Gefühlsdetektive im Vorschulalter
Das Projekt HUCKEPACK sucht studentische Mentoren aus allen Fachrichtungen - Infoveranstaltung am 20. Oktober 2011
Fritz ist fünf Jahre alt und hat seinen eigenen Kopf - wenn er aber nicht bekommt, was er möchte, reagiert er schnell mit Trotz oder Wutanfällen. Sich an Regeln zu halten oder sich in andere einzufühlen, fällt ihm noch sehr schwer. Mit anderen Kindern hat er deshalb häufig Streit, viele möchten nicht mehr mit ihm spielen. "Rund 15 Prozent aller Kinder im Vorschulalter haben Schwierigkeiten mit den so genannten sozialen Kompetenzen", sagt Prof. Dr. Udo Rudolph, Inhaber der Professur für Allgemeine und Biopsychologie an der TU Chemnitz. "Diese Kompetenzen sind aber extrem wichtig für die weitere Entwicklung der Kinder, zum Beispiel für die Entwicklung von Selbstvertrauen, guten Beziehungen zu Gleichaltrigen und guten Leistungen in der Schule", so Rudolph weiter. Das von seiner Professur ins Leben gerufene Praxisprojekt HUCKEPACK stärkt deshalb die emotionalen und sozialen Kompetenzen bei Kindern im Vorschulalter. Das Projekt wendet sich besonders an Kinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren, die bei ihren emotionalen und sozialen Kompetenzen noch dazu lernen können. "Wir führen dieses Projekt seit nunmehr drei Jahren durch. Unsere Evaluationsergebnisse belegen, dass zum einen die Kinder enorm profitieren, und dass zum anderen dieses Projekt allen Beteiligten viel Freude macht", berichtet Professurmitarbeiterin Katrin Schulz. Bislang konnten 80 Kindern an der Förderung teilnehmen, die von ebenso vielen TU-Studierenden betreut wurden. 45 von ihnen sind derzeit noch im Mentoring. Kooperationspartner des Projektes sind 25 Kindertagesstätten im Raum Chemnitz, in Zwickau und in Reichenbach.
Um noch mehr Kinder betreuen zu können, sucht die Professur jetzt weitere Studierende, die Lust haben, für die Dauer eines Jahres - von März 2012 bis März 2013 - als Mentoren für je ein Vorschulkind zu arbeiten. Die Mentoren trainieren im Projekt mit einem Kind emotional-soziale Kompetenzen, indem sie es zum "Gefühlsdetektiv" ausbilden. So unterstützen sie das Kind, gute Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen. Willkommen sind Studierende der TU Chemnitz aus allen Fachsemestern. Mitbringen sollten sie Freude an der Arbeit mit Kindern, Eltern und Erziehern, ein freundliches Auftreten, Geduld, Zuverlässigkeit und zeitliche Flexibilität. "Erste Erfahrungen mit Kindern oder der Plan, später einmal beruflich mit Kindern zu arbeiten, sind von Vorteil", so Schulz. Pflichttermine sind die vorbereitenden Workshops im Dezember 2011 und Januar 2012. Für die Tätigkeit als Mentor ist ein zeitlicher Aufwand von rund drei Stunden pro Woche nötig. Die Studierenden erhalten eine Ausbildung zum Mentor mit den Schwerpunkten Prävention aggressiven Verhaltens im Vorschulalter, Training emotional-sozialer Kompetenzen, Umgang mit Kindern im Vorschulalter, Gesprächsführung in Eltern- und Erziehergesprächen. Sie arbeiten eigenständig und selbstverantwortlich als Mentor mit einem Kind im Vorschulalter. Die Arbeit wird zudem auf Kleingruppen ausgedehnt. In begleitenden Fallseminaren werden sie von den Projektleitern bei ihrer Arbeit unterstützt. "Außerdem können die Mentoren an begleitenden Weiterbildungen in der Kinder- und Jugendarbeit teilnehmen", sagt Schulz und ergänzt: "Bei Interesse erhalten sie darüber hinaus eine vertiefte Einarbeitung in Elterngespräche, Diagnostik aggressiver Verhaltensauffälligkeiten und zur Organisation des Projektes." Es wird eine Bescheinigung eines Praktikums bzw. einer ehrenamtlicher Tätigkeit ausgestellt.
Am 20. Oktober 2011 findet von 13 bis 14 Uhr eine Info-Veranstaltung für alle interessierten Studierenden im Universitätsteil Wilhelm-Raabe-Straße, Raum 104, statt. Dort erhalten sie genauere Informationen über das Projekt, die Tätigkeit als Mentor, die angegliederten Seminare, Zugangsvoraussetzungen und Praktikumsmöglichkeiten. Zudem berichten gegenwärtige Mentoren über die Arbeit mit ihren Mentees und stehen für Fragen zur Verfügung.
Weitere Informationen gibt es unter http://www.huckepack-kinderfoerderung.de sowie bei Anne Jena, E-Mail anne.jena@s2007.tu-chemnitz.de.
Katharina Thehos
13.10.2011