ungezwungen gehen Kinder und Eltern mit dem sich ständig verändernden Mix von Religionen und nationaler Herkunft um und vermitteln sich gegenseitig Einblicke in andere Kulturen", sagt die Leiterin. Dankbar ist Grund auch den Eltern, mit deren Hilfe in den vergangenen 40 Jahren viel geschaffen wurde: "Beispielsweise wurde ein kleiner Rodelberg aufgeschüttet, ein Gewächshaus errichtet und eine Kreativspielecke im Garten geschaffen - ohne tatkräftige Hilfe vieler Muttis und Vatis in unzähligen Arbeitseinsätzen wäre dies nicht möglich gewesen."

Heute werden im "Krabbelkäfer" 147 Kinder im Alter von wenigen Wochen bis zu sieben Jahren in zehn Gruppen von 18 Erzieherinnen betreut - und das von 6 bis 18 Uhr, freitags bis 17 Uhr. "Dank des Kooperationsvertrages zwischen Stadt und TU können wir insbesondere Uni-Mitarbeitern und Studierenden direkt auf dem Campus unseren Service anbieten", sagt Grund. "Heiße Drähte" zur Uni gebe es sehr viele. "Ob die Nutzung der Uni-Sporthalle, das von Sportstudenten unterstützte KiSS-Sommersportfest einmal im Jahr - das nächste findet übrigens am 4. Juli statt - oder ein Holzkäfer aus der TU-Tischlerei, wir profitieren auch heute ständig von der Nähe zur Uni", versichert Grund und ergänzt: "Als Gegenleistung nehmen unsere Kinder an wissenschaftlichen Studien teil oder bereichern Hochschulveranstaltungen mit Chorauftritten der Singemäuse und mit Kindermodenschauen. Zudem absolvieren Studierende Praktika im Krabbelkäfer."

Um den 40. Geburtstag im Jubiläumsjahr der TU Chemnitz gebührend zu feiern, laufen in der Kita die Vorbereitungen auf die Festwoche vom 20. bis 25. Juni 2011 auf Hochtouren. So gibt es einen Geburtstagswettbewerb, in dessen Rahmen die Kinder für den "Krabbelkäfer" ganz besondere Kunstwerke gestaltet haben. Basteln, Fotografieren, Singen, Tanzen - alles war und ist möglich. Die schönsten "Geburtstagsgeschenke" werden beim Jubiläumssommerfest vorgestellt. Zudem reflektiert eine kleine Ausstellung mit vielen Fotos vier Jahrzehnte Kita-Geschichte. "Auch so gelang es uns, ein Stück Hochschulgeschichte aufzuarbeiten", meint Grund. "Und natürlich wird gefeiert, das Lachen unserer Jüngsten wird sicher weithin zu hören sein." Glückliche Kinder auf dem Campus - was kann es Schöneres noch geben?

Weitere Informationen zum Thema "Kinder, Kita und Karrieren" finden Interessenten in "175 - Das etwas andere Jubiläumsbuch". Das Buch ist für 17,50 Euro unter anderem im Uni-Shop erhältlich.

Mario Steinebach
16.06.2011

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