Schneepisten aus Stoff sollen Exportschlager werden
Chemnitzer Uni-Ausgründung "Mr. Snow" sorgt auch im Sommer für Ski- und Rodelspaß - Öffentliche Eröffnungsfeier und Pistengaudi am 6. Oktober 2012
Skifahren, Snowboarden und Rodeln - das funktioniert auch ohne Schnee, nämlich mit textilen Skipisten aus Chemnitz. Diese Gleitflächen lassen sich vielerorts wie ein Teppich leicht ausrollen. Sie garantieren Freizeitsportlern auch an warmen Tagen außerhalb der Skisaison ein rutschiges Vergnügen. Und Profisportler können sie auch als Trainingsfläche nutzen. Diese Neuinterpretation von Schnee stammt von der Technischen Universität Chemnitz. Arndt Schumann und Jens Reindl, Nachwuchswissenschaftler des Institutes für Fördertechnik und Kunststoffe, entwickelten den dreischichtigen, luftdurchlässigen Textilverbund. Eine Berg- und Talstruktur an der Oberfläche des Belages ermöglicht die Führung des Sportgerätes beispielsweise bei Kurvenfahrten und machen die Bahn sehr gleitfähig. Nun wagen sie mit einem einjährigen EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und mit der Unterstützung des Gründernetzwerkes SAXEED den Sprung in die Selbständigkeit. Ihre Firma "Mr. Snow" soll den Schnee-Stoff weltweit vermarkten. Produziert wird in Sachsen. "Wir verstehen unser Unternehmen Mr. Snow als eine Erfinderwerkstatt, in der nicht nur geforscht und gebaut wird, sondern auch Ideen ausgetauscht werden", meint Reindl und fügt hinzu: "Studierende der TU Chemnitz sollen bei uns auch Praktika absolvieren oder Studienabschlussarbeiten bearbeiten können." Auch sonst bleibe der fachliche Kontakt zu TU Chemnitz bestehen. "Herr Professor Nendel von der Professur Fördertechnik hat unser Vorhaben bisher sehr unterstützt, er wird uns auch in Zukunft beraten", so Reindl.
"Unsere textile Skipiste weist erstmalig schneeähnliche Gleit- und Fahreigenschaften auf, ohne dass hohe Investitionskosten erforderlich sind", erklärt Schumann und ergänzt: "Zur Herstellung des Belages kommen Hightech-Textilien zum Einsatz, die glatt sind, nicht kaputt gehen, die die Fläche unter dem weichen Belag atmen lassen und - wenn man doch einmal stürzen sollte - keine Blessuren hinterlassen." Mit dem dreischichtigen, luftdurchlässigen Textilverbund sei nun ein wetter- und schneeunabhängiges Snowboarden und Skifahren in allen Regionen der Welt oder in beheizten Hallen möglich. In den letzten Monaten bestand die Piste bereits mehrere Praxistests, unter anderem bei der Vereinigten Skischule Oberwiesenthal sowie beim Ideen-Park 2012. "In Essen wurden wir an unserer Skirampe zwei Wochen lang regelrecht überrannt. Täglich fuhren in einer Messehalle mehr als 2.000 Snowboard-, Rodel- und Skifans unsere weiße Kunststoffbahn hinunter", erinnert sich Reindl.
In den vergangen Wochen bezog das junge Entwicklerteam bereits seinen künftigen Firmensitz in der Reitbahnstraße 80. Am 6. Oktober 2012 wird hier von 11 bis 18 Uhr "Mr. Snow" offiziell mit einem kleinen Pistengaudi eröffnet. "Hinter dem Haus wird eine Ski- und Snowboardstrecke, ein Rodelhang und eine Skisprungschanze aufgebaut. Wintersportbegeisterte aller Altersklassen können hier unsere Textilpiste testen", sagt Schumann. Die dafür nötige Sportausrüstung werde bereitgestellt. Zur Stärkung gibt es Getränke und Gegrilltes zu studentischen Preisen.
Mit einem Augenzwinkern verrät er auch die Herkunft des Firmennamens. "Wir überlegten, wie Frau Holles Helfer in der Sommerzeit heißen könnte, und kamen so recht schnell zu Mister Snow, da wir ja auch ein Publikum außerhalb des deutschen Sprachraumes ansprechen wollen", so Reindl. Und damit Mr. Snow auch ein internationales Gesicht erhält, laden die Skipisten-Entwickler die Gäste der Eröffnungsparty zu "Mosiah aka Mr. Snow from Tobago" ein. Was der aus der Karibik stammende Sänger mit Skispaß ohne Schnee zu tun hat, verraten Schumann und Reindl aber erst am Sonnabend.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Professur Fördertechnik
https://www.tu-chemnitz.de/projekt/Gleitketten/KZT/kzt_projekte.php#tab4 und bei Arndt Schumann, Telefon 0371 23450020.
Mario Steinebach
04.10.2012