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"Das Leben ist die Summe vieler Zufälle"

Zwischen Kinder-Lotto und Würfelspielen: Mathematiker Ralph Sontag vermittelte am 13. Mai 2012 in der Kinder-Uni Chemnitz einige Lebensweisheiten

  • Ralph Sontag ließ in der Kinder-Uni die Würfel fallen und zeigte dabei, dass es den perfekten Würfel gar nicht gibt und sie kein Gedächntnis haben. Foto: Mario Steinebach
  • Wo kommt die Kugel häufiger heraus? Das war die große Frage, die sich die Juniorstudenten vor der Vorlesung an der Röhrenkugelbahn stellten. Foto: Mario Steinebach
  • Und das war die Anwort: In der Regel sammeln sich die meisten Kugeln in den mittleren Austrittsfächern, während außen eher weniger Kugeln gezählt werden. Die Verteilung der Kugeln auf die Austrittsfächer ähnelt dem Profil eines Glockenquerschnitts, der sogenannten Glockenkurve. Foto: Mario Steinebach
  • Glückspiel im Dienst der Wissenschaft: Um ein Experiment vorzubereiten, konnten alle Juniorstudenten beim Kinderlotto mitmachen und ihren Tippschein ausfüllen. Foto: Mario Steinebach
  • Die Ziehung der Glückszahlen erfolgte mit Hilfe eines Pentagondodekaeders, dessen zwölf fünfeckige Flächen mit den Zahlen 1 bis 12 beschriftet sind. Foto: Mario Steinebach
  • Spiel um Schotter und Kies: Zwei Spieler würfelten mit jeweils drei Würfeln gegen zwei Banker - jeder kämpfte für sich. Ist eine Sechs dabei, hat der Spieler gewonnen. Ist keine Sechs dabei, gewinnt die Bank. Da eine Sechs in durchschnittlich einem Sechstel aller Würfelwürfe erscheint, sollte das bei drei Würfeln also in der Hälfte der Fälle passieren. Ist doch fair, oder? Foto: Mario Steinebach
  • Rot oder schwarz - welche Seite der Scheibe zeigt nach oben? Und welche Farbe erscheint beim nächsten Versuch? Kinder aus dem Publikum konnten bei derartigen Experimenten mitmachen. Und damit alle etwas auf den großen Hörsaal-Leinwänden sehen konnten, wurden sie dabei von Anja Schanze vom Team der Kinder-Uni Chemnitz gefilmt. Foto: Mario Steinebach
  • Die Juniorhelfer der Kinder-Uni stempelten wieder eifrig Studentenausweise und verteilten Einladungen zum Chemnitz Marathon am 30. Juni. Wer dort seinen Ausweis zeigt, kann beim Minimarathon für eine vergünstigte Gebühr von fünf Euro an den Start gehen. Foto: Mario Steinebach

Noch bevor die Kinder-Uni am 13. Mai so richtig startete, konnten die Juniorstudenten an kleinen Studien teilnehmen. An einer Röhrenkugelbahn, die eine Eintritts- und sechs Austrittsöffnungen hatte, galt es den Verlauf der Kugel zu analysieren. In der anderen Ecke des Hörsaals wurde die Häufigkeit des Würfelns der Zahlen 1 bis 6 notiert. Und jeder, der wollte, konnte beim Kinder-Lotto "Vier aus zwölf" mitmachen und seinen persönlichen Tippschein ankreuzen. Der Mathematiker Ralph Sontag von der Fakultät für Informatik der TU Chemnitz bewies im Anschluss in seiner Vorlesung darauf aufbauend, dass das Leben die Summe vieler Zufälle ist.

Dabei gab er den Kindern zwei wichtige Lebensweisheiten mit auf den Lebensweg. Tipp Nummer 1: "Bei so genannten Expertentipps sollte man immer misstrauisch sein - niemand weis genau, wie sich Aktienkurse entwickeln oder welche Fußballmannschaften oder Lottozahlen gewinnen", sagte Sontag. Das am Anfang vorbereitete Experiment mit den Lottoscheinen unterstrich dies, denn von den vier Kindern im Hörsaal, die nach dem Würfeln der dritten Zahl noch einen Gewinn vor Augen hatten, blieb nach dem Bekanntwerden der vierten Gewinnzahl nur die Erkenntnis, dass am Ende meistens die Bank gewinnt. "Bei 4 aus 12 liegt die Chance, alle Zahlen richtig zu haben, bei rund 1 zu 500", erklärte Sontag. Bei etwa 650 Gästen im Hörsaal war es durchaus wahrscheinlich, dass wenigstens einer alle vier Kreuze richtig gesetzt hat. "Viel unwahrscheinlicher ist der Gewinn beim Erwachsenen-Glücksspiel 6 aus 49", sagte Sontag und fügte hinzu: "Dies entspricht in etwa der Wahrscheinlichkeit, ein ganz bestimmtes 1-Euro-Stück aus einer 325 Kilometer langen Geldstück-Kette zwischen Chemnitz und Berlin bei einem plötzlichen Bremsen zu finden." Und sein Tipp Nummer 2 lautete: "Wenn etwas schief geht, versucht es noch einmal - irgendwann hilft der Zufall jedem!" Deshalb werden in der Schule in allen Unterrichtsfächern pro Schuljahr auch mehrere Klassenarbeiten geschrieben, so der Referent.

Nach dieser Vorlesung, dürfte wohl jedem klar sein, dass man nicht berechnen kann, wann ein Würfel auf die 6 fällt? Lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert, liegt bei einem Sechstel. Und dass ein Jäger mit nur einem Schuss sechs Enten auf einmal schießt, ist höchst zufällig. Jeder Juniorstudent wird sich deshalb künftig wohl eher fragen, wann er auf das Glück vertrauen kann und wann er lieber die Finger von Gewinnspiel oder Aktienkäufen lassen sollte. Und wer gern selbst einmal dem Zufall begegnen möchte, der klicke doch einfach hier. Und diejenigen, die dem Zufall lieber aus dem Weg gehen und sich nicht festlegen wollen, ob eine Münze mit Kopf oder Zahl zu Boden fällt, antworten besser diplomatisch wie eine Juniorstudentin: "Kann sein, kann nicht sein.

Die nächste Vorlesung der in diesem Semester von der Volksbank Chemnitz gesponserten Kinder-Uni findet übrigens am 24. Juni statt. Dann lautet das Thema "Ein Wald aus Stein und seine Geheimnisse - Was verraten uns Fossilien?". Referent ist Dr. Ronny Rösler, Direktor des Museums für Naturkunde Chemnitz. Als Semesterabschluss können die Juniorstudenten am 30. Juni am Chemnitz Marathon teilnehmen. Mit dem aktuellen Junior-Studentenausweis zahlen die Kinder für den Start beim Minimarathon eine vergünstigte Gebühr von fünf Euro - diese wird von den Veranstaltern des Marathons für einen guten Zweck gespendet. Sponsor der Kinder-Uni ist dieses Semester die Volksbank Chemnitz eG.

Weitere Informationen: http://www.tu-chemnitz.de/kinderuni

Kontakt: Anja Schanze, Telefon 0371 531-13300, E-Mail kinderuni@tu-chemnitz.de

Mario Steinebach
13.05.2012

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