Der erste Mathematik-Frühstudent nach über 20 Jahren
Eric Hahn, Elftklässler am Georgius-Agricola-Gymnasium, ist begeisterter und begabter Mathematiker - Als Frühstudent der TU Chemnitz sitzt er in seinem ersten Seminar
Zwischen Schule und Universität pendeln ist für den Chemnitzer Eric Hahn mittlerweile normal. Parallel zu seinen schulischen Verpflichtungen am Georgius-Agricola-Gymnasium kommt der 17-Jährige seit Beginn des Wintersemesters als sogenannter Frühstudent an die TU studieren. Seine Begabung im Fach Mathematik und seine Begeisterung für diese Wissenschaft verschafften ihm die universitäre Eintrittskarte - reguläre Lehrveranstaltungen und Prüfungsleistungen an der TU bestimmen fortan den Alltag des Schülers. Erstmals nach über 20 Jahren hat die Fakultät für Mathematik der TU einen motivierten Schüler als eingeschriebenen Frühstudenten unter ihren Studierenden. "Der Begriff Mathematik wird in der Schule und an der Universität unterschiedlich verstanden. In der Schule geht es kaum um Beweise. Da fallen Formeln quasi nur so vom Himmel. An der Universität ist das anders. Dort sind Beweise integrale Bestandteile der Mathematik. Das ist herausfordernd und interessant für mich", so Eric Hahn.
Der 17-Jährige sieht den universitären Anforderungen nicht alleine entgegen. Hilfe und Unterstützung erhält er von Prof. Dr. Karla Rost von der Fakultät für Mathematik. Beide lernten sich vergangenes Jahr kennen, als Hahn mit einem Gasthörerausweis Prof. Rosts Mathematik-Seminare besuchte. "Eric ist mir aufgefallen, denn er hat zum Teil bessere Antworten gegeben als so mancher Student selbst. Damals wusste ich anfangs nicht, dass er Schüler ist", erzählt Rost. Die Dozentin erkannte die mathematischen Qualitäten des Gymnasiasten und schlug ihm die Möglichkeit des Frühstudiums vor. Nach familiärer Zustimmung und Abstimmung mit den TU-Vertretern sowie dem Direktor des Georgius-Agricola-Gymnasiums war es dann soweit: Hahn konnte sich offiziell immatrikulieren. "Eric ist in meinem Unterricht sehr aktiv. Die Studenten staunen auch, dass er erst in der elften Klasse ist. Er hat den Schritt zum Frühstudium letztlich aus eigenem Elan und Interesse heraus gemacht. Ich glaube, dass man damit in der Mathematik am weitesten kommt", sagt Rost.
Eric Hahn belegt zurzeit den Grundkurs "Analysis" im Bachelorstudium Mathematik. Nächstes Jahr folgt dann "Lineare Algebra und Analytische Geometrie". Logisches Denken wird in den TU-Kursen jedes Mal neu abverlangt. Der Taschenrechner - wie gewohnt aus Schulstunden - verschwindet. Hahn gefällt diese Herangehensweise: "Man sieht ja nicht, was der Taschenrechner macht. Man kennt nur das Ergebnis. Wenn man Aufgaben auf Papier löst, hat man ein ganz anderes Verständnis davon", sagt der Schüler und fügt hinzu: "Die Art zu Denken und die Schönheit, die dahinter steht, faszinieren mich an der Mathematik." Mit den Hausaufgaben aus seinen Seminaren kommt Hahn laut eigener Aussage ganz gut zurecht. Und wenn doch Fehler oder Fragen auftreten, kann er sich vertrauensvoll an Pierre Landrock, Diplom-Mathematikstudent im siebten Semester, wenden.
Eine Doppelbelastung, die die Koordination von Studium und Schule mit sich bringt, empfindet er weniger. Prof. Rost sieht die Stärke des Schülers vor allem in seiner Bescheidenheit und Leistungsbereitschaft: "Er leidet nicht an Selbstüberschätzung, dass man Angst haben muss, dass er sein Studium und sein Abitur nicht bewältigen kann." Hahn sieht seiner Zukunft gelassen entgegen. Die angestrebten Credits aus seinem Frühstudium möchte er sich nach dem Abitur im Mathematikstudium anrechnen lassen. Hahn träumt von einer wissenschaftlichen Karriere. Die Analysis-Prüfungen Ende des Wintersemesters stellen ihn auf eine erste akademische Beweisprobe.
(Autorin: Victoria Graul)
Katharina Thehos
11.12.2012