Ideen aus Stahl
Die TU-Absolventen Kerstin Schreier und Roger Herold leiten seit 2001 erfolgreich die Stahlbaufirma steelconcept GmbH
Wie gründet man ein Unternehmen? Welche Kenntnisse sollte man mitbringen? Gibt es den richtigen Zeitpunkt, ein Unternehmen ins Leben zu rufen? Diesen Fragen stellten sich Kerstin Schreier und Roger Herold zunächst noch nicht, als sie sich wie viele andere Studenten auf einer Party im Studentenclub der Wirtschaftswissenschaften kennenlernten: "Ich habe bis 1989 mit Ines Herold zusammen auf Diplom Betriebswirtschaftslehre mit Fachrichtung Maschinenbau studiert und über sie ihren Ehemann Roger Herold kennengelernt", sagt Schreier. Nach dem Studium gingen die Lebenswege erst einmal auseinander. Erst zwölf Jahre später entstand dann die Idee, sich mit einer Stahlbaufirma selbständig zu machen: "Direkt nach dem Studium ohne Erfahrungen ein Unternehmen zu gründen, ist schwierig, denn die Praxis sieht oft anders aus als die Theorie. Es ist wichtig, die Voraussetzungen dafür zu sammeln", so Schreier. Hinzu kam, dass die Wendezeit geprägt von Orientierungslosigkeit und der Suche nach neuen Wegen war.
Die benötigten Erfahrungen sammelten die jetzigen Geschäftsführer an unterschiedlichen Stationen. Schreier arbeitete nach dem Studium zunächst in einem Steuerbüro in Aue, danach übernahm sie die kaufmännische Leitung im Büro des Vaters: "Dort konnte ich praktische Erfahrungen in der Betriebsleitung, Gründung und Fortführung eines Unternehmens sammeln", berichtet Schreier. Roger Herold ist nach der Wende ins bayrische Weiden gegangen, um dort im Familienbetrieb Forster zu arbeiten. Nach einer Weiterbildung zum Schweißfachingenieur in München übernahm er bis 2001 dann die Leitung des Betriebes. "Zu der Zeit war es mir sehr wichtig, auf eigenen Füßen zu stehen. Die Kontakte und Erfahrungen waren nun auch vorhanden, sodass wir den Schritt gegangen sind, in Chemnitz die steelconcept GmbH zu gründen", so Herold.
Neben dem Universal-Stahlbau und den Konstruktionen für den Maschinenbau hat sich die Firma mittlerweile als Generalunternehmer für architektonisch anspruchsvolle Industriegebäude einen Namen gemacht. Die besondere Spezialisierung liegt im Stahlsonderbau. "Damit ist der Design-Stahlbau gemeint, bei dem Stahlbau mit einer außergewöhnlichen Architektur verbunden ist", erklärt Schreier. Zu herausragenden Projekten gehören unter anderem der Infotower BBI am neuen Berliner Flughafen, das in der Welt einmalige Pneumatikkissendach mit integrierter Photovoltaikanlage bei AWM München oder die in Chemnitz bekannte Fluchttreppe für den Wirkbau Tower am Südbahnhof. Aber auch internationale Projekte hat "steelconcept" vorzuweisen, für dieses Jahr liegen Aufträge für Kunden aus Brasilien, Nigeria und den USA im Haus. Weiterhin unterhält sie eine Tochterfirma in der Ukraine. Neben der Herstellung von Stahlkonstruktionen sind bei "steelconcept" Konstrukteure und Statiker beschäftigt, die Projekte von der Planung bis zur Schlüsselübergabe überwachen und steuern - sowohl am Hauptstandort Chemnitz, als auch im Konstruktionsbüro in Erbendorf bei Weiden. "Die Projekte entstehen und wachsen gemeinsam mit dem Kunden. Seine Vorstellungen und unsere Ideen geben wir an unsere Architekten weiter, die daraus eine Projektstudie erstellen", erklärt Schreier. "Die Realisierung und Projektdauer ist bedingt durch Unterschiede bei Komplexität und Umfang, jedes Projekt ist ein Einzelfall und erfordert von unseren Mitarbeitern hohe Kompetenz", berichtet Schreier weiter.
Für die Zukunft wünschen sich die Geschäftsführer, "dass der neue Sitz in der Carl-von-Bach-Straße mit einem vollkommen neuartigen Energiekonzept großes Interesse weckt", so Schreier. Ohne fossile Brennstoffe, stattdessen mit Erdwärme und eigener Prozesswärme, werden Produktionshalle und Büros über Wärmetauschsysteme beheizt. Im Sommer dient das Wärmesystem als Kühlsystem, da die überschüssige Wärme in die Erde zurückgeführt wird. Zudem freuen sie sich über eine erfolgreiche Weiterführung des Forschungsprojektes mit der TU Chemnitz. Das von der SAB geförderte Projekt unter dem Titel "Neue leichtbaugerechte Strukturkomponenten und Verarbeitungstechnologien für Anwendungen in Tragwerken" hat zum Ziel, mithilfe neuer Strukturen wie Textilien oder Kunststoff in Verbindung mit Stahl neue Tragwerkkonstruktionen zu entwickeln. Dies bietet die Vorteile einer Material- und Energieeinsparung.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt sind unter http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/aktuell/2/3700 zu finden.
(Autorin: Maria Lange)
Katharina Thehos
20.03.2012