"Man muss manchmal auch einfach Glück haben"
TU-Absolvent Martin Berke schaffte den Sprung vom Studentenkabarett ins Profigeschäft
"Eine Firma gründen? Ich wollte immer Ritter oder Panzerfahrer werden", schnaubt Martin Berke alias Sven im aktuellen Programm des Chemnitzer Kabarett "‘s wär schon schön" auf der Bühne. Im wahren Leben ist der Traum des TU-Absolventen schon längst in Erfüllung gegangen. Als Ensemblemitglied des Chemnitzer Kabarett landete der 30-Jährige einen Glücksgriff. "Egal, was ich beruflich anders gemacht hätte, irgendetwas hätte mich immer zu dieser Kunstform hingezogen." Vor seinem Karrierestart musste Berke allerdings ohne festen Arbeitsplatz auskommen.
Der TU-Absolvent sammelte erste Bühnenerfahrungen in seiner Heimatstadt Erfurt. Im Schultheater und später als Statist im Erfurter Stadttheater fühlte er sich der Schauspielerei nahe, doch für das harte Schauspielgeschäft nicht ausreichend gewappnet. Ins Kabarett ist Berke während seiner Studienzeit hineingewachsen, als sich 2005 das Studentenkabarett "MehrTUerer" an der TU Chemnitz gründete: "Ich las den Aushang zur Mitgliedersuche. Nachdem ich jahrelang kein Theater mehr gespielt hatte, hatte ich irgendwie den Wunsch, mich auf einer Bühne wieder wohlfühlen zu können. Das hat mit den `MehrTUerern´ geklappt", sagt der TU-Absolvent. Bis heute ist Berke bei den "MehrTUerern" aktiv. Im studentischen Milieu der Kreativität freien Lauf zu lassen, macht ihm immer noch Spaß.
Anfangs jobbte Berke im Chemnitzer Kabarett als Garderobier und Kassenwart. Den angestellten Künstlern war er damals schon aufgrund seiner kabarettistischen Hobbytätigkeit ein Begriff. "Nachdem wir mit den `MehrTUerern´ im Kabarettkeller aufgetreten sind, wollte ich gerne wissen, wie gut das eigentlich ist, was wir als Amateure auf der Bühne machen. Schließlich setzten sich Gerd Ulbricht und Andreas Zweigler mit mir zusammen. Daraus kam dann irgendwann die Idee eines gemeinsamen Programms", so Berke. Im April 2011 glückte dem TU-Absolventen mit "Hempels Sofa" schließlich der Start ins professionelle Kabarettgeschäft. Aktuell arbeitet Berke in zwei weiteren Programmen mit - ganz neu: "‘s wär schon schön" und "Zünd an, es kommt der Weihnachtsmann". Als einziger Nachwuchs-Kabarettist beim Chemnitzer Kabarett profitiert Berke vom Erfahrungsschatz seiner Kollegen: "Sie geben Ideen für spielerische Umsetzungen und Tipps für Formulierungen oder Bühnenpräsenz. Es sind diese kleinen Dinge, die in ihrer Häufigkeit und in der Summe ein geschlossenes Bild für mich ergeben."
Von 2001 bis 2008 studierte Berke an der TU Neuere und Neueste Geschichte, Germanistische Literaturwissenschaft und Allgemeine Erziehungswissenschaft. Nach Studienende erhielt er eine Teilzeitanstellung in einem Chemnitzer Verein für Familienbetreuung. Dann folgte ein unangenehmes - aber laut eigener Aussage auch heilsames - Los. Der TU-Absolvent war für eineinhalb Jahre ohne festen Arbeitsplatz. Auch wenn andere Absolventen aus Chemnitz weggezogen sind und ihr Glück in einer anderen Stadt suchten - Berke blieb: "Man muss manchmal auch einfach Glück haben. Vielleicht gibt es Städte, in denen man sich stärker wohl fühlen kann, aber ich habe mich an Chemnitz gewöhnt. Außerdem gibt es viel zu viele Leute, die sagen, dass in Chemnitz nichts los ist. Wenn jeder weggeht, dann kann daraus ja auch nichts werden." Die Freude am Kabarett konnte sich der TU-Absolvent während dieser knapp zwei Jahre Bewährungsprobe erhalten. Sie bescherte ihm schließlich einen Glücksgriff.
An seiner Kabarettkarriere möchte der TU-Absolvent weiterhin feilen. Derzeit arbeitet er an seiner eigenen Homepage: "Irgendwann möchte ich ein Soloprogramm auf die Beine stellen, aber das braucht Zeit und Arbeit. Ich möchte und muss noch viel mehr über Kabarett lernen, auch wenn der Lernprozess manchmal anstrengend ist", sagt Berke. Neben seinem Bühnenengagement bleibt der TU-Absolvent seinem Geschichtsstudium verbunden: "Wenn es klappt, dann mache ich im kommenden Jahr ab und an Führungen im Industriemuseum. Damit kann ich meiner zweiten Leidenschaft Geschichte treu bleiben und kann mal wieder Wissen sammeln wie an der Uni. Und das macht mir mächtig Laune."
(Autorin: Victoria Graul)
Katharina Thehos
26.11.2012