Studieren mit Kind - Rollentausch täglich
Pädagogik-Studentin Caroline Mieth gehört mit ihren 21 Jahren zu den jüngsten Müttern an der TU - Der Alltag ist herausfordernd, aber macht ihr Spaß
"Ich weiß, dass ganz viele Leute davor Angst haben und sagen: `Oh Gott, wie kann man nur so was machen!´ Ich frage mich dann immer, woher diese Gedanken kommen", so Caroline Mieth. Die 21-jährige TU-Studentin spielt gerne Gitarre, geht auf Partys oder trifft sich mit Freundinnen - typisch studentisch eben. Was die junge Frau von ihren Kommilitoninnen allerdings unterscheidet? Mieth ist Mutter einer fast zweijährigen Tochter. "Während des Studiums ein Kind zu bekommen, ist cool. Ich kenne viele Leute, die mich unterstützen. Ich denke, wenn andere Eltern nebenbei arbeiten gehen, haben sie es auf keinen Fall leichter."
Mieth und der Vater ihrer Tochter, ebenso TU-Student, stammen beide aus der Region Chemnitz. Sie lernten sich nach dem Abitur kennen. Kurz darauf flog Mieth zum Work and Travel nach Australien, bald nach ihrer Rückkehr wurde sie schwanger. Mit Babybauch fing Mieth ein Pädagogikstudium an der TU an. Ohne Zweifel wollte sie auch nach der Geburt ihrer Tochter am Studium festhalten: "Mir ist zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen. So sehr ich mein Kind auch liebe, ich habe gemerkt, dass mein Gehirn wieder angekurbelt werden musste und ich Gleichaltrige vermisste."
Die junge Familie lebt im Stadtteil Bernsdorf nahe des TU-Campus. Ihre Tochter geht in den dreiminütig entfernten Kindergarten "Krabbelkäfer", Kooperationskita der TU. Die langen Betreuungszeiten bis 18 Uhr kommen den beiden Studenten in ihren unregelmäßigen akademischen Stundenplänen gelegen. 80 Prozent der angemeldeten Familien im "Krabbelkäfer" sind Mitarbeiter und Studenten der TU. "Mit der Einrichtung sind wir sehr zufrieden. Das Klima im Kindergarten ist multikulturell, weil es ja auch viele ausländische Studierende mit Kind an der TU gibt, und das ist auch ganz witzig", sagt Mieth. Als studierende Mutter genießt sie die Vorteile des Kindergartens immer dann, wenn keine Seminare oder Vorlesungen anstehen. "In dieser Zeit gibt es im Haushalt viel zu tun, denn mein Freund ist Sportler und bei sehr vielen Trainings oder im Fitnessstudio gefordert. Aber ich nehme mir dann auch mal Zeit für mich und gehe in die Badewanne."
Eine Ausnahmesituation erlebte die junge Familie erst letztens, als sich die Tochter im Kindergarten mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit angesteckt hatte. "Die ganze Kindergartengruppe saß im Wartezimmer des Arztes. Natürlich war dann die Frage, wer passt eine Woche lang auf das Kind auf, in der es nicht in die Kita gehen darf? Ich habe wirklich jede Minute akribisch geplant, denn selbst meine Omas hatten Arzttermine", sagt die Studentin. Mieth kann auf ihre studentischen Freundinnen und die Familie bauen, wenn der eigene Studienalltag die mütterliche Luft abschnürt. Familiärer Hilfe bedarf die junge Mutter neuerdings regelmäßig, denn die abendlichen Pädagogik-Veranstaltungen haben sich gehäuft. "Ich bin echt froh, dass ich meine Omas in der Nähe habe, die sich jeden Tag abwechseln und auf unsere Tochter aufpassen. Anders könnten wir das gar nicht regeln."
Der 21-jährigen TU-Studentin gefällt ihr Leben als junge Mutter in Chemnitz. Sie ist zufrieden mit den günstigen Mietpreisen und dem Studentenleben, ihrer Kinderbetreuung, den kulanten Dozenten sowie generell mit der familiären Atmosphäre an der TU. "Wenn ich mir die Studenten anhöre, die sagen `Oh, heute habe ich schon wieder um halb zehn eine Veranstaltung, aber so früh will ich eigentlich gar nicht aufstehen´, dann ist das ärgerlich. Die meisten wissen gar nicht, wie gut sie es mit so einem Studium haben." Studieren mit Kind - für Mieth ist es herausfordernd, aber es macht ihr Spaß.
(Autorin: Victoria Graul)
Katharina Thehos
22.11.2012