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"Großbaustelle Bundespolizei"

Klartext: Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich der TU Chemnitz legt Studie zur Berufszufriedenheit bei der Bundespolizei vor

  • Die Ergebnisse der Studie wurden bei der Bundespressekonferenz am 8. April 2011 in Berlin erstmals vorgestellt. Im Bild von links: Sven Hüber (Vorsitzender des Hauptpersonalrates der Bundespolizei), Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Michael Partmann, Christiana Gransow und Kristin Stebel (alle TU Chemnitz). Foto: privat
  • Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Inhaber der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich, sprach bei der Präsentation "Klartext" - wie es der Titel der Studie verlangt. Foto: privat

"In der gesamten Bundespolizei ist die Zufriedenheit sehr niedrig und die Belastung sehr hoch. Folglich lässt sich - umgangssprachlich - nicht von einigen Baustellen innerhalb der Bundespolizei, sondern von der Großbaustelle Bundespolizei sprechen", sagt Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Inhaber der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich an der TU Chemnitz. Er fasst damit die Ergebnisse der Studie "Klartext 2010" zusammen, mit der er im Frühjahr 2010 von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) - Bezirk Bundespolizei beauftragt wurde. Die Ergebnisse der Studie stellte er am 8. April 2011 bei der Bundespressekonferenz in Berlin vor. Im Podium vertreten waren auch Bernhard Witthaut, Bundesvorsitzender der GdP, und Josef Scheuring, Vorsitzender der GdP-Bezirk Bundespolizei.

Alle 19.481 in der GdP organisierten Beschäftigten der Bundespolizei waren vom 15. Juni bis 15. September 2010 dazu aufgerufen, sich über einen vollstandardisierten Fragebogen zur Berufszufriedenheit in der Bundespolizei zu äußern. 4.753 vollständig ausgefüllte Fragebögen haben die Wissenschaftler der TU Chemnitz erhalten und ausgewertet. "Das ist eine verhältnismäßig große Teilnehmerzahl, die an sich eine hohe Aussagekraft impliziert, eine kritische Masse darstellt und einen repräsentativen Charakter entfaltet", stellt Strohmeier fest. "Es wird deutlich, dass bei zentralen Fragen beziehungsweise in zentralen Bereichen überwiegend negative Einschätzungen das Meinungsbild bestimmen. Schließlich zeigt sich in Kernbereichen eine sehr große Unzufriedenheit in der Bundespolizei, deren Ursachen und Folgen die - konsequente und zufrieden stellende - Aufgabenerfüllung durch die Bundespolizei massiv beeinträchtigen könnten", so Strohmeier.

Gut drei Viertel bewerten den dienstlichen Belastungsgrad als hoch oder sehr hoch, nur gut ein Zehntel beurteilt die Möglichkeit zum Ausgleich der dienstlichen Belastung als gut oder sehr gut. Starke Belastungen ergeben sich laut der Studie vor allem aus Wochenenddiensten, Mehrarbeit und Schichtdienst sowie aus längerfristigen Abordnungen in andere Behörden und Regionen. Auch die beruflichen Rahmenbedingungen sorgen für Kritik: So bewertet beispielsweise nur ein Fünftel die Eignung und Qualität der persönlichen Dienst- und Einsatzbekleidung als gut oder sehr gut; nicht einmal jeder Zehnte schätzt die Beförderungsmöglichkeiten in der eigenen Laufbahn als gut oder sehr gut ein. Zu den wesentlichen Problemen, die die vorliegende Studie benennt, zählt auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf - nur etwa ein Achtel bewertet sie positiv. Jeder Zweite ist zudem schon einmal in die Situation geraten, sich zwischen Familie und Karriere entscheiden zu müssen. Weiterer Kritikpunkt ist die Nachwuchsgewinnung: Nur etwa ein Fünftel glaubt, dass es der Bundespolizei in Zukunft gelingen wird, das notwendige qualifizierte Personal zu gewinnen. Und lediglich zwei Fünftel geben an, sich noch einmal für den Dienst in der Bundespolizei zu entscheiden.

Die Wissenschaftler der TU Chemnitz definieren auf Grundlage ihrer Forschungsergebnisse einige Maßnahmen, die zur Erhöhung der Berufszufriedenheit in der Bundespolizei notwendig seien - und damit auch zur Sicherung der Aufgabenerfüllung durch die Polizisten. So sollte die Mitarbeiterzufriedenheit zum Organisationsziel der Bundespolizei erklärt werden. Außerdem wäre es nötig, die Abweichungen von grundsätzlich festgelegten Arbeitszeiten zu reduzieren. Das gilt auch für übermäßige Belastungen durch Sonderdienste und besondere Einsätze. Insgesamt müssten die Belastung der Beschäftigten reduziert werden, das selbstständige Arbeiten gefördert und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden. Eine einwandfreie Ausrüstung und Bekleidung würde ebenso zur Verbesserung der Zufriedenheit beitragen wie die Schaffung eines besseren Beurteilungssystems und adäquater Fortbildungs-, Aufstiegs- sowie Qualifizierungs- und Beförderungsmöglichkeiten.

"Die Ergebnisse der Studie bestätigen zum Großteil die in den Medien dargestellte problematische Situation in der Bundespolizei. Außerdem stehen die Ergebnisse der Befragung im Einklang mit anderen Studien", so Strohmeier.

Die detaillierten Ergebnisse der Studie sind nachzulesen unter: http://www.klartext2010.de

Die Gewerkschaft der Polizei bezieht in einer Pressemitteilung Stellung zu den Ergebnissen: http://www.gdp.de/gdp/gdp.nsf/id/p110402?open&l=DE&ccm=300010

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Telefon 0371 531-37612, E-Mail gerd.strohmeier@phil.tu-chemnitz.de.

Katharina Thehos
08.04.2011

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