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  • Der Chemnitzer Absolvent Franz Richard Friedrich trug um 1910 die Paradeuniform eines Werkbaumeisters. In dieser Uniform ist er auch bis heute in der Eingangshalle des Kurbades in Bad Schlema zu sehen. Quelle: Bildarchiv Titzmann, Bad Schlema
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Der Vater des Radiumbades Oberschlema

Franz Richard Friedrich besuchte von 1863 bis 1866 die Chemnitzer Bauschule und entdeckte vor 100 Jahren das damals stärkste bekannte natürliche Radonwasser der Welt

Unübersehbar thronen zwei mannsgroße Holzfiguren im Eingangsbereich des Gesundheitsbads "Actinon" im Kurort Bad Schlema über den Köpfen der Besucher. Bedeutsame Taten verdanken den beiden Männern ihre heutige Position. Einer von ihnen ist Paul Rössel, Wasserwärter im Blaufarbenwerk Oberschlema, der in seiner blauweißen Uniform vor Franz Richard Friedrich steht. Friedrich ist der "geistige Vater des Radiumbades Oberschlema", das heute zur Gemeinde Bad Schlema zählt, und Absolvent der ehemaligen Chemnitzer Bauschule, einer Vorläufereinrichtung der heutigen Technischen Universität.

Als Sohn eines Kaufmannes wurde Franz Richard Friedrich am 14. April 1848 in Neustädtel, heute Stadtteil von Schneeberg, geboren. Er absolvierte eine neunjährige Schulausbildung, gefolgt von einer Lehre als Maurer in Eibenstock, bevor er im Oktober 1863 an die Bauschule nach Chemnitz kam. Im Jahr 1866 schloss er seine Ausbildung mit einem Diplom ab, das ihm ein hohes fachliches Wissen im Bereich Architektur und Bauwesen bescheinigte.

Mit 22 Jahren zog Friedrich 1870 in den Deutsch-Französischen Krieg, aus dem er 1871 hochdekoriert für seine Einsatzbereitschaft zurückkehrte. Ein Jahr darauf nahm er eine Anstellung im Blaufarbenwerk in Oberschlema an. In dem Werk, das für die Herstellung von Kobaltblau bekannt war, das unter anderem das Meißner Porzellan verzierte, stieg er bis zum Werkbaumeister auf. Zu seinen Aufgaben zählte die Überwachung und Instandhaltung der Hohlräume, sogenannte Grubenbaue, im Marx-Semmler-Stollen, aus denen das Erz gefördert wurde. Zudem war er für die Sicherung der Wasserzufuhr und für die Messung sowie Kontrolle der Grubenwässer zuständig. In dieser Funktion lernte er die Freiberger Wissenschaftler Professor Carl Anton Wilhelm Schiffner und Max Weidig kennen. Beide untersuchten die sächsischen Wässer auf das Vorhandensein des Edelgases Radon, einem Folgeprodukt des Uran-Radiums, dem entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte nachgesagt werden. Tatsächlich maßen sie bei ihrer Bestandaufnahme zwischen 1908 und 1909 im Schlemaer Oberflächen- und Grundwasser sowie im Stollen hohe Radon-Werte, konnten aber aufgrund anderer Untersuchungen in Sachsen keine näheren Untersuchungen anstellen. Richard Friedrich, der den beiden Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit assistiert hatte, bot sich für die Untersuchungen an. Recht schnell eignete sich Friedrich Wissen zur Radiologie an, die erst 1895 mit dem Röntgenbild von Wilhelm Conrad Röntgen seinen Anfang genommen hatte. Dank der finanziellen Unterstützung des Blaufarbenwerkes führte Friedrich zahlreiche Untersuchungen durch. Vor 100 Jahren - 1912 - entdeckten er und seine Mannschaft dabei in einem Seitenort des Marx-Semmler-Stollens, genannt Radiumort, das bis dahin stärkste natürliche Radonwasser, die spätere Bismarckquelle.

Ein Jahr später ging der Werkbaumeister in den Ruhestand, auch war er durch seine Arbeit gesundheitlich angeschlagen. Der Ruhestand war jedoch keinesfalls die Abkehr von den radioaktiven Wässern. 1913 gründete Friedrich den "Ausschuss zur Verwertung der radioaktiven Wässer in Oberschlema" und wurde 1915 zusammen mit William Vogelgesang Geschäftsführer der "Radiumbad Oberschlema-Schneeberg GmbH". Friedrich arbeitete an der kommerziellen Nutzung der Quellen und Wässer, wozu er den Wasserausschank ab 1913 und den Wasserversand ab 1914 koordinierte, im Mai 1916 einen Raum zur Inhalation von Radon einrichtete, die "Oberschlemaer Radiumwasserflaschen" zum Transport des Wassers entwickelte und den Bau des Kurhauses begleitete. Die Eröffnung des Kurhauses im Jahr 1918 erlebte Franz Richard Friedrich nicht mehr. Er starb am 16. November 1916 in Oberschlema.

Während Oberschlema 1918 seinen Kurbetrieb aufnahm und unzählige Besucher die heilende Wirkung der Quellen genoss und bis heute genießt, vergaß der Ort seinen "geistigen Vater" nicht. Noch heute ist die nach ihm benannte Straße ein wichtiger Teil des Ortes und im Kurgarten zeugt ein Gedenkstein von den Verdiensten des Absolventen der Chemnitzer Bauschule.

(Autorin: Sandra Edel)

Katharina Thehos
27.03.2012

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