Harmonische Ausbildung mit Lötkolben
Zwischen Leiterplatten und Messplatz: In der Lehrwerkstatt der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik gelingt so manches Gesellenstück
Zwei große Bullaugen in einer schweren Flügeltür zieren den Eingang zum Raum H004 an der Reichenhainer Straße 70. Dahinter verbergen sich zwei geräumige Arbeitsräume, ein Lagerraum und ein noch unfertiger Lehrraum. Zusammen bilden sie die Lehrwerkstatt der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik.
In den beiden lichtdurchfluteten Arbeitsräumen werken durchschnittlich zwölf Auszubildende an ihren Aufgaben, um nach 3,5 Jahren ihre Prüfung als Elektroniker für Geräte und Systeme abzulegen. "Sie schließen ihre Lehre mit dem Facharbeiter ab und dieser ist überall gerne gesehen, weil man Facharbeiter für Elektrotechnik überall gut einsetzen kann - von der Entwicklung bis zum fertigen Produkt ist er immer dabei. Nach ihrer Ausbildung bleiben sie für gewöhnlich noch ein Jahr an der Universität", erklärt Lehrmeister Lars Gebhardt. Bis zur Abschlussprüfung müssen die Auszubildenden lernen zu löten, kleinere Gerätegruppen zu entwerfen und das Zusammenspiel der verschiedenen Bauelemente kennenlernen, aber auch ein Gesellenstück herstellen. "Ein Gesellenstück ist zum Beispiel dieses 19-Zoll-Gehäuse. Die 19-Zoll beschreiben die Größe des Rahmens, in dem sich mehrere Stromversorgungen, ein Frequenzgenerator und eine Elektronische Last befinden. Das Stück muss komplett vom Lehrling entwickelt und gebaut werden", meint Gebhardt und zeigt auf einen grauen Metallrahmen mit mehreren Einschüben.
Neben der Entwicklung und Anfertigung des Gesellenstücks führen die Auszubildenden viele Versuche durch, zum Beispiel zum Aufbau von Schaltungen, und erledigen Werkaufträge für die TU Chemnitz, wie das Versehen von Leitungen mit bestimmten Anschlüssen. Hierfür stehen ihnen eine Vielzahl von Werkzeugen, Messgeräten, Messplätzen, elektronischen Bauelementen, Leiterplatten und Leitungen zur Verfügung, die fein sortiert an den Wänden hängen oder in Schubfächern verstaut sind. Der Raum wirkt trotz der ganzen Technik aufgeräumt, selbst wenn die vorwiegend männlichen Auszubildenden Lötarbeiten ausführen oder ihre Hefter auf dem Tisch ausbreiten, um für die Prüfung zu lernen. Zudem gehe es immer harmonisch zu, sagt Robert Wobst, der mittlerweile sein zweites Lehrjahr an der Universität absolviert.
Es ist ein entspanntes Arbeiten, wer Fragen hat, stellt sie und Gebhardt beantwortet sie geduldig. Er kann sich gut in die Lehrlinge hineinversetzen, denn auch er war einst an ihrer Stelle. 1995 hat er begonnen an der Universität zu lernen, 2003 erlangte er seinen Meister und übernahm 2005 die Position des Lehrmeisters. Er selbst lernte damals noch im Weinholdbau, bevor 2010 die Werkstatt in die Laborhalle H zog. "Wir haben vieles erneuert, was auch notwendig ist, denn die Entwicklung in der Elektrotechnik geht schnell voran", erklärt Gebhardt und verweist auf die gut ausgestatteten Arbeitsplätze mit Lötdampfabsorber, Lötstation und Rollcontainer. "Natürlich hat jeder Lehrling seinen eigenen Arbeitsplatz, um optimal arbeiten zu können", fügt er abschließend hinzu.
(Autorin: Sandra Edel)
Katharina Thehos
05.03.2012